Ist Gott ein Beziehungsmensch?

Im Januar, während eines
Seniorennachmittags, fiel ein Satz, der in meinem Kopf ein Chaos auslöste: «Gott ist ein
Beziehungsmensch.»

Was darauf innert weniger Sekunden in meinem Kopf ­ablief, klang in etwa wie folgt: «Ehm, wie bitte? Gott ein
Beziehungsmensch? Ja, wie nun: Ist Gott ein Mensch oder ist er Gott? Wie kann ein Gott ein Mensch sein? Der Referent sollte sich seine Sätze doch bitte besser überlegen. Was ist denn überhaupt ein ‹Beziehungsmensch›? Sind wir das nicht alle? Aber Gott doch nicht. Oder ist das vielleicht gar nicht so falsch? Gott geht es ja wirklich um Beziehungen. Aber sollte man das nicht anders sagen? Beziehungsmensch – das stimmt ja trotzdem nicht. Dieser Redner sollte schon ein wenig besser aufpassen, was er sagt. Aber Claudia, du sollst andere nicht so verurteilen. Nimm dich lieber selbst an der Nase. Du sagst manchmal im Eifer des Redens auch so Sachen, die nicht ganz stimmen.»

Und so weiter und so fort. Sie kennen das ja.

Aber der Satz klang noch lange in mir nach. Und je länger ich darüber nachdenke, desto mehr Wahrheit entdecke ich darin. In der Bibel wird ein Gott ­beschrieben, der in sich selbst Beziehung lebt: der dreieine Gott, Vater, Mutter, Sohn Jesus Christus, heiliger Geist, Lebenskraft. Er ist ein Gott, der in Jesus Mensch wurde. Also ein Beziehungsgott und ein menschgewordener Gott. Gott wurde Mensch, weil ihm die Menschen am Herzen liegen. Er will Beziehung gestalten und dazu einladen: Gott mit uns Menschen, die Menschen untereinander. Beziehungen, die Leben stiften. Er kam, um

vorzuleben, was wirklich wichtig ist: nicht Geld, Macht, Einfluss, Dominanz, politische Stellung, sondern Beziehungen, die dem Leben dienen, die Leben ermöglichen, Gemeinschaft und Miteinander. Eine Welt, wie er sie sich vorstellt. Vielleicht ist Gott doch ein Beziehungsmensch? Und wenn ja: was bedeutet das für Sie – und mich?

01.06.2023 :: Claudia Haslebacher