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Wenn ein Schüler ein Monopoly kreiert

Für diverse Schulen gehört das Erarbeiten einer selbstständigen Projektarbeit (SPA) in der neunten Klasse seit Jahren fix dazu. Die Oberstufe Langnau hat im abgelaufenen Schuljahr ebenfalls eine solche Aufgabe in den Stundenplan integriert. Lehrerin Tanja Bertozzi hat einige Jugendliche betreut; über die Resultate zeigt sie sich erfreut. Es falle ihr schwer, ein besonders gelungenes Resultat hervorzuheben. «Die meisten Jugendlichen haben viel Herzblut in ihre Arbeit gesteckt», sagt sie. Die Bandbreite ist beachtlich. «Ein eigenes Lied fürs Schwyzerörgeli wurde komponiert, ein Gokart zusammengebaut, ein eigenes Konfirmationskleid genäht, ein Bett gezimmert oder eine Feuerschale hergestellt», erklärt Tanja Bertozzi. Jemand habe fünf Wochen lang auf den Zuckerkonsum verzichtet und die Erfahrung dokumentiert.

Als Paradebeispiel hat das SPA-Team schliesslich die Arbeit von Noah Friedli herausgepickt. Der 15-Jährige hat ein Eishockey-Monopoly erarbeitet. Das Endprodukt besticht durch die vielen Details, sie sei stellvertretend für viele andere sehr gelungene Projekte zu verstehen, sagt Lehrerin Bertozzi. Auch weitere Jugendliche erhielten die Note 6,0.


Die Idee

Schauen wir uns Noah Friedlis Projekt genauer an. Er habe sich zuerst überlegt, ein Kinderbuch zu schreiben oder etwas mit Holz zu machen – zum Beispiel ein Kräuterbeet, erzählt er. «Ich spiele gerne Eishockey und Gesellschaftsspiele. Darum kreierte ich schliesslich ein Eishockey-Monopoly.» Weil eine solche Arbeit für einen Neuntklässler eine neue Dimension darstellt, stand allen Jugendlichen eine Lehrperson zur Seite. Das sei nützlich gewesen, sagt Noah Friedli. Anfänglich habe er gedacht, es bleibe mehr als genügend Zeit, zuletzt habe er aber auch in der Freizeit daran gearbeitet. Zu Beginn hat er ein Mindmap zum Thema Eishockey erstellt. Dann hat er die fortlaufend notierten Ideen ins Spiel integriert. Die Materialwahl sei wichtig gewesen, «mit der Idee allein war es nicht gemacht», erzählt der Schüler. Schliesslich hat er alle 14 Mannschaften der National League und 6 Vereine aus der Swiss League in regionale Gruppen eingeteilt. Das Spiel läuft so ab, dass man Clubs und Hockeyspieler kaufen kann. Weitere Felder zeigen den Hockeyshop, die Eismaschine, den Fanshop, ein Timeout – oder, wenig erstaunlich, die Strafbank. Beim Feld «Video-Review» muss man eine der 25 laminierten Karten ziehen, man kriegt Geld oder muss bezahlen.


Die Ausführung

«Den Prototyp mit 36 Feldern und vier Eckfeldern, habe ich auf Karton gezeichnet», erzählt Noah Friedli. Nach dem Testversuch mit der Familie habe er einiges angepasst und das Startkapital erhöht. Das Spielbrett zeichnete er schliesslich mit Hilfe seines Vaters mit dem CAD-Programm Trimble. Die Vorlage wurde zweiteilig auf Holz gedruckt.

Damit war es noch nicht getan. Bevor das Spiel fertig war, mussten auch noch die Spielanleitung und die Schachtel kreiert werden. In der Kiste werden die Teile mit Ablagefächern
in passender Grösse sortiert. Noah Friedli ging so weit, dass die Geld­stapel auf Moosgummi gelegt werden können, «damit nichts verrutscht». Den Aufwand für diese Details habe er etwas unterschätzt, meint der zukünftige Gymnasiast.


Die Bilanz

Schliesslich wurden die Projekte, die im Rahmen der SPA entstanden waren, in Kleingruppen den Eltern präsentiert. «Es waren wertschätzende, gemütliche Abende, an denen die Jugendlichen ihre Arbeit stolz zeigten», bilanziert Tanja Bertozzi. Die Evaluation sei noch nicht abgeschlossen, sie könne sich aber gut vorstellen, dass die SPA im kommenden Schuljahr mit wenigen Anpassungen wiederholt werde.

«Ich habe jedenfalls bei diesem Projekt viel erlebt», sagt Noah Friedli. Und es sei an der Zeit, sein Eishockey-Monopoly während den Ferien wieder mal zu spielen.

18.07.2024 :: Remo Reist (rrz)

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