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Eine Ferienentdeckung

Kennen Sie Nils Holgersson? Den Jungen, der mit den Wildgänsen über ganz Schweden flog? In den Sommerferien hatte ich die Gelegenheit, das Gut Mårbacka zu besuchen, wo seine Schöpferin, Selma Lagerlöf, Mitte des 19. Jahrhunderts
geboren wurde. Sie war für die damalige Zeit eine ungewöhnliche Frau. Leicht behindert begann sie früh viel zu lesen. Gegen den Willen des Vaters ging sie an ein Gymnasium in Stockholm und liess sich danach als Lehrerin ausbilden. Ihr
grosser Traum war es, Bücher zu schreiben und davon leben zu können. Dank einer Förderin, ihrem Talent und ihrem Durchhaltewillen gelang ihr dies – auch über Durststrecken hinweg. Mit ihrem ersten Buch, Gösta Berling, das zunächst viel Kritik erhalten hatte, gewann sie 1909 als erste Frau überhaupt den Literaturnobelpreis. Mit ihren ersten Verdiensten konnte sie Mårbacka, das die Eltern Jahrzehnte vorher aus Not hatten verkaufen müssen, wieder zurückkaufen. Später auch das dazugehörende Land. So wurde sie Unternehmerin, schuf Arbeitsplätze und setzte sich dafür ein, dass sich Menschen gut ernähren können – auch mit wenig Geld. Deshalb wurde Hafer angebaut. In der Zeit der Weltwirtschaftskrise stellte sie bewusst nicht weniger, sondern mehr Leute ein. Sie kümmerte sich um Bedürftige und Unterdrückte, sie engagierte sich für Frauenrechte und wurde Mitglied des Gemeinderates. Ein Foto zeigt sie unter lauter gestandenen Männern. Selma Lagerlöf wird heute nicht nur als Schriftstellerin erinnert, sondern als Frau, die das, was sie sich errungen hatte, wieder für andere einsetzte – ohne sich selbst dabei zu verleugnen. 1940 starb sie im Alter von 81 Jahren. In den Jahren zuvor hatte sie sich noch dafür eingesetzt, dass jüdische Menschen aus Deutschland ausreisen können. Darunter Nelly Sachs. Ich habe aus Mårbacka übrigens Skrädmjöl heimgebracht, Mehl aus geröstetem Hafer. Auch etwas, das aus der Not entstand und heute etwas Besonderes ist.

31.07.2025 :: Claudia Haslebacher