Der etwas andere Saisonrückblick

32 Rollen Tape, 41 verschiedene Betten, 11 Länder, 28,5 Kilogramm Sportgetränk-Pulver, 3 Kontinente, 47 Instagram-Posts, 48 Minuten in einer Arztpraxis, 56 Minuten reine Fahrzeit auf dem Kurs (nur Quali und Finals, ohne Training). 2 Paar Snowboardschuhe, 8 Wettkampfbretter, 4 Bindungen, 94,5 Flugstunden, 3 gerissene Therabänder, 1 verlorener Blackroll-Ball, 1 kaputtes Skateboard, gefühlte 12 Stunden Visa / ETA-Anträge ausfüllen. Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass diese Zahlen wirklich spannend sind. Aber sie beleuchten mein Jahr von Mai 2024 bis April dieses Jahres doch aus einem anderen Blickwinkel, als wenn ich einfach nur schreiben würde: WM-Medaille. War cool. Hatte Spass. Dreimal Weltcup-Podest. Mitte Saison ein paar Patzer, grundsätzlich aber konstant, 10-mal Top-10. Fünfte im Gesamtweltcup. War toll, gerne wieder. Mit so einem Text bekäme ich wohl ein Telefon aus Langnau - denn das hätte ja nicht viel mit einer Kolumne zu tun. Ich könnte auch erwähnen, dass diese Saison sehr lehrreich war. Ich bin mit meinem Spanisch vorangekommen, kann besser «Brändi Dog» spielen, habe zum ersten Mal selber Teigtaschen gemacht und fuhr zum ersten Mal nachts auf der Marbachegg mit dem Mountainbike die schneebedeckte Piste runter. Legal natürlich - bei einem offiziellen Anlass mit anderen Adrenalinsüchtigen. Item, ich merke, ich drifte ab. Natürlich konnte ich auch vieles lernen, was meine Entwicklung im Snowboardsport betrifft. Zum Beispiel, wie ich mich noch besser fokussieren und meinen eigenen Weg gehen kann. Ich konzentriere mich nur noch auf das, was mich weiterbringt - wo auch immer. Konstruktive Kritik: ja gerne. Vermutungen und Unterstellungen: Göschenen–Airolo. Bei Problemen: Kann ich etwas ändern? Ja? Los! Nein? Akzeptieren und weitermachen. Disclaimer: so lebt´s sich entspannter und schöner ;-). Nochmals zu den Zahlen: Das viele Tape brauchte ich grösstenteils zur Stabilisation meiner vorbelasteten Sprunggelenke. Die vielen Betten haben mich selbst überrascht - aber wenn ich es mir genau überlege, musste ich letzte Woche schon «bimenehaar» den Weg in mein eigenes Schlafzimmer suchen. Schon krass, wenn man bedenkt, dass ich jahrein, jahraus alles dafür gebe, während 56 Minuten die Schnellste Snowboardcrosserin der Welt zu sein. Die Snowboards, Schuhe und Bindungen bezahle ich übrigens selbst - Materialsponsorings gibt´s bei uns kaum. Und die Visa-Anträge, vor allem für China, klappten gefühlt erst beim achten Versuch :).

24.04.2025 :: Sina Siegenthaler