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Der etwas andere Rückenwind

Was für ein Tag! Am Samstag vor einer Woche wurde ich mit einer Fahrt in der historischen, über hundertjährigen Schangnauer Postkutsche überrascht. Diese brachte meine Familie und mich direkt vom Seasonend-Treff in Schangnau in den Kemmeriboden. Dort angekommen, sah ich links und rechts Menschen unter Schirmen, in Regenjacken, einige mit Fahnen oder Bannern. Es waren unglaublich viele! Mir wurde warm ums Herz – ich war überwältigt.

Den Menschen danken, den Nachmittag mit ihnen verbringen, Gespräche führen – auf diese Momente an jenem Samstag hatte ich mich schon lange gefreut. Da war er nun, der Tag, an dem ich vom Skiclub Schangnau, vom Fanclub Sina Siegenthaler und von unzähligen Helfern, Besuchern, Kindern und Unterstützern aller Art nach dem Gewinn der WM-Medaille empfangen wurde. Solche Tage vergisst man nie, es war unglaublich. Obwohl ich mir schon lange bewusst bin, wie wichtig die Menschen um mich herum für meine Erfolge sind, wurde mir an diesem Tag einmal mehr klar: Die Medaille hat nicht nur mich und meinen Teamkameraden Valerio Jud aufs Podest gebracht. Die Emotionen, die sie weckt, haben das halbe Dorf und viele darüber hinaus mitgerissen. Denn, was so leicht aussieht, wenn es im Fernsehen in Zeitlupe glänzt, besteht im echten Leben aus harter Disziplin, Zweifeln, tausend unsichtbaren Wiederholungen und Menschen, die einen immer wieder zurück auf den richtigen Weg bringen. Meist wortlos, aber immer wirkungsvoll.

Ich habe an diesem Tag viele Hände geschüttelt – nasse, kalte, warme. Manche Gesichter kenne ich seit meiner Kindheit, andere sah ich zum ersten Mal. Doch sie alle waren Teil dieses Moments, Teil meines Weges, Teil des Chaos, das sich Erfolg nennt. Denn ehrlich: Niemand gewinnt eine Medaille allein. Man trägt sie vielleicht allein um den Hals, aber sie gehört den Eltern, die als Taxi gedient haben, den Trainern, die auch an schlechten Tagen an einen geglaubt haben, den Physios, die einen wieder zusammengeflickt haben, den Unterstützern jeder Art und den Freunden, die nach Niederlagen einfach da waren – mit Pizza oder Schweigen, beides gleich wertvoll.

Und genau deshalb war dieser Empfang so viel mehr als eine Ehrung. Er war ein Spiegel, der zeigte, wie viele Menschen mit mir mitgefiebert, mitgelitten und mitgehofft haben, mir quasi Rückenwind geboten haben – oft still, im Verborgenen. Ich glaube, das ist das grösste Geschenk solcher ­Momente: Sie holen die leisen, unsichtbaren Stimmen ans Licht und machen aus einem persönlichen Erfolg ein gemeinsames Erlebnis.

19.06.2025 :: Sina Siegenthaler