Error compiling Razor Template (contact the administrator for more details)

Einfach ein bisschen weniger

Letzten Dienstag wachte ich auf und stellte fest, dass sich ein Lama in meinem Wohnzimmer befand. Es stand einfach dort, kaute gelangweilt auf einem Büschel Heu herum und blickte mich mit einer Mischung aus Verachtung und Desinteresse an. Ich wunderte mich, wie es dorthin gekommen war. Hatte ich es in einem Anfall von nächtlichem Shopping-Wahn auf einer dubiosen Tierhandelsseite bestellt? Ich googelte: «Lama im Wohnzimmer - was tun?» Die Antworten reichten von «es einfach ignorieren» bis zu «einen Exorzisten rufen». Keiner dieser Ratschläge schien mir hilfreich. Als ich zur Küche ging, stellte ich fest, dass das Lama nicht allein war. Ein Pinguin stand vor meinem geöffneten Kühlschrank und betrachtete interessiert meine Milchvorräte. Im Badezimmer klammerte sich ein Kapuzineräffchen an meine Zahnbürste, und ein Pelikan hatte sich im Gästezimmer häuslich eingerichtet. Meine Wohnung hatte sich über Nacht in einen Zoo verwandelt. Leute, ich habe eigentlich nichts gegen Tiere, im Gegenteil, ich mag sie, aber bitte sehr nicht in meiner Wohnung! Ich sah aus dem Fenster auf die Wiese, wo die Kühe meines Nachbars friedlich weideten. Plötzlich gab es einen unglaublichen Knall und eine Kuh explodierte. Sekundenbruchteile später war sie nicht mehr zu sehen. Nach und nach explodierten alle Kühe auf der Weide und lösten sich in nichts auf. Die Tiere in der Wohnung schienen die Explosionen überhaupt nicht zu stören. Umso mehr störte mich das ganze Szenarium. Und mir wurde klar: Ich musste endlich mal reduzieren. Wenn ich keine Tiere mehr in der Wohnung antreffen und auch keine explodierenden Kühe mehr sehen wollte, so musste ich in Zukunft einfach ein bisschen weniger nehmen. Mein aktueller Drogenmix besteht aus LSD, Pilzen und Meskalin. Und das ist scheinbar einfach zu viel des Guten. So einfach ist das. Ein normaler Mensch hätte schon durch den Konsum von LSD prächtige Halluzinationen. Aber der Anton wäre nicht der Anton, wenn er dazu nicht noch zusätzlich Pilze und Meskalin konsumieren würde. Und dann kommen sie dann eben, diese Viecher! Ich beschloss für mindestens eine Woche mit allem aufzuhören. Glücklicherweise kam mir das Schicksal bei meinem Unterfangen völlig unerwartet entgegen: Mein Dealer hatte sich den Arm gebrochen und konnte mir somit während einer längeren Zeitspanne keine Drogen mehr überreichen. Es ist mein Steuerberater, aber behalten sie das bitte für sich.

28.05.2025 :: Anton Brüschweiler