Überwältigt vom Heiligen Geist

Pfingsten? Das bedeutet ein verlängertes Wochenende, Blechlawine am Gotthard, verregnetes Pfadi-Zeltlager. Aber weshalb eigentlich? Pfingsten ist das letzte kirchliche Fest aus dem österlichen Zyklus. An Karfreitag und Ostern gedenken wir des Leidens und Sterbens Jesu. An Auffahrt erinnern wir uns daran, wie Jesus sich von seinen Jüngerinnen und Jüngern verabschiedete und sie in die Selbstständigkeit entliess, wie vor einer Woche Urs Corradini an dieser Stelle sehr schön schrieb. Jesus kündigte bei seinem Abschied einen Beistand an, den er ihnen schicken würde. Um diesen Beistand geht es an Pfingsten: den Heiligen Geist. Die Apostelgeschichte berichtet (Kapitel 2): ein Sturm, züngeln­de Flammen, und alle verstehen einander plötzlich, weil jeder und jede die je eigene Sprache hört. Eine alte Weissagung des Propheten Joel geht in Erfüllung. Den Heiligen Geist können wir nicht sehen. Er bleibt abstrakt, ist nicht zu fassen, weht dort, wo er will. Oder wo sie will, die Geistkraft. Die Jesusleute damals in Jerusalem wurden überrumpelt, oder besser: überwältigt. Die anderen, die zufällig dabei waren, erst recht. Über die Geistkraft können wir nicht verfügen. Sie ergreift uns, nicht wir sie. Schön und gut! Aber woran erkennen wir nun den Heiligen Geist, den Geist Gottes? Denn viele Geister können Menschen ergreifen, und es gibt auch unheilige darunter! In der Bibel, vor allem in den Briefen des Paulus, finden wir Eigenschaften des Geistes aufgelistet. Besonders schön ist eine Stelle aus dem 2. Timotheusbrief. Paulus (oder ein Schüler von ihm) schreibt darin einem jungen Menschen, der heute ein Konfirmand oder eine Firmandin sein könnte: «Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.» (2. Timotheus 1,?7) Ich wünsche Ihnen allen fröhliche, belebte und geistvolle Pfingsten.

16.05.2024 :: Kathrin van Zwieten