Die Götter waren es müde, arbeiten zu müssen. Darum schufen sie Menschen. Diese arbeiteten für sie, bebauten das Land und brachten ihnen Opfer dar - so konnten die Götter sich zur Ruhe setzen. So erzählten die alten Babylonier. Damit war Sinn und Zweck des Menschseins definiert. Aber schon bald kam die Lust zum Nichtstun auch über die Menschen. Wer
es sich leisten konnte im alten Griechenland oder Rom, hielt sich Sklaven, welche die Arbeit verrichteten. So dass man sich selbst den angenehmen Seiten des Lebens widmen konnte, etwa dem Regieren oder der Philosophie. Sklaven galten demnach nicht als Mitmenschen, sondern als Sachwerte im Besitz ihres Eigentümers. Nicht viel besser ging es den
Arbeitern und Arbeiterinnen in den Fabriken während der Industrialisierung. Sie hatten zu funktionieren, genau wie die Maschinen in der Fabrikhalle. Karl Marx und die Kommunisten versuchten das umzukrempeln. Mit mässigem Erfolg. Sowjetischen Arbeitern ging es nicht besser als denen in England. Erst die moderne Technologie ermöglicht uns humanere Arbeitsbedingungen, auch weil sie mehr Wissen und Eigenverantwortung erfordert. Heute sind Fachleute gefragt, die mit Motivation und Know-how ihren Betrieb zum Erfolg führen. Work-Life-Balance, sinnstiftende Aufgaben und Aufstiegschancen machen uns so zufrieden, dass wir kein Bedürfnis mehr nach 1.-Mai-Umzügen haben, an denen man einst gegen das Kapital aufbegehrte. Denn die wirklich schlechte und dreckige Arbeit haben wir ausgelagert. Nach Vietnam, Bangladesh und Indonesien. Damit wir mehr Zeit haben, uns den angenehmen Seiten des Lebens zu widmen, etwa dem Nachdenken über die Arbeit. Und wir merken: Arbeit gehört zum Leben, aber das Leben ist mehr als
die Arbeit. Wenn das doch weltweit für alle, die arbeiten müssen, so wäre!