«Wenn die stille Zeit vorüber ist, dann wird es auch wieder ruhiger», sagte schon Karl Valentin
(1882–1948).
Kommt es Ihnen auch so vor, als wäre die stille Zeit, also die Advents- und Weihnachtszeit, die
lauteste im ganzen Jahr?
Es wird viel geklagt über Hektik und Trubel im Dezember. Und doch ist es jedes Jahr
dasselbe. Auch wenn die Lebkuchen schon Ende September in den Regalen liegen – jedes Jahr etwas früher, so scheint
es –, wird doch die Zeit knapp beim Planen und Vorbereiten.
Und schon wird es Dezember, die erste Kerze brennt,
man besucht Weihnachtsmärkte, Konzerte und zwischendurch auch Familienangehörige. Man kauft Geschenke ein, bäckt
Güetzi, sucht einen Baum aus, das Weihnachtsessen der «Bude» findet statt, man wollte doch noch Weihnachtskarten
schreiben. Und schon steht das Fest vor der Tür, und man ist erschöpft. Man nimmt sich hoch und heilig vor, das
nächste Jahr… und weiss doch, dass es wohl wieder ähnlich werden wird.
Die Freude am Feiern gehört zum
Menschsein. Die Freude am Zusammensein auch.
Gott sei Dank! Dass wir den Geburtstag Jesu festlich begehen wollen,
ist nichts als würdig und recht. Auch wenn das Datum überhaupt nicht historisch belegt ist. Es ist die dunkelste
Zeit im Jahr. Ein Fest mit viel warmem Licht tut der Seele gut.
Die Vorfreude auch. Dass es Vorbereitungen
braucht, versteht sich von selbst. Und doch scheint mir, dass weniger mehr wäre. Ein Zuviel an Besinnlichkeit droht
ins Gegenteil zu kippen. Stille Zeit?
Laut Karl Valentin war das offenbar schon vor rund hundert Jahren nicht
anders. Es wird uns kaum gelingen, die stille Zeit zurückzugewinnen. Vielleicht hat es sie gar nie gegeben. Wie wäre
es, wenn wir sie stattdessen einfach nach hinten verschöben? Die Zeit zwischen den Jahren, die Rauhnächte, die
Altjahrswoche als stille Zeit?
In diesem Sinn wünsche ich Ihnen eine stille, besinnliche, frohe
Nach-Weihnachtszeit.