Kehrtwende dank den Zwillingsschwestern

Kehrtwende dank den Zwillingsschwestern
Dora (links) und Charis Peglau – die beiden cleveren Zwillingsschwestern. / Bild: zvg
Schach: Zwei junge, deutsche Spielerinnen haben dem Schachklub Trubschachen zum Ligaerhalt verholfen. Auch nächstes Jahr werden die Zwillingsschwestern den Klub unterstützen.

Schach ist eine Einzelsportart, doch es gibt Mannschaftsmeisterschaften, an denen zwei Teams gegeneinander antreten. Acht Spieler des einen Klubs spielen gegen acht des anderen. Jeder spielt für sich, am Schluss werden die Punkte zusammengezählt. Der Schachklub Trubschachen nimmt jedes Jahr mit vier Mannschaften an den Schweizer Mannschaftsmeisterschaften teil. Die erste Mannschaft spielt in der NLB, die zweite in der 3. Liga, die dritte und vierte in der 4. Liga. In der ersten Mannschaft engagiert man neben den klubeigenen Mitgliedern auch Zuzüger gegen bescheidene Bezahlung.


Schwestern bringen die Wende

Im 2024 verlief der Saisonstart in der NLB trotz Zuzüger harzig. Die Emmentaler verloren die ersten vier Runden und der Abstieg in die 1. Liga drohte. Doch dann fing sich die Mannschaft plötzlich auf und gewann jedes weitere Spiel. Ein Grund für die Kehrtwende war der Zuzug von zwei Gymnasiastinnen aus Ostdeutschland. Charis und Dora Peglau, zwei Zwillingsschwestern, unterstützten die Emmentaler in den letzten beiden Runden, gewannen beide Partien und verhalfen dem Klub zu zwei Siegen, die das Team auf Rang 4 in der Gesamtwertung katapultierte. Die beiden jungen Schachtalente stammen aus einer in Deutschland bekannten Schachfamilie, in der alle Schach spielen. Vater Markus und Mutter Adelheid, die Töchter Sarah (20), Mirjam (19), Charis (15), Dora (15), Lorena Julia (13), Louise Deborah (8) sowie Sohn Paul David (10). Charis und Dora besuchen ein Gym­nasium für Hochbegabte, wo auch am Samstag Schulbetrieb herrscht. Dafür gibt es mehr Ferien, welche die beiden unter anderem für Schachturniere im In- und Ausland nutzen. Beide trai­nieren intensiv, zum einen mit dem Grossmeister Henrik Teske, zum anderen im Selbststudium. Als Aus-gleich spielen beide ein Musikinstrument und treiben weiteren Sport wie Schwimmen oder Fussball. Kürzlich hat Charis Peglau bei der U16-Weltmeisterschaft in Brasilien die Bronzemedaille gewonnen. Sie erreichte acht Punkte aus elf Partien und damit den erfreulichen dritten Platz bei 65 Teilnehmerinnen. Der Zwillingsschwester Dora lief es weniger gut. Sie verlor in der Schlussrunde und landete auf dem 27. Rang. So nah liegen Erfolg und Misserfolg beieinander.


Man hilft sich gegenseitig

Wie sind die beiden Schachtalente zum Schachklub Trubschachen gestossen? Gundula Heinatz, ein Klubmitglied, hat den Kontakt hergestellt. Sie stammt selber aus Deutschland, nimmt regelmässig an internationalen Turnieren teil und gehört zu den besten Schachspielerinnen der Schweiz – unter anderem wurde sie Schweizer Damenmeisterin 2014 und 2018. Sie animierte die Zwillinge zum Mitmachen, nachdem sie die in Dippoldiswalde (bei Dresden) wohnhafte Schachfamilie Peglau kennengelernt und sich mit ihnen angefreundet hatte. Nächstes Jahr wird Gundula Heinatz die Mannschaft Schachzentrum Seeblick Dippoldiswalde verstärken, die vorwiegend aus Peglau-Frauen besteht und   kürzlich sensationell in die erste deutsche Bundesliga der Frauen aufgestiegen ist. Im Gegenzug haben Charis und Dora Peglau versprochen, dem Emmentaler Klub erneut unter die Arme zu greifen. Neben Gundula Heinatz und den Zwillingen werden auch Jana Ramseier, Maria Heinatz (beide bisher) sowie neu Steffi Arnold in der NLB-Mannschaft des Klubs mitspielen. Viele Frauen also, was in der Schweizer Schachszene ein Novum ist. Bei den Männern werden mit Paul Haldemann, Angelik Lasar, Reto Moser und Kirushant Sivanandan vier Klubmitglieder vertreten sein, die aus der eigenen Nachwuchsabteilung hervorgegangenen sind. Die Mannschaft freut sich auf das Wiedersehen mit Charis und Dora Peglau und hofft, dass mit weiblicher Cleverness der Ligaerhalt auch nächstes Jahr zu schaffen ist.

03.01.2025 :: Bettina Haldemann-Bürgi (bhl)