Er lebt noch, der alte Dorfgeist

Er lebt noch, der alte Dorfgeist
All das gab es am Dorffest zu erleben: Karussel. Marktstände mit Waren aller Art, im Golfclub üben und Segnungen "to go". / Bild: Gertrud Lehmann (glh)
Oberburg: Gutes Wetter und eine Rekordbeteiligung – Oberburg kann auf ein gelungenes Dorffest zurückblicken. Das Publikum konnte auch Ungewöhnliches entdecken.

Ein Dorffest, zieht das heute noch? Die vielen Besucherinnen und Besucher mit vergnügter Miene und die ausgelassene Fröhlichkeit der Jungschar bewiesen, dass der vom Verein Dorffeste Oberburg initiierte Anlass eine gute Idee war. Der Lohn für aufgewendete Mühe und Arbeit. Das erste Dorffest fand zur Eröffnung des Altersheims vor 50 Jahren statt, das zweite vor zehn Jahren. Zeit also, alte und junge Bewohner, unterschiedliche Vereine und Interessen-gruppen, Alteingesessene und Neuzuzüger wieder einmal zu mobilisieren. Sie alle sollten sich näher kommen an diesem Fest. Man wolle den alten Dorfgeist aus der Reserve locken, sagt Organisationspräsident Walter Bauen. Zusammen mit einem Dutzend Leu-ten des Vereins Dorffeste und der Mithilfe von 27 Vereinen und Gruppierungen wurde also das Dorffest Oberburg organisiert, und das obwohl landauf landab Jodler-, Musikanten- und Schwingfeste stattfanden und aus­serdem die Wetterlage nichts Gutes versprach. Doch der Mut hat sich gelohnt, und sogar Petrus hatte ein Einsehen und schloss die Regenschleusen.


Umzug mit 47 Bildern

Das Fest begann am Freitagabend mit einem gut besuchten Konzert von Chraftwerk und Plüme. Letzterer war als ehemaliger Oberburger schon am Fest vor zehn Jahren dabei und hat seither nichts von seiner Beliebtheit eingebüsst. Auch die zahlreichen Markt­stände und die Spiele standen schon bereit. Ab 21 Uhr konnte man wie auch am Samstag in diversen Bars die Spiele der Fussball-EM verfolgen. Samstags um halb zwei fand dann der Umzug mit dem Motto 1974?–?2024 statt. «Es war überwältigend», bilanziert Walter Bauen. «47 Bilder von einst und jetzt wurden von Schulklassen, Vereinen und Einzelpersonen dargestellt.» In der Schulhaus-Aula hatten die Brockenhaus-Frauen ihre 1001 Antiquitäten ausgebreitet. Auf dem Schulhausplatz stand ein «Gumpizelt» und dann das gute, alte Rösslispiel – sie sind natürlich Kindermagneten. Auch der vor fünf Jahren erstellte Kinderspielplatz wurde fleissig benutzt. An den Ständen gab es  selbst gemachte Handarbeiten oder es präsentieren sich die Vereine, nicht zuletzt mit dem Ziel, Nachwuchs zu rekrutieren. Die Schaukelringe des Turnvereins wurden gerne ausprobiert. Im Golfclub üben kostete nichts. Die Feuerwehr faszinierte die Jungen. Dann plötzlich tauchte eine ungewöhnliche Tafel auf: «Hol Dir e Säge, Säge to go.» Niklaus Friedrich, einer von Oberburgs Pfarrern, verschenkte himmlische gedörrte Apfelringe und gab Auskunft: Die Kirche müsse sich öffnen, volksnah sein, um zu überleben. Darum gab es am Dorffest seinen Segen als «Instant Säge» im Vorbeigehen, als «Dazugehör-Segen» mit Bild, als «Loslass-Ritual» mit Räucherstäbchen oder als «Mitnehm-Segen» im Konfiglas mit Schöggeli.


Ein Königs-Wettbewerb

Nicht fehlen durften kulinarischen Köstlichkeiten wie Bratwürste, Glace, Churros und – statt «Ham»burger – «Ober»burger. Überall konnten die Kinder Geschicklichkeits-Spiele ausprobieren. Wer auf seiner Karte die meisten Punkte gesammelt hatte, wurde am Ende des Festes zum König oder der Königin von Oberburg erkoren.

20.06.2024 :: Gertrud Lehmann (glh)