Auch wenn viele Auswärtige baden, die Standortgemeinden zahlen

Auch wenn viele Auswärtige baden, die Standortgemeinden zahlen
Zukunft von Badis: Hallen- und Freibäder zu sanieren, kostet die Standortgemeinden viele Millionen Franken. Hinzu kommt, der Betrieb der Badis ist in keinem Fall kostendeckend.

Um das Defizit des Langnauer Hallen- und Freibades zu decken, zahlt die Gemeinde pro Jahr jeweils 550´000 bis 600´000 Franken. Fünf Mitgliedern des Gemeindeparlaments ist das zu viel. Sie reichten eine Motion ein: Das Defizit soll auf 400´000 Franken reduziert werden. Das Geschäft wird am 19. Juni behandelt werden, die Antwort des Gemeinderats liegt bereits vor: «Die Kosten für den Betrieb (...) setzen sich primär aus Energie- und Personalaufwendungen zusammen. Um das Betriebsdefizit (...) zu reduzieren, müsste beispielsweise die Wassertemperatur gesenkt werden.» Und die Eintrittspreise erhöhen? «Wir haben leichte Erhöhungen angedacht. Die Badi soll aber für alle erschwinglich bleiben», sagt Gemeinderat Beat Gerber. Die Motionäre möchten die umliegenden Gemeinden in die Pflicht nehmen, schliesslich stammten mehr als die Hälfe der Besucher nicht aus der Gemeinde Langnau. Der Gemeinderat hält in seiner Antwort fest, dass er eine Beteiligung dieser Gemeinden am Betrieb anstrebe, ohne jedoch konkret zu werden.

 

Standortgemeinden investieren  

Die Anlage in Langnau ist 50-jährig, der Sanierungsbedarf entsprechend gross: 16 Millionen Franken (± 30 %). Auf Druck des Parlaments muss der Gemeinderat noch die Variante eines Ersatzneubaus prüfen. Die Zahlen dazu liegen noch nicht vor. Gemeinderat Beat Gerber betont, dass bereits 16 Millionen Franken für die Gemeinde ein stolzer Betrag sei. Das neue Sportförderungsgesetz sieht vor, grosse Sportstätten regional zu betreiben (siehe Kasten). Wäre das die Lösung für Langnau? «Es wird noch Jahre dauern, bis diese Regelung angewendet wird», befürchtet Beat Gerber, der diese Idee gut findet. «Beim Sozialdienst oder den Feuerwehren arbeiten die Gemeinden auch zusammen, bei den Badis sei dieser Wille weniger gross, auch wenn alle Gemeinden Schwimmunterricht anbieten müssen.


«Gärtlidenken muss aufhören»  

Das Hallen- und Freibad bereits weitgehend saniert hat die Gemeinde Grosshöchstetten. «Das Schwimmbad ist wieder gut ‹zwäg›. Vorgesehen ist noch, die Fensterfassade zu erneuern», sagt Gemeindepräsidentin Christine Hofer. Die Badi sei sehr gut durch Kurse besucht, insbesondere im Winter. Die Gemeinde hat für die Sanierung 3,5 Millionen investiert und deckt auch das Betriebsdefizit. «Wir  haben die Regelung, dass dieses 120´000 Franken nicht übersteigen darf.» Es sei unbedingt nötig, dass grössere Sportanlagen regional getragen werden, findet Hofer. «Das Gärtlidenken muss aufhören.»

Noch ist nicht klar, welche Anlagen von regionaler Bedeutung sind. Die Badi in Biglen wird nicht dazugehören. Der Gemeinderat habe das Bad bei einer Umfrage der Regionalkonferenz Bern-Mittelland nicht gemeldet. Die Gemeinde werde aber die beliebte, kleine Badi weiterhin unterhalten und decke das Defizit, das jeweils um 100´000 Franken betragen habe, wie Gemeindeschreiberin Marlene Schwarz-Rüegsegger sagt.


Neues, grösseres Bad in Sörenberg 

Auch eher klein präsentiert sich das Hallenbad in Sörenberg, das während 36 Wochen in der Winter- und Sommersaison in Betrieb ist. Zwar üben sich an den Vormittagen verschiedene Schulklassen im Schwimmen, der Fokus liegt aber auf den Touristen. Entsprechend wird auch 40 Prozent des Defizits über die Kurtaxe beglichen, den Rest übernimmt die Gemeinde. «Etwa in der Altjahrswoche, als das Wetter schlecht war fürs Skifahren, war das Hallenbad proppenvoll», berichtet Hans Lipp, Verwaltungsratspräsident der Hallenbad AG. Sie strebt ein neues, grösseres Bad auf Sörenberg Platz (vis-à-vis Reka-Feriendorf) an. Derzeit laufen Abklärungen zur Umzonung der Parzelle.  Die grosse Knacknuss ist laut Lipp die Finanzierung des Neubaus, der 20 bis 25 Millionen Franken kosten wird. Weil das Schwimmbad im Sportanlagen-Konzept des Kantons Luzern eingetragen sei, könnten 10 Prozent der Baukosten mit Lotteriefondsgeldern gedeckt werden. Wie der Rest finanziert werden sollen, sei aber noch nicht bestimmt, sagt der Verwaltungsratspräsident.     

Regionale Bedeutung definieren

Der Kanton Bern verpflichtet die Regionalkonferenzen (RK), einen regionalen Richtplan Sportanlagen zu erarbeiten. Die Regionalkonferenz Emmental hat Anfang Mai einen Anlass dazu durchgeführt. «Als erstes gelte es Kriterien zu erarbeiten, um die Anlagen von regionaler Bedeutung zu ermitteln», sagt Thomas Frei, Geschäftsführer der Regionalkonferenz Emmental. An dem Anlass seien verschiedenste Sportanlagen genannt worden. «Es besteht der Konsens, dass grosse Sportanlagen regional und kantonal mitfinanziert werden müssten», bilanziert Frei. Als nächstes solle nun der langfristige Bedarf solcher Anlagen ermittelt werden. Bis der Richtplan fertig sei, dürfte es noch einige Zeit dauern. «Vieles ist noch offen», meint Frei. «Beispielsweise mit welchem Betrag sich der Kanton an den Investitionen beteiligt.»

08.06.2023 :: Bruno Zürcher (zue)