«Haushalten ist eine der zentralen Tätigkeiten bei der Integration»

«Haushalten ist eine der zentralen Tätigkeiten bei der Integration»
Im einstigen Restaurant des Forum Sumiswald wurden letzte Woche Kochstationen aufgebaut. / Bild: Bruno Zürcher (zue)
Sumiswald: Im Forum Sumiswald werden nun die ersten Asylbewerber einziehen. Das Ziel lautet, dass sich die Familien und Einzelpersonen in der hiesigen Gesellschaft zurecht finden.

In den Schlafräumen stehen massive Kajütenbetten, welche die hölzernen Einzelbetten ersetzen. Sechs oder acht Personen können so in einem Zimmer untergebracht werden. «Ein Vorteil ist, dass einige Zimmer mit einer Nasszelle ausgerüstet sind», sagt Nils Bernhard, Bereichsleiter Kollektivunterkünfte der ORS AG, die das Zentrum in Sumiswald führt. Dadurch könne einfacher eine gewisse Privatsphäre gewahrt werden – schliesslich werden dort Familien, aber auch Einzelpersonen aus verschiedenen Ländern leben. Positiv sei auch, dass alleinlebende Mütter mit ihren Kindern in einem separaten Bereich logieren könnten, sagt Nils Bernhard.


Kochstationen aufbauen

Ein paar Tage vor der Eröffnung sind in der Küche noch Handwerker an der Arbeit. Statt in der Gastroküche werden die Bewohnerinnen und Bewohner ihre Speisen auf Kochherden zubereiten, wie sie in normalen Haushalten zu finden sind. Auch Waschmaschinen werden noch installiert. Wie viel die Umbauarbeiten insgesamt kosten, war bei der kantonalen Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion nicht zu erfahren.

«Das Ziel lautet, diese Leute in unserer Gesellschaft zu integrieren; da ist das Haushalten eine zentrale Tätigkeit», erklärt Lutz Hahn, Mediensprecher der ORS AG. Die Bewohnenden werden intern geschult. Inhaltlich werden Informationen zu Leben in der Schweiz vermittelt. Nils Bernhard: «Beispielsweise wird erklärt, wie man die SBB-App bedient. Zentral sei aber der Deutsch-Unterricht.» 

Wie lange dauert es bestenfalls, bis eine Person in der hiesigen Gesellschaft integriert ist? «Das kommt sehr auf die Bildung an, die jemand mitbringt», sagt Lutz Hahn. Es sei schon vorgekommen, dass eine Person nach einem halben Jahr auf eigenen Beinen stehen konnte. Obwohl Arbeitskräfte derzeit gesucht seien, mangle es an Arbeitsplätzen. «Das ist auch ein Appell an die hiesigen Gewerbetreibenden.» Ansonsten werden die Bewohnerinnen und Bewohner im Forum intern beschäftigt. «Es gibt einen Ämtliplan», führt Nils Bernhard aus. «Die Arbeiten werden auch bewertet. So lernen die Bewohner beispielsweise, dass sie die Aufträge pünktlich ausführen müssen.»


Genügend Personal gefunden

Das Zentrum wird rund um die Uhr beaufsichtigt. Insgesamt würden 11,5 Vollzeitstellen geschaffen. Ein grosser Teil des Personals stamme vom Asylzentrum Burgdorf, das demnächst geschlossen werde. Theoretisch würden die Räume für 300 Menschen Platz bieten. In der Praxis sei es aber so, dass man in einem Sechserzimmer zu einer fünfköpfigen Familie nicht noch eine Einzelperson einquartieren könne. Aufgebaut wurden 224 Betten.

Um die Kinder des Zentrums unterrichten zu können, werden in Wasen und Sumiswald zwei Klassen eröffnet. Die nötigen Lehrkräfte hätten gefunden werden können. Letzte Woche habe ein erster runder Tisch zum Asylzentrum stattgefunden. Vertreter der ORS AG, des Kantons und der Polizei haben Fragen von Anwohnern, der Gemeinde, der Schulleitung, der Kirchgemeinde und von Vereinen beantworteten. «Das zentrale Thema war nebst der Schule die Sicherheit», sagt Gemeindepräsident Martin Friedli. «Wir können derzeit nur die Erfahrungen anderer Zentren heranziehen und hoffen, dass alles gut geht.»

20 Menschen pro Tag

Aus den Bundeszentren würden dem Kanton Bern pro Tag rund 20 Schutzsuchende zugewiesen, erklärt die Abteilung Asyl und Flüchtlinge des Kantons Bern auf Anfrage. Der Anteil an Familien mache rund die Hälfte aus. «Die Lage bezüglich der Plätze sei nach wie vor angespannt, vor allem im Bereich der unbegleiteten Minderjährigen», heisst es weiter.

Die grössten Gruppen stammen aus der Ukraine sowie aus Afghanistan und der Türkei.

Jugendliche in Weier

Seit Dezember in Betrieb ist das Wohnheim für unbegleitete minderjährige Asylbewerber in Weier. Gemäss der Stiftung «Zugang B», die das Heim betreibt, eigneten sich die Räume des einstigen -Altersheims bestens zu diesem Zweck. Betreut würden bis zu 30 Jugendliche, die vor allem aus Afghanistan stammen. «Sie besuchen mehrheitlich die interne Tagesstruktur. Aktuell besucht kein -Jugendlicher des Wohnheims Weier die örtliche Schule.»

02.02.2023 :: Bruno Zürcher (zue)