Die SP verpasste die Wahl klar – der parteilose Beat Leu auch

Die SP verpasste die Wahl klar –  der parteilose Beat Leu auch
Affoltern: Für die SVP sind die Gemeindewahlen wunschgemäss verlaufen. Das Nachsehen haben der Bisherige Beat Leu sowie Ueli Kipfer von der SP, der neu in den Rat einziehen wollte.

Bereits die Wahl für das Gemeindepräsidium konnte die SVP klar für sich entscheiden. Ihr Kandidat, Roland Ryser, der bereits dem Gemeinderat angehört, erreichte 298 Stimmen. Sein Mitbewerber, der parteilose Beat Leu, ebenfalls ein bisheriger Gemeinderat, brachte es gerade mal auf 161 Stimmen. «Dass ich gegen den SVP-Mann Roland Ryser keine Chance haben werde, war mir von Anfang an bewusst. Ich wollte aber den Stimmberechtigten eine echte Wahl bieten.» Hierzu sei er auch von etlichen Bürgerinnen und Bürgern ermutigt worden. 

Besonders bitter für Beat Leu ist aber, dass er auch die Wiederwahl in den Gemeinderat deutlich verpasst hat. Das Absolute Mehr lag bei 231 Stimmen, er erhielt deren 137.

Plötzlich war er auf keiner Liste

Wie erklärt sich Beat Leu dieses Ergebnis? «Ursprünglich wurde ich von der SVP angefragt, auf ihrer Liste zu kandidieren. In einem Gespräch mit dem nun gewählten Gemeindepräsidenten sagte mir dieser, dass er nichts gegen eine Kandidatur meinerseits einzuwenden hätte», sagt Beat Leu. Er habe explizit zwei Mal beim SVP-Parteipräsidenten, Jakob Aebi, nachgefragt, ob die Abmachung betreffend Aufnahme auf der SVP-Liste immer noch gelte. Mir wurde eine Antwort in Aussicht gestellt. «Dann hörte ich nichts mehr von der SVP.» Dass in der SVP ein Umdenken stattgefunden habe, ist für Beat Leu nachvollziehbar. Dass man dies nicht offen und ehrlich kommuniziert habe, finde er schon etwas speziell. Er habe dann erst durch den Verwaltungsleiter erfahren, dass er nun auf keiner Liste sei, so Beat Leu. «Von diesem Moment an befürchtete ich, die Wiederwahl nicht schaffen zu können.» Was sagt der SVP-Präsident Jakob Aebi zu diesen Vorwürfen? «Als ich hörte, dass Beat Leu gegen Roland Ryser antreten will, war für uns im Vorstand klar, dass er nicht auf unsere Liste kommt. Dies wäre von vielen in der Partei nicht verstanden worden.» Nach dem definitiven Vorstandsbeschluss habe er sich tatsächlich nicht mehr bei Beat Leu gemeldet. «Das war sicher ein Fehler», gesteht Jakob Aebi ein. Diese Unterlassung sei vor allem dem Zeitdruck geschuldet gewesen, sagt er und verweist auf die aussergewöhnliche Situation infolge Verkleinerung des Gemeinderats und auf die besonderen Vorbereitungen wegen der coronabedingten Urnenwahlen.

Der abgewählte Beat Leu macht aus seiner Enttäuschung keinen Hehl. Seine Arbeit als Ressortchef Finanzen habe ihm Freude bereitet. Auch das «Löwen»-Projekt, mit welchem Affoltern wieder eine Dorf-Beiz erhalten soll, hätte er gerne zu Ende geführt.  

Zuwenig geworben?

Enttäuscht ist auch Anna Käser, Präsidentin der SP Mittleres Emmental: «Wir hatten mit Ulrich Kipfer einen sehr kompetenten Kandidaten mit viel Führungserfahrung. Weil dieses Mal an der Urne gewählt wurde, hatten wir uns Chancen ausgerechnet.» Weshalb hats nicht gereicht? «Sicher haben wir zuwenig Werbung betrieben bei den Leuten, die nicht ohnehin SVP wählen wollten», so Anna Käser. Dazu komme, dass es für Leute, die nicht schon immer in Affoltern gelebt hätten, schwierig sei, gewählt zu werden. Der SP brachte auch die Beanspruchung des Minderheitenschutzes nichts. 129 Parteistimmen hätte sie gebraucht, um auf diesem Weg zu einem Sitz zu kommen. Es resultierten aber nur 71 Stimmen. Das persönliche Resultat von Ulrich Kipfer lag bei 113 Stimmen.

Ein Sitz für die Freien Wähler

Nebst den von der SVP vorgeschlagenen Kandidierenden (auch Hirschi und Weyermann figurierten auf der SVP-Liste) wurde auch Beat Neuenschwander von den Freien Wählern in den Gemeinderat gewählt.

24.12.2020 :: Jakob Hofstetter (jhk)