Badi: Sanieren oder doch ein Neubau?

Badi: Sanieren oder doch ein Neubau?
Das Hallenbad Langnau hat schon bessere Zeiten gesehen. Saniert wurde es letztmals 2003. / Bild: Max Sterchi (mss)
Langnau: Veraltete Technik, Rostbefall und fehlende Ersatzteile: Ein Rundgang durch die technischen Anlagen der Badi Langnau zeigt die vorhandenen Mängel auf.

«Wir haben die Schulleiter und Schulbehörden eingeladen, weil diese ein grosses Interesse am Zustand und an der Zukunft der Badi haben und ihre Gemeindebehörden entsprechend informieren können», berichtet Peter Burkhalter. Er ist Vizepräsident des Vereins Badi Langnau, war 41 Jahre Badmeister und kennt den Badebetrieb und den technischen Zustand der Anlagen bestens. «Wir haben das Hallenbad in den Jahren 2000 bis 2003 saniert, mussten in den letzten Jahren aber feststellen, dass nötige Ersatzteile für verschiedenste technische Anlagen und Apparate nicht mehr erhältlich sind. Die Lebensdauer der Wärmepumpen ist überschritten; der Ersatz würde um 100´000 Franken kosten. Es ist Zeit, sich über die Gesamtsanierung oder einen Neubau Gedanken zu machen», führte er aus.


Veraltete Technik und Rostbefall

Ein Rundgang durch die technischen Anlagen unter dem Schwimmbecken zeigten dann auch dem Laien die vorhandenen Mängel deutlich auf. Im Gang seitlich des Schwimmbeckens sickert Wasser durch den Beton, verschiedene Armaturen sind stark von Rost befallen, die Ölheizung entspricht nicht mehr dem Zeitgeist, die Technik der Filteranlage ist veraltet und muss ersetzt werden. Ersatzteile für die pneumatische Ventilsteuerung oder die Heizungs- und Lüftungsanlage sind nicht mehr erhältlich. Die ganze Elektrotechnik und die Steuerungsanlagen stammen aus den Siebzigerjahren. Es seien, so Burkhalter, kaum noch Fachleute vorhanden, die diese Technik noch verstünden und beherrschten. Die Teilnehmenden des Rundgangs stellten sich verständlicherweise die Frage, ob sich dies alles zu vernünf­tigen Kosten sinnvoll und nachhaltig sanieren liesse, oder ob ein Neubau nicht die bessere Lösung wäre. Mit einem Neubau könnten auch wünschenswerte Verbesserungen, wie ein Ausbau auf sechs Bahnen oder die Trennung von Sprungbrett und Schwimmhalle realisiert werden. Auch die Zulassung für Schwimmwettkämpfe liesse sich erreichen.


Planerisches und rechtliches Umfeld

Wie der zuständige Gemeinderat Beat Gerber betonte, hat das Badiprojekt im Gemeinderat hohe Priorität. Die vom Parlament geforderten zusätzlichen Varianten lägen auf dem Tisch, erforderten aber noch zusätz­liche Abklärungen. Gerber wies aber darauf hin, dass noch verschiedene bauliche und planerische Fragen zu klären seien. So befinde sich das Areal des Hallen- und Freibades innerhalb der Schutzzone der Grundwasserfassung, das ganze Gebiet sei vom laufenden Hochwasserschutzprojekt Ilfis tangiert und verschiedene private Bau- oder Wassernutzungsrechte müssten bereinigt oder entschädigt werden. Bezüglich der Finanzierung setze er gewisse Hoffnungen auf die laufende Sportstättenplanung und deren künftige Kostenverteiler für regionale Sportanlagen. Trotz der grossen Hürden und den zeitraubenden Abklärungen mit den verschiedensten Fachstellen hätte ein Neubau aus Sicht von Beat Gerber den Vorteil, dass während der Bauzeit die bestehende Anlage weiterbetrieben werden könnte. Ein Neubau würde seiner Meinung nach auch eine wesentliche Einsparung bei den Betriebskosten mit sich bringen. «Ich gehe davon aus, dass Gemeinderat und Parlament noch in diesem Jahr über die verschiedenen Varianten debattieren können. Den Baubeginn, sei es für die Sanierung oder einen Neubau, sehe ich allerdings nicht vor 2027», sagte Beat Gerber. «Und, der definitive Entscheid für Sanierung oder Neubau, wird das Langnauer Stimmvolk zu fällen haben.»

«Es braucht die Solidarität aller Beteiligter»

Die Mitte-Partei lud Anfang Woche zu einer Podiumsdiskussion über die Zukunft der Badi Langnau. «Wir haben auch keine schnelle Lösung», räumte Parteipräsident Jürg Rothenbühler gleich zu Beginn ein. Ziel sei, die Problematik aus verschiedenen Gesichtspunkten zu erörtern. Thomas Frei, Geschäftsführer der Regionalkonferenz Emmental RKE bestätigte, dass in der Region mehrere Schwimm- und Hallenbäder ein Problem hätten. «Als RKE können wir nicht selber finanziell eingreifen, doch wir wollen die weitere finanzielle Unterstützung durch Kanton und Bund sicherstellen.» Wichtigstes Instrument dafür sei der behördenverbindliche Richtplan Sportanlagen, der zurzeit in Erarbeitung sei. Aber es brauche seine Zeit, bis Bestandesaufnahmen und Bedarfsanalysen erstellt, die Mitwirkung der Gemeinden durchgeführt und die Abgabe an den Kanton erfolgt seien. «Vor Ende 2026 sind wir nicht bereit.»


Die Badi steht nicht an erster Stelle

Gemeinderat Beat Gerber hofft, dem Parlament bis kommenden Herbst oder Winter mögliche Varianten zur Sanie-
rung oder dem Neubau der Badi zum Entscheid vorlegen zu können. Dann werde es eine Vorstudie brauchen, bevor der Baukredit vors Volk komme. «Bevor baulich aber etwas geht, müssen der Ilfis-Hochwasserschutz realisiert und die Grundwasserfassung versetzt werden», stellt Beat Gerber klar. Ruedi Liechti, seit sechs Jahren Leiter der Badi, wies auf die maroden technischen Anlagen hin und machte gleichzeitig auf die soziale Funktion der Schwimmanlagen aufmerksam. «Wir hatten letztes Jahr 116´000 Badegäste, Jung und Alt, Schulen, Seniorenvereine, die Lebensrettungsgesellschaft – kurz: wir brauchen die Badi als Freizeitstätte.» Nach dem Motto «Wozu denn in die Ferne fliegen, sieh´, das Schöne liegt so nah», machte Hansueli Albonico vom Verein Badi Langnau in seinem engagierten Votum Werbung für den Badistandort Langnau. «Wir wollen mit unserem Verein die Begeisterung für unsere Badi wecken und uns gemeindeübergreifend für deren Sanierung einsetzen.» Zu diesem Zweck findet am 29. Juni eine erste öffentliche Führung durch die Anlagen der Badi statt.


Eine regionale Angelegenheit

In der Diskussion beklagten sich zahlreiche Votanten über das sich aus ihrer Sicht hinziehende Verfahren. «Wir haben kein finanzielles Problem», so ein Votant, «unser Behördenwahnsinn ist Schuld, dass sich das Ganze kaum bewegt.» 

Andere verwiesen auf den Lehrplan 21, gemäss dem auch die Volksschule ihren Beitrag zur Schwimmtauglichkeit der Kinder leisten müsse, eine Badi also ein Muss sei. Bemängelt wurde zudem das Gefühl fehlender Koordination unter den Gemeinden. «Das Ganze ist tatsächlich eine regionale Angelegenheit», bestätigte Rothenbühler am Schluss der Veranstaltung. Bei Investition und Betrieb müssten die Zentrumsgemeinden entlastet werden – auch über die Kantonsgrenzen hinweg. «Da braucht es die Solidarität aller Beteiligter.»

16.05.2024 :: Daniel Schweizer (sdl)