Diesen Zeitabschnitt «Zwischen den Jahren», von dem wir manchmal reden, gibt es nicht wirklich. Es gibt keine Pause zwischen 2025 und 2026. Die Stunden-, Minuten- und Sekundenzeiger bewegen sich ohne Pause im genau gleichen Tempo weiter: vom 2025 ins 2026. Und doch sind die Tage zwischen Weihnachten und Neujahr speziell. Der Kalender ist gerade nicht so wichtig. Termine machen Pause, und manchmal dünkt es mich, sogar die Uhr wirke kurz irritiert, wenn sie am 31. Dezember von 23:59 auf 00:01 am 1. Januar wechselt. Dazwischen liegt dieser seltsame Moment: nicht mehr ganz gestern, noch nicht richtig morgen. Viele feiern diesen Übergang laut, mit Raketen, die den Himmel kurz erleuchten und dann wieder verschwinden. Andere stossen leiser an, vielleicht mit dem Gefühl: Gut, dass dieses Jahr vorbei ist und ein neues
beginnt - auch wenn wir keine Ahnung haben, was es mitbringt. Und manch eine überlegt sich in dieser Zeit, was sie im neuen Jahr alles verbessern möchte. Ich denke dieser Tage weniger an Vorsätze für das neue Jahr. Mich beschäftigt das Wort «Vertrauen». Die Bibel hat ja einen erstaunlich gelassenen Umgang mit der Zeit. «Meine Zeit steht in deinen Händen», heisst es zum Beispiel in Psalm 31. Nein, das ist kein netter Satz für gute Tage, sondern eine Zusage für alle Tage - auch für die, die wir am liebsten schnell hinter uns lassen würden. Vielleicht ist diese Zeit zwischen den Jahren eine Erinnerung
daran, dass wir vieles nicht festhalten oder mitnehmen müssen. Manches dürfen wir getrost loslassen und befreiter weiter gehen. Gott schenkt uns Zeit, damit wir leben. Und manchmal reicht es schon, dankbar zurückzuschauen und hoffnungsvoll nach vorn - ohne grosse Pläne, aber mit offenen Händen. Wenn dann die Glocken das neue Jahr einläuten, klingen sie wie eine Einladung: Geh los. Nicht schneller, nicht besser, sondern getragen. Denn was auch kommt - wir müssen es nicht allein beginnen.