Abwasser soll nach Worblaufen fliessen

Abwasser soll nach Worblaufen fliessen
Die Konzession für die ARA-Anlage in Freimettigen läuft 2030 aus. / Bild: Silvia Wullschläger (sws)
Kiesental: Künftig soll das Abwasser von Grosshöchstetten und aus dem Raum Konolfingen in der ARA Worblental gereinigt werden. Dies gilt als die wirtschaftlichste von vier Varianten.

Der Anschluss an die ARA Worblental sei die beste Lösung, das habe eine Machbarkeitsstudie deutlich aufgezeigt, sagt Heinz Suter, Verwaltungsratspräsident der ARA Kiesental AG und Gemeindepräsident von Konolfingen. Die Kapazität bei der Anlage in Worblaufen sei vorhanden, ausserdem werde diese aufgerüstet, um künftig auch Mikroverunreinigungen eliminieren zu können. Das sind etwa Pestizide, Arzneimittel und weitere Chemikalien, die in geringen Konzentrationen im Gewässer vorkommen. «Das war für uns ein wichtiger Punkt, denn das oberste Ziel ist sauberes Wasser», betont Suter. Ausserdem sei man mit einer grossen ARA besser für die Zukunft gerüstet, denn «die Auflagen seitens des Bundes und des Kantons werden sicher nicht weniger werden».


Kapazität vorhanden

Stefan Hitz, Präsident des Gemeindeverbandes ARA Worblental, bestätigt, dass keine Kapazitätserweiterung der Anlage nötig sei. «Seit der Schliessung der Papierfabrik Deisswil haben wir sogar freie Kapazitäten.» Die zusätzlichen rund 11´000 Einwohnerinnen und Einwohner sowie die Industriebetriebe könnten sie ohne grosse Investitionen verkraften. In Worblaufen, Gemeinde Ittigen, wird heute das Abwasser von rund 70´000 Personen aus zehn Gemeinden sowie von Grosskunden aus Industrie und Gewerbe gereinigt. Angeschlossen sind auch Arni, Biglen und Schlosswil. Sie hätten vorgängig abgeklärt, was für Wasser ihnen zugeführt würde, etwa von der Nestlé-Fabrik, erklärt Stefan Hitz. Und das würden sie auch weiterhin genau prüfen. «Es muss zum Verfahren, wie wir das Wasser reinigen, passen, sonst könnte es eine chemische Reaktion auslösen.» Insbesondere für die neue Anlage zur Eliminierung von Mikroverunreinigungen, die voraussichtlich 2028 in Betrieb gehe, sei das wichtig. «Es sieht gut aus», kamen die Verantwortlichen zum Schluss.  


Ein klarer Fall 

Der Entscheid für die ARA Worblental sei eindeutig ausgefallen, sagt Heinz Suter. Diese Variante habe 90 Punkte erhalten, die anderen drei zwischen 50 und 80. Bewertet und gewichtet wurden dabei die Wirtschaftlichkeit, der Gewässerschutz, die Umsetzungszeit sowie die Risiken. Worblental sei nicht nur die günstigste Lösung, sondern auch innert nützlicher Frist umsetzbar und berge keine besonderen Risiken, erklärt Suter. Geprüft wurde auch ein Anschluss an die ARA Thunersee in Uetendorf, an die ARA Münsingen und jene in Bern. «All diese Varianten kämen teurer zu stehen, denn man müsste entweder die Kläranlagen selber ­ausbauen oder ein viel grösseres ­Leitungsnetz erstellen. Das hätten zum Teil aufwändige Bewilligungsverfahren zur Folge», nennt Suter den Hauptunterschied. Und langsam drängt die Zeit. Die Konzessionen für die ARA Oberes Kiesental in Freimettigen und die ARA Grosshöchstetten laufen 2030 beziehungsweise 2035 aus (siehe Kasten).

Doch nun soll es vorwärts gehen. Gemeinsam mit der ARA Worblental sei eine Absichtserklärung abgeschlossen worden. Als nächstes folgten nun Vertragsverhandlungen, sagt Heinz Suter. Dabei werde etwa die Form der Zusammenarbeit und die Finanzierung geregelt. Parallel werde das Vorprojekt ausgearbeitet. In einem weiteren Schritt folge das Bauprojekt und anschliessend das Bewilligungsverfahren. Auch die Delegierten der jeweiligen ARA-Organisationen müssen dem Anschluss zustimmen. Zu den Kosten will Suter zum jetzigen Zeitpunkt keine Angaben machen. 

Bis 2030 solle der Anschluss an die ARA Worblental abgeschlossen sein.

Neue Leitungen nach Ursellen und Trimstein

Gemäss Machbarkeitsstudie ist geplant, von Grosshöchstetten eine Leitung nach Mirchel zu bauen ins bestehende Netz der ARA Oberes Kiesental. Von Freimettigen aus, dem heutigen Standort der Kläranlage, soll eine Pumpleitung nach Ursellen und von dort eine Leitung mit genügend Gefälle nach Trim-stein erstellt werden. Dort besteht bereits eine Verbindung nach Worb. Weil diese Rohre aber zu klein sind, müssen sie ersetzt -werden. In Worb dann fliesst das -Abwasser durch die Hauptleitung der ARA Worblental Richtung -Worblaufen. Die genaue Linienführung wird erst im Vorprojekt festgelegt. 

Seit bald zehn Jahren ist man am Planen

Die ARA Oberes Kiesental in Freimettigen und die ARA Grosshöchstetten können nur noch bis 2030 beziehungsweise 2035 betrieben werden. Hauptgrund: Die Gewässer, in die das gereinigte Wasser abfliesst, sind zu klein, um die geforderte Verdünnung zu gewährleisten. Aus diesem Grund wird der Kanton Bern die Konzessionen nicht mehr verlängern. Das ist schon lange bekannt. Die betroffenen Gemeinden gründeten deshalb 2014 zusammen mit der ARA Unteres Kiesental in Kiesen und der ARA Münsingen die ARA Kiesental-Aaretal AG (Araka AG). Es wurden verschiedene Varianten ausgearbeitet. Im April 2017 sprach sich eine Mehrheit der Aktionäre der Araka gegen eine neue Gross-ARA im Raum Münsingen/Rubigen aus. Bevorzugt wurde eine Anschlusslösung in Kiesen. Doch dieses Projekt kam nie zum Fliegen. Im Verwaltungsrat der ARA Kiesental AG, der Nachfolgeorganisation der Araka AG, wurde man sich nicht einig über das Vorgehen. Es gab Rücktritte aus dem Verwaltungsrat und im November 2020 trat die ARA Unteres Kiesental aus der AG aus. Der Anschluss an Kiesen war somit vom Tisch. Der teilweise erneuerte Verwaltungsrat unter der Leitung von Heinz Suter hinterfragte die bereits bestehenden Varianten und erteilte einem Ingenieurbüro den Auftrag, eine Machbarkeitsstudie zu erstellen. Aus den vier Haupt-varianten ging der Anschluss an die ARA Worblental als beste Lösung hervor.

04.05.2023 :: Silvia Wullschläger (sws)