In über 40 Jahren erlebte Banker Hans-Rudolf Röthlisberger so einiges

In über 40 Jahren erlebte Banker Hans-Rudolf Röthlisberger so einiges
Im Untergeschoss seines Hauses eröffnete Hans-Rudolf Röthlisberger die erste Filiale der Raiffeisenbank. / Bild: Kathrin Schneider (skw)
Walkringen: Nach 40 Jahren Tätigkeit bei der Raiffeisenbank Worblen-Emmental geht Hans-Rudolf Röthlisberger in den Ruhestand. Er hat die Entwicklung der Bank stark geprägt.

24-jährig sei er gewesen, erinnert sich Hans-Rudolf Röthlisberger. Nach einer ersten Orientierungsversammlung im Winter 1980 wurde 1981 im Gasthof Bären die Raiffeisenkasse Walkringen gegründet. «An der Gründungsversammlung waren über 100 Personen dabei, die anschliessend die Beitrittserklärung unterschrieben und den Genossenschaftsanteil einzahlten.» Natürlich galt damals noch die Solidarhaft für alle Beteiligten.


Zuerst Teilzeit-Bankverwalter 

Der junge Kaufmann ohne Bankerfahrung wurde als Verwalter eingestellt. «Aber nur Teilzeit», ergänzt er. Zuerst habe er daheim im elterlichen Betrieb die Schweine gefüttert, dann die Bank unten im eigenen Wohnhaus geöffnet, später wieder dem Vater geholfen, am Nachmittag erneut die Raiffeisenkasse geöffnet und am Abend im Stall geholfen. Die Kunden seien fast alles Landwirte gewesen, die er natürlich persönlich kannte und die deshalb auch ohne Ausweis oder Karte ihre Bankgeschäfte abwickeln konnten. An einem zehntägigen Kurs in Sankt Gallen sei er auf seine Aufgaben vorbereitet worden. «Dort erhielt ich einen Muster-Ordner für Hypotheken, Kredite oder andere Geschäfte. Die Einträge wurden von Hand aufgezeichnet und alle Berechnungen mit dem Taschenrechner gemacht.» 

Stolz ist Röthlisberger, dass 1995 in Walkringen der erste freistehende Bancomat der Schweiz aufgestellt wurde. 1998 schlossen sich die Raiffeisenkassen Landiswil, Arni, Biglen, Vechigen und Walkringen zur Raiffeisenbank Worblen-Emmental zusammen. Ein Schritt, der neben der Entwicklung der EDV auch zunehmend mehr Vorschriften und Professionalität erforderte. 


Nach dem Überfall an die Prüfung

Im Jahr 2001 schloss Hans-Rudolf Röthlisberger die Ausbildung zum Eidgenössischen Bankfachmann ab. Ein Datum, an das sich Röthlisberger nur zu gut erinnert. «Am ersten Prüfungstag musste ich unten in der Bank noch etwas holen. Als ich den Raum betreten wollte, schlug mir ein Bankräuber mit der Faust ins Gesicht und ich wurde ohnmächtig.» Filmreif seien er und die Bankangestellte gefesselt und mit einer Waffe bedroht worden. Heute kann Röthlisberger darüber lachen, aber damals sei der Schock gross gewesen. Die zwei Einbrecher zogen schliesslich ohne Beute ab, und Hans-Rudolf Röthlisberger machte sich mit einer leichten Hirnerschütterung an die Prüfungen. Als Mitglied der Bankleitung wechselte Röthlisberger dann nach Biglen und in den letzten Jahren nach Worb.

Die Bilanzsumme von rund 140´000 Franken beim Abschluss 1981 in Walkringen stieg bis 2020 auf über eine Milliarde Franken. Was aber Hans- Rudolf Röthlisberger in all den Jahren wichtig war, ist seine Freude an den Kontakten und der Kundennähe.


Eindrückliche Versammlungen

Auch die grossen Mitgliederversammlungen wie zum Beispiel in der Schwingarena in Richigen inklusive Auftritt von Francine Jordi bleiben ihm in bester Erinnerung.

Und nun freut sich Hans-Rudolf Röthlisberger, gemeinsam mit seiner Frau Beatrice mit dem Camper Europa neu zu entdecken. Oder in den Räumen der ehemaligen Geschäftsstelle, die nun wieder zur Wohnung gehören, häufiger mit den Grosskindern zu spielen. Kathrin Schneider

24.06.2021 :: Kathrin Schneider (skw)