Tennis: Doris Löffel aus Oberburg gehört zu den grössten Fans von Roger Federer. Sie unterstützt ihr Idol rund um den Globus, derzeit an seinem Heimturnier in Basel.
Wenn Roger Federer an den Swiss Indoors auftritt, bedeutet das für Doris Löffel im Vorfeld ziemlich viel Stress. Denn die 51-Jährige gehört dem Vorstand des offiziellen Fanklubs des Superstars an. Rund 750 Mitglieder hat «fans4roger», verteilt auf der ganzen Welt. Jeweils am Sonntag vor Turnierbeginn findet in der St. Jakobshalle Basel der Fanklub-Tag statt.
In diesem Jahr stand ein Besuch von Federers Training mit anschliessendem Treffen auf dem Programm. Höchstarbeit für Löffel und ihre Kollegen/Kolleginnen vom Vorstand. Denn, wo der Baselbieter auftaucht, bricht normalerweise Hysterie und Chaos aus. Und das soll verhindert werden. Mit klaren Verhaltensregeln, laut und deutlich vorgetragen von Doris Löffel. Und zwar auf Deutsch, Französisch und Englisch. Schliesslich ging alles gut, der 20-fache Grand-
Slam-Champion nahm sich viel Zeit für seine Fans und liess sich geduldig mit jedem einzelnen der rund 170 Anwesenden fotografieren.
Für Federer nach Australien
Jetzt, wo das Turnier läuft, kann es auch Doris Löffel etwas ruhiger nehmen. Sie hat eine Woche Ferien und wohnt im Hotel. Seit 15 Jahren schon hat sie eine Dauerkarte in Basel. Ihre Leidenschaft für Federer begann aber bereits früher. «Als er 1998 das Juniorenturnier von Wimbledon gewann, fiel er mir zum ersten Mal auf. Seither verfolge ich seine Karriere», erklärt Löffel. 2001 ging sie an die French Open nach Paris, wo sie den damals 19-Jährigen erstmals live spielen sah. «Ich habe mich vorher schon für Tennis interessiert. Doch erst durch ihn, begann ich, an Turniere zu reisen.»
über hundert Matches gesehen
Wie viele Matches sie vom mittlerweile 38-Jährigen vor Ort gesehen hat, kann sie längst nicht mehr zählen. «Es müssen ein paar hundert sein», schätzt sie. «Ich war schon bei allen vier Grand-Slam-Turnieren (Melbourne, Paris, Wimbledon, New York). Dazu kommen zahlreiche weitere Turniere, von Madrid über Halle bis Toronto oder all die Spiele im Davis Cup». In Wimbledon, dem bedeutendsten Turnier der Welt, welches Federer acht Mal gewonnen hat, war sie schon zehn Mal. An keinem anderen Ort ist es schwieriger an Tickets zu kommen. Nur wenige sind frei erhältlich. Um sich eines zu ergattern, muss man Glück bei der Verlosung haben – oder lange anstehen. Letzteres tat Doris Löffel oft, sie übernachtete dafür jeweils sogar im Park neben der Anlage in einem Zelt. Heute tut sie sich das nicht mehr an. «Es ist zu extrem geworden, die Leute fingen an zu spinnen», sagt sie. «Manche gehen nach einem Spiel von Roger so schnell wie möglich aus dem Stadion, damit sie für seine nächste Partie am übernächsten Tag anstehen können.»
Auch Wartezeiten von bis zu fünf Stunden, wie nach Federers Triumph an den French Open 2009, nimmt sie mittlerweile nicht mehr auf sich. «Ich hatte in Australien einmal Tickets für den Center Court, stand stattdessen aber lange an, um Rogers Training zu sehen, und dann erschien er doch nicht. Da musste ich mir sagen, dass es das nicht sein kann.»
Ferien gehen fürs Tennis drauf
Doris Löffel, die rund 100 Autogramme von Roger Federer besitzt und viele davon zuhause aufgehängt hat, arbeitet als Sekretärin im Kundendienst. Die gesamten Ferien gehen fürs Tennis drauf. Auf die Frage, wie viel sie sich ihre Leidenschaft für den Ausnahmekönner kosten lässt, antwortet sie: «Wenn ich alles bei Seite gelegt hätte, könnte ich damit wohl eine Eigentumswohnung anzahlen.» Bereuen tut sie die Ausgaben aber nicht. «Andere machen Ski- oder Tauchferien, da fragt auch niemand, was das in 20 Jahren kostet. Zudem lebe ich alleine und bin niemandem Rechenschaft schuldig.»
Mit einer bestimmten Frage möchte sich Löffel noch nicht zu sehr auseinandersetzen: Was passiert, wenn Roger Federer dereinst nicht mehr Tennis spielt? Löst sich der Fanklub dann auf? «Darüber sind wir uns selber noch nicht im Klaren. Wir hoffen jetzt einfach, dass er noch ein bisschen weiterspielt.» Doris Löffel verabschiedet sich und steigt die Treppe der St. Jakobshalle hoch. Das nächste Spiel von «ihrem» Roger steht an.