Der Bahnhof Konolfingen – seit 150 Jahren das Tor zur Welt

Der Bahnhof Konolfingen – seit  150 Jahren das Tor zur Welt
Konolfingen: Vor 150 Jahren wurde die Bahnlinie Bern-Langnau eröffnet. Das grosse Bahnhofsfest am Wochenende in Konolfingen bildete den Höhepunkt des Jubiläumsjahres.

Schon aus der Ferne hörten die Besucher des Bahnhofsfests die nos­talgische Dampflok rattern und ihre Pfiffe hallten durch ganz Konolfingen. Je nach dem wie der Wind wehte, stieg einem der rauchige Dampf in die Nase. Viele glänzende Augen bestaunten die imposanten Extrazüge. Die Passagiere nahmen gerne Platz in den Wagons und genossen die speziell an diesem Wochenende angebotenen «Sternfahrten» in fast alle Himmelsrichtungen. Mehr Informationen zur 150-jährigen Geschichte gabs im Dorfmusem.

Industrie kam durch Eisenbahn

Der Gemeindepräsident von Konolfingen, Daniel Hodel, lobte in seiner Rede beim offiziellen Festakt den Pioniergeist der Vorfahren. Dank des Bahnhofs, welcher damals noch in der Gemeinde Stalden stand, seien namhafte Industriebetriebe in der jetzigen Gemeinde sesshaft geworden, beispielsweise die Berneralpen Milchgesellschaft, heute Nestlé. Für die Firma sei die Bahn zwar nicht mehr das einzige Transportmittel für Güter, nach wie vor aber wichtig. Täglich werde Rohpackmaterial angeliefert. Zudem sei für die fast 1000 Mitarbeiter der nahgelegene Bahnhof wichtig und attraktiv, um zur Arbeit zu gelangen.

Bahnhof als Ort der Begegnung

Barbara Egger-Jenzer, Regierungsrätin, stellte fest, dass überall, wo eine Eisenbahn Geburtstag habe, ein Fest oder sogar Volksfest gefeiert werde. Für sie gibt es vier wichtige Gründe, welche wohl zu dieser Euphorie für Eisenbahnen führe. Zum einen sei die Eisenbahn ein wichtiger Katalysator für die Entwicklung einer Region. Zum zweiten verbinde die Bahn Menschen und Regionen miteinander. «Heute ist Stadt und Land verbunden, auch ohne Auto ist man mobil. Der Bahnhof ist ein Tor zur Welt», so die Regierungsrätin.
Ein weiterer Punkt ist für sie die Umweltverträglichkeit, welche eine intakte Umwelt garantiere. Als letzten Grund sieht Egger-Jenzer die Emotionen: «Jede und jeder verbindet mit der Eisenbahn Emotionen. Die Bahn bringt Menschen zusammen – das war vor 150 Jahren schon so und wird auch in 150 Jahren noch so sein», ist sie überzeugt.
Nach den offiziellen Festansprachen taufte Barbra Egger-Jenzer zusammen mit Andreas Willich, Leiter Personenverkehr BLS und dem Gemeindepräsidenten, Daniel Hodel, einen Personenzug des Typs Nino 13 (Niederflur-Nahverkehrs-Zug) auf den passenden Namen «Konolfingen». Dieser wird in der nächsten Zeit im Bahnhof ein- und ausfahren.

Umbauprojekt Bahnhof geplant
Die Gäste wurden darüber informiert, dass der Bahnhof ausgebaut wird. Das Projekt beinhaltet den Umbau der Perrons, welche zurzeit zu tief und somit nicht behindertengerecht sind. Die SBB will mit den Veränderungen den Kunden mehr Komfort, Sicherheit bieten und die Kapazität steigern. Die Baukosten betragen rund 39 Millionen Franken. Der Kanton Bern beteiligt sich daran mit einer Million und die Gemeinde Konolfingen mit 140’000 Franken. Der Umbau wird rund drei Jahre dauern. Baubeginn ist im Februar 2015.
Mit der Bahn kam für Konolfingen der Aufschwung

Im Jahr 1861 beschloss der bernische Grosse Rat den Kauf der im eigenen Kanton liegenden Bahnstrecken. Der Staat bezahlte dazumal sieben Millionen Franken für die unvollendeten Bahnlinien. Die gegründete bernische Staatsbahn war die erste Staatsbahn überhaupt der Schweiz. Die damalige Strecke ging von Neuenstadt–Biel–Zollikofen–Bern–Gümligen–Langnau. Schon damals war klar, die Bahn konnte nur rentabel sein, wenn das Streckennetz um die Linie Langnau– Luzern erweitert würde.
Am 1. Juni 1864 – also vor 150 Jahren – wurde die Bahnlinie Bern-Langnau eröffnet. Das brachte für die ganze Region Konolfingen Aufschwung. Ein neues Dorf entstand rund um den Eisenbahnknotenpunkt und die Industrie siedelte sich in Konolfingen an. Der damalige Bahnhof lag in der Gemeinde Stalden, welche dann 1933 zusammen mit Gysenstein zur Gemeinde Konolfingen fusionierte.
Schon 1864 war die Idee da, die Bahnlinie Thun–­Konolfingen zu realisieren. Das Projekt wurde erst 33 Jahre später in Angriff genommen. Durch diesen Ausbau konnte der Bahnhof Stalden-Konolfingen an Wichtigkeit gewinnen.
Gustav von May, damaliger Schlossherr von Hünigen und Gemeindepräsident, setzte sich für den Bau der BTB (Burgdorf-Thun-Bahn) ein. Er warb unter anderem bei der Berneralpen Milchgesellschaft für den Standort Konolfingen. Er lockte die Industrie mit schönem Bauplatz, reichlich Milch, genügend Wasser und natürlich dem Eisenbahnknotenpunkt. Mit Erfolg – wer kennt sie nicht, die berühmte Stalden-Creme? Die Milchgesellschaft wurde im Jahr 1971 von Nestlé SA übernommen, welche bis heute die Werke in Konolfingen betreibt.
Aus der BTB-EBT Bahn, übrigens der ersten elektrifizierten Vollbahn Europas, entstand später der Regionalverkehr Mittelland (RM), welche nun zu der BLS (Bern-Lötschberg-Simplon Bahn) angehört.
05.06.2014 :: Anita Gfeller (ags)