Unterkunft für bis zu 150 Flüchtlinge

Unterkunft für bis zu 150 Flüchtlinge
Im einstigen Bettenhaus des Spitals Grosshöchstetten werden ab Anfang 2025 geflüchtete Menschen wohnen. / Bild: Silvia Wullschläger (sws)
Grosshöchstetten: Ab Januar 2025 werden im Neuhuspark bis zu 150 geflüchtete Menschen einziehen. Der Kanton mietet einen Teil der Liegenschaft während zehn Jahren.

Die Verantwortlichen des Neuhusparks seien mit der Idee an den Gemeinderat gelangt, einen Teil der Liegenschaft als Flüchtlingsunterkunft zu nutzen, sagt Gemeindepräsidentin Christine Hofer. Die Behörden von Grosshöchstetten hätten darauf ihre Meinung einbringen können. Dies beispielsweise bei der Anzahl Flüchtlingen, die im Neuhuspark untergebracht werden sollen. «Für uns war rasch klar, dass es maximal 150 Per­sonen sein dürfen, damit es für unsere Gemeinde mit 4200 Einwohnerinnen und Einwohnern tragbar ist.» Im ehemaligen Spital habe es Platz für die doppelte Anzahl Menschen. Für den Gemeinderat sei aber auch klar gewesen, dass er mithelfen wolle, die Herausforderungen im Migrations­wesen zu meistern. Und noch etwas ist Christine Hofer wichtig: «Der Gemeinderat kann und will die Flüchtlingsunterkunft nicht verhindern, denn die Liegenschaft gehört nicht uns.» Besitzerin ist gemäss Geoportal des Kantons Bern einer Immobilienfirma aus Muri.


Ein Glücksfall für den Kanton

Der Neuhuspark sei als Kollektivunterkunft ideal, sagt Gundekar Giebel, Leiter Kommunikation der kantonalen Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion. Der Teil, den der Kanton miete, sei bereits zum Wohnen eingerichtet, deshalb brauche es kaum Umbauarbeiten. Einzig mehr Kochgelegenheiten seien nötig. In der Vergangenheit wurde der Neuhuspark von Altersheimen genutzt, die saniert wurden und deren Bewohnerinnen und Bewohner temporär in Grosshöchstetten lebten. Ideal seien auch die Lage mit ÖV-Anbindung, die Mietdauer von zehn Jahren und vor allem die Grösse, ergänzt Gundekar Giebel. «Das Betreiben einer Kollektivunterkunft macht erst ab 80 Plätzen Sinn.» Dies wegen des grossen Aufwands für die Betreuung an sieben Tagen die Woche rund um die Uhr. Die Unterkunft wird vom SRK Kanton Bern betrieben. Angebote wie in Grosshöchstetten seien rar und deshalb ein Glücksfall, betont Giebel. In den letzten zwei­einhalb Jahren habe der Kanton fast 40 zusätzliche Asylzentren eröffnet. «Sehr viele geeignete Gebäude gibt es nicht mehr.» Der Bedarf aber bleibt. Von Januar bis März sind dem Kanton Bern 957 Personen zugewiesen worden. Er ist zurzeit für rund 16´250 Personen aus dem Asyl- und Flüchtlingswesen zuständig.


Die Integration als Ziel

In Grosshöchstetten sollen Personen mit Flüchtlingsstatus, vorläufig Aufgenommene und Personen mit Schutzstatus S wohnen. «Es sind Menschen, die für lange Zeit und vielleicht auch für immer in der Schweiz bleiben werden», erklärt Gundekar Giebel. Der Fokus liege deshalb klar bei der Integration. Für die Integration von Familien spielt die Schule eine zentrale Rolle. Der Schulbesuch der Kinder aus der Kollektivunterkunft erfolge zuerst in Willkommensklassen oder mit Intensivkursen «Deutsch als Zweitsprache», steht in einer gemeinsamen Medienmitteilung der Gemeinde und des Kantons. Bei längerem Verbleib würden die Kinder nach und nach in die Regelklassen integriert. Verfügt die Schule Grosshöchstetten über die nötige Kapazität? Das sei heute schwierig abzuschätzen, da man nicht wisse, wie viele Familien einziehen werden, sagt Gemeindepräsidentin Christine Hofer.  Die Gemeinde werde aber von der kantonalen Bildungs- und Kulturdirektion unterstützt. Und die Erfahrungen in anderen Gemeinden zeigten, dass es zu machen sei. Christine Hofer hatte bereits Kontakt mit Sumiswald und Riggisberg, wo der Kanton ebenfalls solche Unterkünfte betreibt. «Wir werden in Kontakt bleiben und von ihrem Wissen profitieren können.» Hofer ist gespannt, was für Reaktionen aus der Bevölkerung eingehen werden. Wichtig sei dem Gemeinderat die Information und der Austausch. So wird die Bevölkerung am 21. Mai (19 Uhr in der Aula des Schulhauses) über die geplante Unterkunft orientiert. Und wenn der Betrieb läuft, sind regelmässige runde Tische geplant.

Temporäre und permanente Mieter im Neuhuspark

Im September 2011 zog das erste Alters- und Pflegeheim für eineinhalb Jahren in den Neuhuspark in Grosshöchstetten. Weitere folgten. Darauf wurde der in die Jahre gekommene Bau teilweise umfassend, teilweise sanft renoviert. An einem Gebäudeteil sind die Renovationsarbeiten noch am Laufen. Permanent eingemietet im Neuhuspark ist gemäss Webseite das An-Mo Zentrum für chinesische Medizin und das Ausbildungszentrum Neuhuspark. Lernende absolvieren dort ihre überbetrieblichen Kurse (ÜK). Dieses Ausbildungszentrum wird künftig im ehemaligen Personalhaus, das ebenfalls saniert wurde, untergebracht.

25.04.2024 :: Silvia Wullschläger (sws)