Stehende Ovationen und Kritik an Zahlen

Stehende Ovationen und Kritik an Zahlen
Christine Hofer leitete nicht nur ihre letzte Gemeindeversammlung, sondern auch die letzte in Grosshöchstetten. / Bild: hol
Grosshöchstetten: Die Gemeindeversammmlung ist Geschichte. Die letzte Versammlung dieser Art in Grosshöchstetten verlief - nicht ganz, aber doch überwiegend - in Minne.

Viel Applaus gab es an dieser historischen - weil letzten - Grosshöchstetter Gemeindeversammlung. Applaus für die drei zurücktretenden Ge­meinderäte Andreas Neuenschwander, Caroline Devaux und Magnus Furrer, obwohl gerade Furrer in letzter Zeit als Verwaltungsratspräsident der Energie Grosshöchstetten AG (ENGH) für seinen unerschütterlichen Einsatz für den Wärmeverbund Neuhuspark im Kreuzfeuer der Kritik gestanden hatte. Gar an einer stehenden Ovation durfte sich die abtretende Gemeindepräsidentin Christine Hofer freuen, die nach sieben Jahren in diesem Amt zurücktritt. Sie habe ihren Job «mega gärn» gemacht, erklärte sie in ihrem Abschiedsvotum. Sie sagte aber auch, dass der Ton in den letzten zwei Jahren nicht immer ganz «verwütsch» worden sei und sie manchmal «erchlüpft» sei, wenn sie ihre Mailbox oder ihr Fächli auf der Verwaltung durchgesehen habe. Sichtlich Freude hatte Hofer dann aber an der zum Teil kabarettreifen Rede, die Kollege Furrer für sie hielt. Sie habe in ihrer Zeit im Gemeinderat wohl 2500 Geschäfte zur Entscheidung gebracht, sagte er, das «chline Froueli» habe alles gegeben, sie sei «en zäche Cheib.»


Zurückgezogen - und doch ein Thema

So ganz in versöhnlichem Abschiedstrubel verlief diese Gemeindeversammlung am letzten Donnerstag aber doch nicht. Das Traktandum 2, Kredite für den Anschluss von Gemeindeliegenschaften an die Fernwärme, hatte der Gemeinderat zurückgezogen. Es seien falsche Berechnungen präsentiert worde zum Vor-teil der Fernwärme und zum Nachteil von Wärmepumpen, sagte ein Votant. Der Gemeinderat habe weggeschaut, erklärte ein zweiter, mit falschen Zahlen haben man das Projekt Wärmeverbund schönreden wollen. Die «volle Verantwortung», wie früher angekündigt, habe der Gemeinderat mitnichten übernommen. Doch, entgegnete Hofer, «wir haben nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt, Fehler können allen passieren. Wir als Gemeinderat sind der Überzeugung, dass der Wärmeverbund ein gutes Modell ist.» Wie es in dieser Sache weitergeht, wird - weil die Gemeindeversammlung mit der Abstimmung vom 30. November bekanntlich abgeschafft wurde - nun an der Urne entschieden werden.


Verschuldung nimmt zu

So energiegeladen der letzte Teil der Versammlung war, so spannungsarm verliefen die Debatte der beiden vorgesehenen Traktanden. Im Budget 2026 wird mit einem Aufwandüberschuss von rund 1,3 Millionen Franken gerechnet, und gemäss Finanzplan soll die Fremdverschuldung von gegenwärtig 5 Millionen bis 2030 auf 30 Millionen ansteigen. «Die Verschuldungssituation ist anspruchsvoll, wenn alles wie geplant entwickelt wird», sagte Finanzvorsteherin Devaux dazu. Erfreulich sei aber, dass keine Steuererhöhung geplant sei und die Rechnungen ab 2027 positiv ausfallen würden. Äussern wollte sich zu diesen Perspektiven niemand, das Budget 2026 wurde mit dem Steuerfuss von 1,62 verabschiedet. Auch keine Wortmeldung gab es zum Kredit von 350'000 Franken für die Umlegung der Abwasserleitungen mit Einbau eines Trennsystems in der Gewerbegasse. Dort soll gebaut werden, und gemäss einem offenbar etwas seltsam ausgehandelten Dienstbarkeitsvertrag aus dem Jahr 1960 hat die Gemeinde gemäss Gemeinderat Neuenschwander «keine andere Wahl, als dieses Projekt zu finanzieren».

18.12.2025 :: Rudolf Burger (bur)