Die mehr als 80-jährige Dreschmaschine funktioniert nach wie vor. Auf der Bühne der Kropfs kommt sie alljährlich zum Einsatz, weil ihre Äcker zu steil für einen Mähdrescher sind. / Bild: Max Sterchi (mss)
Oberthal: Bei Familie Kropf auf dem Hof Hinterkänelthal kommt seit 30 Jahren der Lohndrescher auf Stör. Das Dreschen hat bei Kropf’s eine besondere Bedeutung und ist ein geselliger Anlass.
Es ist ein feuchter und nebliger Tag. Bei der Familie Kropf auf dem Hof Hinterkänelthal wird eifrig vorbereitet – das alljährliche Dreschen des Getreides steht an. Die historische Dreschmaschine steht bereits einsatzfähig auf der Bühneneinfahrt, eingeklemmt zwischen Heu- und Getreidebüh-ne. Wagen werden herangefahren, um das gedroschene Stroh aufzuladen, leere Getreidesäcke bereitgelegt und an der Dreschmaschine werden letzte Kontrollen vorgenommen. Bald kann es losgehen.
Dreschenmaschine fast verschrottet
Seit rund 30 Jahren kommt alljährlich der Lohndrescher Jakob Aeschbacher aus Heimisbach für die Drescharbeiten ins Oberthal. Seine Maschine ist über 80 Jahre alt und hat eine bewegte Geschichte. «Die Maschine stammt ursprünglich aus Schweden, sie wurde viele Jahre von der Dreschgemeinschaft Münchenbuchsee eingesetzt und wanderte dann in den Abbruch», berichtet Jakob Aeschbacher. Rudolf Rüegsegger aus Röthenbach habe die Maschine dann vor der endgültigen Verschrottung gerettet und wieder instand gestellt. In den Siebzigerjahren habe Aeschbacher jeweils Rüegsegger bei den Drescharbeiten begleitet und später dessen Kundenkreis übernehmen können. 1990 habe er die Dreschmaschine dann kaufen können; damals habe er jährlich noch rund 50 Kunden bedient. Sein Einsatzgebiet habe sich vom Jassbach über Röthenbach nach Trub und von der Gohl über Unterfrittenbach in den Heimisbach und nach Wasen erstreckt. Als die flächenbezogene Anbauprämie des Bundes weggefallen sei, hätten die Bauern nach und nach auf den Getreideanbau verzichtet. Heute seien ihm noch zwei oder drei Kunden geblieben, erzählt er.
Zu steil für den Mähdrescher
Wie Niklaus Kropf berichtet, will er auch künftig nicht auf den Getreideanbau verzichten. Er bewirtschaftet mit seiner Familie auch den Betrieb auf der oberen Ofenegg. Die Betriebsfläche betrage insgesamt 17,3 Hektaren und davon seien ein Drittel «gelegen», ein Drittel steil und ein Drittel «Port». Jährlich baue er auf rund 130 Aren Getreide an, vornehmlich Weizen, Tricale und Gerste. Mit dem Getreideanbau könne er den Betrieb mit dem nötigen Futtergetreide versorgen und könne auf den Zukauf von Stroh verzichten. Für den Einsatz des Mähdreschers sei das Land aber zu steil, darum komme für ihn nur das Dreschen auf der Bühne in Frage.
Marianna Kropf ist auf der oberen Ofenegg aufgewachsen und sie weiss, was arbeiten im steilen Gelände heisst. Für den Grossteil der Arbeiten setzen die Kropfs einen Aebi-Transporter mit aufgebauter Seilwinde ein. Sehr oft erfolge das Mist ausbringen, das Pflügen, die Heu- und Getreideernte am Seil. Bei vielen Arbeiten könnten sie auf die Mithilfe von Bruder Rudolf – er hilft auch beim Dreschen mit – zählen. Der Betrieb sei mit 19 Kühen und ein paar Rindern grundsätzlich auf Milchwirtschaft ausgerichtet, die Milch werde von der Aaremilch AG an der Sammelstelle abgeholt.
«Wir dreschen nicht aus Nostalgie»
An den beiden Dreschtagen braucht es nebst der Familie drei oder vier Helfer, damit sich Marianna um das Essen der Dreschmannschaft kümmern kann. Für sie sei das Dreschen eine bedeutungsvolle Arbeit und habe etwas Geselliges aber auch Tiefgründiges an sich. «Nein, wir dreschen nicht aus nostalgischen Gründen und wir wollen nicht Publikum, das uns dabei zuschaut. Für uns ist es eine Arbeit, die ganz normal zum Bauernalltag gehört», sagt Marianna Kropf und legt Holz in ihren Kochherd nach, auf dem ein rechtes Stück Fleisch für das Mittagessen köchelt.