Mike Aeschlimann – schnell, torgefährlich und wuchtig. / Bild: zvg
Eishockey: Mike Aeschlimann ist einer von fünf aktuellen, ehemaligen oder künftigen Spielern der SCL Tigers, die im vorläufigen Aufgebot für die U20-WM in den USA stehen.
Das Programm von Mike Aeschlimann ist derzeit eng getaktet. Am 7. Dezember stand er zum letzten Mal
in diesem Kalenderjahr mit der U21-Elit der SCL Young Tigers auf dem Eis. Der Topskorer des Teams steuerte ein Tor zum 2:1-Derbysieg über den SC Bern bei. Die beiden verbleibenden Heimspiele vor Weihnachten wird Aeschlimann verpassen. Denn nur drei Tage nach dem Derby hatte er in Kloten einzurücken, wo sich die U20-Nationalmannschaft zum Auftakt der WM-Vorbereitung versammelte. Wiederum drei Tage später flog das Schweizer Team in die USA. Dort bestreitet es neben Trainings auch drei Testspiele gegen das Universitätsteam von Mankato sowie gegen die Equipen von Dänemark und Schweden. Das WM-Turnier in St. Paul und Minneapolis beginnt dann am 26. Dezember und dauert bis am 5. Januar.
Vier Feldspieler müssen weichen
Mit Nik Lehmann, der bereits regelmässig in der National League zum Einsatz kommt, steht ein weiterer aktueller Spieler der SCL Tigers im vorläufigen Aufgebot. Weiter gehören drei Spieler mit Bezug zu den SCL Tigers zum Kader: Jamiro Reber und Joel Grossniklaus spielen in Schweden, wurden aber in Langnau ausgebildet. Gian Meier geht den umgekehrten Weg: Er wechselt im Sommer von Frölunda Göteborg zu den SCL Tigers.
Vorläufig ist das Aufgebot deshalb, weil der 29 Spieler umfassende Kader im Lauf der Vorbereitung auf 25 reduziert werden muss. Das finale WM-Aufgebot wird voraussichtlich an Heiligabend bekannt gegeben – vier Feldspieler müssen dann also nach Hause fliegen. «Ich will unbedingt den Cut überstehen und am Turnier dabei sein. Das ist mein erstes Ziel», sagt Mike Aeschlimann. «Das zweite Ziel ist, im Turnier jedes Spiel zu bestreiten, also einen fixen Platz im Team zu haben und der Schweiz zu helfen.» Wie schätzt er seine Chancen ein? «Ich gehöre sicher nicht zu jenen Spielern, die ihren Platz bereits auf sicher haben. Aber dank dem letzten Fünfländerturnier, Anfang November in der Slowakei, sind meine Chancen sicher gestiegen.» Er sei damals als Pikett-Spieler noch ins Aufgebot gekommen, erzählt der Stürmer. «Im Gegensatz zum vorherigen Turnier in Tschechien lief es mir in der Slowakei sehr gut und ich konnte mich auf internationalem Niveau beweisen.» Das sei auch der Grund, dass er nun im Aufgebot stehe, ist er überzeugt.
Stärke in der Defensive
Die Schweiz trifft in der Gruppenphase zum Auftakt auf Gastgeber USA, dann auf Schweden, Deutschland und die Slowakei. «Unser Ziel muss sein, Deutschland und die Slowakei zu schlagen und ins Viertelfinale einzuziehen», sagt Aeschlimann. Anschliessend müsse man schauen, wie weit es gehe. Im Team steckt viel Potenzial, zu den Turnierfavoriten gehören die Schweizer aber nicht.
«In der Verteidigung haben wir einige Spieler, die regelmässig in der National League spielen, was unsere Defensive zu einer Stärke macht», analysiert U20-Nationaltrainer Jan Cadieux, der nach der A-WM die Nachfolge von Patrick Fischer als Herren-Nati-Trainer übernimmt.
Zu jenen starken Defensivspielern gehört auch Nik Lehmann, mit dem sich Aeschlimann bestens versteht. «Wir gehören beide zum jüngeren Jahrgang 2007. Schon nur deshalb verbringen wir viel Zeit miteinander.»
Perspektiven in Langnau überzeugten
Mike Aeschlimann, der ursprünglich aus Zürich stammt, stiess 2022 von den ZSC Lions zu den SCL Tigers. «Die Verantwortlichen haben mich damals bei einem Juniorenturnier angesprochen. Mir wurde dann in Langnau alles gezeigt und die Möglichkeiten haben mich überzeugt.» Der Campus stand damals noch nicht. «Die Trainer, das Umfeld und die Perspektiven haben mich aber überzeugt.» Ausserdem habe es eine gute schulische Lösung gegeben, so Aeschlimann, der aktuell das zweite Jahr an der Handelsschule Feusi absolviert. «Zudem konnte ich in der WG im House of Young Tigers mit meinen Teamkollegen zusammen leben. Dort hat sich Monika Geissbühler unglaublich gut um uns gekümmert.» Das sei ein optimaler Übergang gewesen, um nicht von zu Hause wegzuziehen und dann sofort alleine zu sein. Seit kurzem wohnt der 18-Jährige aber in einem kleinen Studio in Langnau. Freizeit bleibt aktuell relativ wenig. Gibt es sie doch, so besucht der Familienmensch gerne seine Eltern und trifft seine älteren Schwestern. Im Sommer spielt er auch gerne Golf.
Fixer Platz in der National League
Aeschlimanns Vertrag in Langnau läuft noch zwei weitere Saisons. In dieser Zeit wolle er sich einen fixen Platz in der ersten Mannschaft erkämpfen. Gelingt ihm das in der nächsten Saison noch nicht, so möchte er sich beim Partnerteam Chur in der Swiss League etablieren.
Darüber hinaus mache er sich noch keine Gedanken, erklärt Aeschlimann. Aber wie bei jedem Spieler sei es auch sein Traum, einmal in der NHL zu spielen. Dafür arbeitet der 1,87 Meter grosse Stürmer hart an sich. «Meine Stärken liegen im körperlichen und im läuferischen Bereich sowie im Abschluss. Man kann aber immer noch Fortschritte machen.» So trainiere er oft seinen Schuss und versuche, sich auch taktisch weiterzuentwickeln. Dafür schaue er Videos von sich an, arbeite mit den Coaches und hole sogar gelegentlich Video-Feedback bei seinen Agenten ein. Diesen dürfte es mehr als recht sein, wenn bald neues Video-Material von der U20-WM vorhanden ist.