Der Wegweiser wird auch in der nächsten Saison wieder den Weg zur Dahlienschau weisen. / Bild: Daniel Schweizer (sdl)
Lützelflüh: Alle ausstehenden Zahlungen sind erfolgt, der Konkurs ist abgewendet. Die Dahlienschau der Gärtnerei Waldhaus findet somit auch nächstes Jahr statt.
Ein leichtes Misstrauen gegenüber dem Journalisten ist zu spüren. Am Küchentisch beim Kaffee, im Wohnhaus von Frau Brändli und Frau Mäder. Elisabeth Brändli ist seit 1964 Besitzerin der Gärtnerei Waldhaus. Karin Mäder ist seit 22 Jahren Mieterin des Betriebs. Die Gärtnerei ist bekannt für ihre Natur- und Heilkräuter, hauptsächlich aber für die alljährliche Dahlienschau - jedes Jahr ein Magnet für tausende Besucherinnen und Besucher aus der ganzen Schweiz. Und dann dieser Schlag, vor gut einem Monat, publiziert im Schweizerischen Handelsamtsblatt. Über Karin Mäder von der Gärtnerei Waldhaus wird der Konkurs eröffnet. Brändli, die nichts ahnende Besitzerin, ist schockiert.
Liquidität war nicht das Problem
«Das war für mich ein schwerer Schlag; es traf mich völlig unvorbereitet», erzählt Elisabeth Brändli. Fast noch schlimmer sei die Berichterstattung in der Presse gewesen. Sie sei entsetzt gewesen, was hier alles abgegangen sei, meint Brändli. Und dann dieser Telefonterror. Das alles scheint der Besitzerin beim Gespräch noch sichtlich nah zu gehen. Auch Karin Mäder wirkt niedergeschlagen. «Die Betreiberin der Gärtnerei ist pleite»; dieser Satz habe sie zutiefst getroffen. «Natürlich», räumt Elisabeth Brändli ein, «wurde ein Konkursverfahren eröffnet». Es habe sich bei den Ausständen hauptsächlich um Rechnungen der kantonalen Ausgleichskasse gehandelt, also um die Zahlung der Arbeitgeberbeiträge an die AHV. «Aber wir konnten in der Folge sämtlichen ausstehenden finanziellen Forderungen nachkommen. Denn die Liquidität war gar nie ein Problem. Danach haben wir um eine aufschiebende Wirkung des Konkurses ersucht», so Elisabeth Brändli. Diesem Gesuch sei stattgegeben worden. «Jetzt warten wir auf den endgültigen Bescheid.»
«Ich wollte alles selber machen»
Bleibt die Frage nach dem Warum. Kurzes Schweigen am Küchentisch. Dann Karin Mäder: «Ich wollte alles selber machen, die Besitzerin nicht auch noch mit der Buchhaltung belasten. Aber ich war überfordert.» Irgendwann habe sie aufgehört, den Briefkasten zu leeren. Die Rechnungen und Mahnungen von mehr als einem Jahr hätten sich gestapelt. Alles blieb liegen; es gingen keine Zahlungen mehr raus. Die Konsequenzen seien ihr jetzt Mahnung und Lehre, sagt Mäder. Elisabeth Brändli hakt da ein. «Wir alle machen Fehler. Wichtig ist, dazu zu stehen und seine Konsequenzen zu ziehen.» Sie hätten sich ausgesprochen. «Ich will den Weg mit Karin weitergehen. Ich habe Vertrauen in sie.» Auch sich selber sehe sie nicht frei von jeder Schuld. Unverständlich, warum sie diesen Missstand nicht früher erkannt habe.
Es geht weiter wie bisher
Gefreut hätten sie in dieser schweren Zeit die zahlreichen Hilfsangebote und aufmunternden Zeichen aus der Nachbarschaft, aber auch aus der ganzen Schweiz, sagen die beiden. Auch bei den Bestellungen habe es keinen Einbruch gegeben. So warteten gut 600 Bestellungen von Dahlienknollen darauf, im Frühjahr ausgeliefert zu werden, erklärt Mäder. Sie selber seien bereit. Rund 20'000 Knollen hätten sie rechtzeitig eingebracht. Diese würden nun bei einer Temperatur zwischen fünf bis zwölf Grad überwintern. «Nächstes Jahr», betont Elisabeth Brändli nochmal, «werden wir wieder mit dem gleichen Angebot präsent sein. Wir freuen uns, unsere Besucherinnen und Besucher zusätzlich mit einigen wunderschönen Neuzüchtungen zu überraschen.» Kurz nach dem Gespräch geht eine Mail von Elisabeth Brändli ein. Im Anhang das Schreiben der Ausgleichskasse. «In Kenntnis der nun vorliegenden aktuellen Situation (...) verzichten wir auf die Durchführung des Konkurses.» Die Dahlien werden nächstes Jahr wieder blühen.