Stand letztmals am Rednerpult der Konolfinger Gemeindeversammlung: Heinz Suter. / Bild: Bruno Zürcher (zue)
Konolfingen: Heinz Suter hatte an der Gemeindeversammlung seinen letzten Auftritt als Gemeindepräsident. Er habe stets faktenbasiert politisiert, ohne Parteibüchlein, sagt er.
Ausgerechnet Jonas Rohrer von der SVP hielt vergangenen Donnerstag an der Gemeindeversammlung in Konolfingen die Laudatio für Heinz Suter. Rohrer hatte sich im Juni in der Wahl um das Gemeindepräsidium gegen Simon Buri und Heinz Suter durchgesetzt und somit den bisherigen Gemeindepräsident aus dem Amt gedrängt. Rohrer lobte seinen Vorgänger als Mann der Tat, der keine «Pfläschterlipolitik» betrieben habe. «Er ist ein Mann mit einer klaren Haltung», sprach Jonas Rohrer weiter. «Und er scheute sich nicht, Entscheide zu treffen.»
Heinz Suter, hörten Sie in der Laudatio auch etwas Kritik heraus?
Ich habe mich bei meiner Arbeit als Gemeindepräsident nie gefragt, was die Leute von mir denken. Ich habe die Fakten zusammengetragen und entschieden. Dass ich damit nicht bei allen Leuten gut angekommen bin, ist verständlich.
Ihre Art zu kommunizieren wurde mehrfach kritisiert.
Das kommt vielleicht davon, dass ich den Leuten nicht irgendetwas versprochen habe, das ich am Ende nie hätte einhalten können. Wenn ich etwas gesagt habe, hatte es Hand und Fuss. Manchmal sind halt einfach die Rahmenbedingungen so, dass eine an sich gute Idee nicht realisiert werden kann.
Bei welchem Geschäft war das so?
Beispielsweise bei der Frage, ob in Gysenstein und Herolfingen je eine Weilerzone geschaffen werden solle. Leere Ökonomieteile von Bauernhäusern als Wohnraum zu nutzen, finde ich absolut sinnvoll. Die Auflagen zum Emissionsschutz hätten es aber einzelnen Landwirtschaftsbetrieben verunmöglicht, je wieder eine Erweiterung oder einen Neubau eines Stalls zu realisieren. Deshalb mussten wir die Weilerzonen ablehnen.
Grosse Projekte wie die Schullandschaft Stalden konnten realisiert werden. Anderes scheiterte; so lehnte es das Volk ab, dass der Mehrzweckplatz Teil einer grossen Überbauung wird.
Dabei hatten wir aus dem Schulraum-Projekt gelernt und versuchten, alle Anspruchsgruppen früh einzubeziehen. In den Workshops sprachen sich nur wenige dagegen aus, den Mehrzweckplatz gemeinsam mit den angrenzenden Arealen zu entwickeln. Trotzdem warb die SVP dann für ein Nein. Für mich stellt sich die Frage, wie nachhaltig dieser Entscheid sein wird. Wird auf dem Platz noch zweimal pro Jahr die Viehschau stattfinden, wenn rundherum gewohnt wird?
Sie gehören keiner grossen Partei an. Warum sind Sie lieber ein Parteiloser?
Ich bin kein Parteisoldat. Ich will mir meine eigene Meinung bilden. Und die Partei spielt auf kommunaler Ebene eine untergeordnete Rolle.
In der Wahl um das Präsidium sind Sie für «Fokus Konolfingen» angetreten. Warum konnte die Gruppe auch keinen Gemeinderatssitz erringen?
Als ich 2013 in den Gemeinderat gewählt wurde, waren wir mehrere Leute, die dem sogenannten Forum angehörten, einer Gruppe unabhängiger Leute. Damals wünschte sich die Wählerschaft Politiker, die nicht in den nationalen Parteien tätig waren. Ich war dann auch der erste Gemeindepräsident, der nicht der SVP angehörte seit 1933. Jetzt ist dieses Bedürfnis offensichtlich weniger gross.
Konolfingen gilt als attraktiver Wohnstandort, unter anderem wegen der sehr guten ÖV-Anbindung.
Das ist sicher ein Plus für unserer Gemeinde. Mit dem Regionalexpress ist man in 17 Minuten im Bahnhof Bern! Gleichzeitig ist man in Konolfingen sehr rasch im Grünen.
Was hätten Sie in Konolfingen gerne verbessert?
Das Angebot an Restaurants. Aber um das gleich festzuhalten: Es ist nicht Sache der Gemeinde eine Beiz zu führen. Ich hoffe aber, dass auf dem «Kreuz»-Areal künftig wieder ein Gastrobetrieb angesiedelt wird.
Welchen Tipp geben Sie Ihrem Nachfolger, Jonas Rohrer, mit auf den Weg?
Dass er sich im Klaren sein soll, dass sich seine Tätigkeit als Gemeinderat grundlegend ändern wird, sobald er das Präsidium übernehmen wird. Als Chef ist man für alles verantwortlich - man kann sich hinter niemandem mehr verstecken.