Sumiswalder Eisenbahntunnel erhält neue Sohle und moderne Technik

Sumiswalder Eisenbahntunnel erhält neue Sohle und moderne Technik
Der 120-jährige Eisenbahntunnel wird saniert. Zu Beginn wurden die Wände mit Hochdruck gereinigt. / Bild: Ulrich Steiner (uss)
Sumiswald: Der 120-jährige Eisenbahntunnel beim Bahnhof Sumiswald-Grünen wird im Winterhalbjahr saniert. Alterserscheinungen und Schäden erfordern diese Arbeiten.

Beim Nordportal des Sumiswalder Eisenbahntunnels in Richtung Gammenthal präsentiert sich momentan ein ungewohntes Bild: Auf der Baustelleninstallation in der Turmmatte stehen Autos und Spezial-Baumaschinen, die Nummernschilder hauptsächlich aus der Zentralschweiz und dem benachbarten Ausland. Sie zeugen von der laufenden Tunnelsanierung zwischen dem Bahnhof Sumiswald-Grünen und dem Griesbachtal, die Anfang September begonnen hat und bis März 2026 dauer wird. «Zur Behebung statischer Defizite wird eine betonierte Tunnelsohle eingebaut», erklärt Simon Weiss, Geschäftsführer der Emmentalbahn (ETB) GmbH. Zuvor würden Fugen- und Betoninstandsetzungen erfolgen. Weiter werden eine verbesserte Entwässerung mit einem Sickerschacht beim Südportal realisiert und die Fahrleitung und Fahrbahn ersetzt. Das Lichtraumprofil werde auf Doppelstockzüge abgestimmt. Die russige Patina aus der Dampflokzeit bleibe erhalten, «die Investition wird also nicht direkt sichtbar sein», sagt Weiss.


Seit 1908 in Betrieb

Die Eisenbahnlinie wurde 1905 vom Grossen Rat bewilligt und dann 1908 als Ramsei–Sumiswald–Huttwil-Bahn (RSHB) eröffnet. Während des Zweiten Weltkrieges wurde die spätere ­Linie der Vereinigten Huttwil-Bahnen (VHB) elektrifiziert und die Betriebsführung durch die Emmental-Burgdorf-Thun-Bahn (EBT) übernommen. Der Tunnel selbst ist eingleisig, 210 Meter lang und im Grundriss gekrümmt. Er verfügt beidseitig alle 50 Meter über Rettungsnischen. Der Tunnel wurde überwiegend von italienischen Bauarbeitern erstellt – mit Mauerwerk (Betonsteinen) und unbewehrtem Stampfbeton.


Schäden und statische Probleme

Bei der periodischen Überprüfung wurden bereits vor einiger Zeit Abplatzungen und starke Wasserinfiltrationen festgestellt. Herunterfallende Teile, Eisbildung und eine Schwächung des Tragwerkes könnten den Betrieb gefährden. Vertieftere Untersuchungen zeigten zudem statische Defizite, da der Tunnel ursprünglich ohne Fundation im Lockergestein erstellt worden war. Die neue, armierte Tunnelsohle sei deshalb zwingend notwendig, erklärt Weiss. 

Im Sommer 2021 führte Starkregen im Griesbachtal zur Überflutung des nördlichen Tunnelbereichs. Das Wasser floss von Gammenthal via Bahntrassee durch den Tunnel in Richtung Bahnhof Grünen. Der Schotter im Perimeter wurde stark verschlämmt und die Kabelstränge wurden arg in Mitleidenschaft gezogen. Aufgrund der unsicheren Statik kann der notwendige Fahrbahnersatz erst nach dem Einbau der neuen Sohle erfolgen.


3,2 Millionen Franken

Laut Simon Weiss betragen die Sanierungskosten 3,2 Millionen Franken. Nur dank der Leistungsvereinbarung mit dem Bund (Bahninfrastrukturfonds) sei diese Investition tragbar, berichtet Weiss. «Wir besitzen nur die Bahninfrastruktur von Sumiswald-Grünen nach Wasen und Huttwil», sagt Matthias Beck, Leiter Anlagen der ETB. Die historischen Zugkompositionen, die regelmässig auf dem Streckennetz verkehren, würden anderen Trägerschaften gehören. Künftig sollen vermehrt Test- und Inbetriebnahmefahrten stattfinden. Das SBB-Netz habe dazu keine freien Kapazitäten. Weiter sollen BLS-Bauzüge aus dem Raum Langenthal–Wolhusen die Strecke nutzen. Auch eine mögliche Reaktivierung zur konventionellen Nutzung im öffentlichen Personenverkehr sei nicht generell ausgeschlossen. Nach der Sanierung eigne sich der Tunnel zudem ideal für Rettungsübungen. Die Verantwortlichen betonen, dass alle Gleise der ETB jederzeit in Betrieb seien und die Oberleitung stets unter 15'000 Volt Spannung stehe. Das sei der Bevölkerung oft nicht bewusst. 

Bis Ende Januar wird für die Gleisbett-Armierung im Zweischichtbetrieb gearbeitet. Laut Bauleiter Marc Sollberger konnten verschiedene Arbeiten an lokale Unternehmen vergeben werden. Die Gleisbauer allerdings kommen aus Portugal. Am 4. Dezember ist Barbaratag. Am Namenstag der Schutzpatronin der Tunnelbauer wird für die Belegschaft eine traditionelle Barbara-Feier organisiert, für die auch die Arbeiter vom Weissensteintunnel nach Sumiswald kommen.

27.11.2025 :: Ulrich Steiner (uss)