Die Mühlen der Bürokratie bremsen die Windräder auf dem Bock

Die Mühlen der Bürokratie bremsen die Windräder auf dem Bock
Der Bürgerwindpark Escholzmatt kommt nur schleppend voran. So könnte es aussehen, wenn alle Hürden ausgeräumt sind. / Bild: zvg
Escholzmatt: Der seit Jahren geplante Bürgerwindpark Höch-Turner-Bock oberhalb Escholzmatt lässt auf sich warten. Politik und Technologie verur­sachen Verzögerungen.

Im Roman «Unterleuten» von Juli Zeh sorgt der geplante Bau eines Windparks für eine dramatische Zuspitzung der Ereignisse. Das Projekt in einem Dorf eines ostdeutschen Bundeslandes bringt das Verhältnis zwischen Alteingesessenen und Zugezogenen kräftig durcheinander. Aber Escholzmatt-Marbach ist nicht Unterleuten. Die Entlebucher machen das besser. Sie planen einen Bürgerwindpark.


Ein Meilenstein, der keiner war

Als Bürgerwindpark – die Idee kommt aus Deutschland – gilt eine Anlage, bei der die lokale Bevölkerung, Gemeinden und ansässige Betriebe direkt an Planung, Finanzierung und Betrieb beteiligt sind. Solche Anla-gen bilden aber nach wie vor die Ausnahme. Denn bei den 47 Anlagen, die per Ende 2024 in der Schweiz in Betrieb waren, den 20 Projekten im Bewilligungsverfahren und den 39 Projekten in Planung, handelt es sich fast ausschliesslich um klassische Projekte von Energieversorgern oder Konsortien. Die Informationsveranstaltungen von 2018 und 2023 hatten jeweils einen Grossaufmarsch zur Folge  (die «Wochen-Zeitung» berichtete). 2023 wurde das Projekt dem Kanton zur Vorprüfung eingereicht. Ein erster Meilenstein – meinte man. Doch seither herrscht Windstille. Escholzmatt-Marbach kämpft nicht gegen Windmühlen, aber mit neuen Technologien und den Mühlen der Bürokratie.


Rasante Technologie – träge Politik

Auf Anfrage nennt die zuständige Gemeinderätin, Jeanette Riedweg-Lötscher, mehrere Gründe für die Verzögerung.

Beim Hersteller für die Anlage seien Verspätungen eingetreten. Die Bauherrin, die Windenergie Schweiz AG, habe sich deshalb für einen an­deren Produzenten entschieden. Das habe dazu geführt, dass sich die Transportanforderungen aufgrund der neuen Turbinentechnik geändert haben und die Strecke sowie die Kran-stellflächen neu dimensioniert werden mussten. Darüber hinaus sei per Januar 2025 das kantonale Plangenehmigungsverfahren in Kraft getreten.

Der Ablauf des Verfahrens habe sich geändert und somit auch zu Verzögerungen geführt. Neu sei mit dem Plangenehmigungsgesuch auch das vollständige Baugesuch einzureichen. Riedweg-Lötscher stellt dazu nur fest: «Die Technik entwickelt sich rasant weiter. Technische Bedingungen ändern sich und somit auch die Anfor­derungen an Transport, Standfläche, et cetera. Der politische Prozess hingegen hinkt der technischen Entwicklung hinterher. Er ist zu träge.» Jeanette Riedweg-Lötscher betont aber, dass sich an den Dimensionen der Anlage, auch an der Anlagenhöhe von 230 Metern, dadurch nichts ändern werde.


Die nächsten Schritte

Aktuell fänden, so die Gemeinderätin, die letzten Abklärungen für das Projekt – also die Standort- und Streckenplanung – statt. Das Baugesuch sei in Erarbeitung. Es müsse im Rahmen des kantonalen Plangenehmigungsverfahrens gemeinsam mit der Nutzungsplanänderung eingereicht werden.

Sobald alle Unterlagen vollständig vorliegen, würden diese zur abschliessenden Vorprüfung beim Kanton Anfang 2026 eingereicht. Nach Rückmeldung durch den Kanton werde das Plangenehmigungsgesuch eingereicht. «Ich gehe davon aus, dass die Genehmigung des Kantons im Sommer 2026 vorliegen wird.»

Selbstverständlich werde die lokale Bevölkerung zu gegebener Zeit wieder informiert. Einen Termin kann Riedweg-Lötscher aber noch nicht nennen.

20.11.2025 :: Daniel Schweizer (sdl)