Zeugen einer vergangenen Zeit

Zeugen einer vergangenen Zeit
Das Stillleben von Masha Petrushina und die zwei Skulpturen von Michèle Péquegnat erzählen von der Vergangenheit. / Bild: Bettina Haldemann-Bürgi (bhl)
Trubschachen: Farbenprächtige Stillleben und Walliser Landschaften von Masha Petrushina sind im Murhoferhus zu sehen, zusammen mit Steinskulpturen von Michèle Péquegnat.

Das Zeichnen ist ihre Passion. Stundenlang kann Masha Petrushina, die in Minsk aufgewachsen ist und seit zehn Jahren in Langnau wohnt, an einem Punkt verharren und auf dem Zeichnungsblock festhalten, was sie sieht. In der Ausstellung liegt ein Bildband mit Zeichnungen auf, die Petrushina im Heimatmuseum Hasenlehn in Trubschachen gemacht hat. Auf verblüffende Art zeichnet sie die Räume und die sich darin befindenden Möbelstücke und Werkzeuge nach.

Petrushinas Können ist auch in ihren Gemälden präsent. Im ersten Raum sind Landschaften und Steinhäuser aus dem Oberwallis zu sehen, welche die Malerin realistisch genau wiedergibt. Licht wirft farbige Flecken auf die Hauswände und schafft Atmosphäre. Die dargestellten Steinhäuser und auch die Museumsgegenstände sind Zeitzeugen der Vergangenheit und schlagen so einen Bogen zu den Steinskulpturen, die in der Ausstellung zu sehen sind.


Selbst gesuchte Topfsteine

Das Rohmaterial für ihre Arbeiten sucht Michèle Péquegnat eigenhändig im Wallis, im Val de Bagnes. Es handelt sich dabei um Topfstein, aus dem die Menschen früher Töpfe, Feuerplatten und Öfen herstellten. Mit Schleif- und Bohrmaschinen bearbeitet die Bildhauerin anschliessend das Material. Dabei weiss sie nie, was entsteht. Tanzende Wesen mit Hasenohren, gelochte Steine und dick gefurchte, in sich ruhende Körper. Es ist eine Vielfalt an abstrakten Formen, denen die Künstlerin aus Biel poetische Namen gibt.


Zeichen der Vergänglichkeit

Einen Höhepunkt der Ausstellung im Murhoferhus bilden die festlichen Stillleben von Masha Petrushina. Sie sind alle in einer Berner Antikschreinerei entstanden. Üppig und in prachtvollen Farben kombiniert Petrushina eine schwere Kommode mit blühenden Lilien. Die Beschläge der Möbel glänzen, tiefblau wie Samt leuchtet ein Orientteppich. Auf einem Gemälde malt Petrushina eine sogenannte Schaffreite, in die man früher Lebensmittel versorgte und sie darin aufbewahrte. Realistisch wirken die Maserung des Tannenholzes und die Knäufe an den Schubladen. Zwei der Fächer sind halboffen. Was sich wohl darin befindet, fragt man sich.

Dem Vorratsschrank, den man gerne anfassen würde, setzt Masha Petrushina einen dornigen Hagebuttenzweig gegenüber. Die Pflanze erinnert an die eigene Vergänglichkeit. Wie wir, wird auch die Rose mit der Zeit zerbröseln, während der Schubladenstock noch lange bestehen bleibt.

20.11.2025 :: Bettina Haldemann-Bürgi (bhl)