Leandra und Ramona Schöpfer beim Training in Davos. / Bild: zvg
Langlauf: Ramona und Leandra Schöpfer haben eine intensive, aber gute Vorbereitung hinter sich. In diesem Winter peilen sie den ersten Weltcup-Start respektive die Jugend-WM an.
Nach intensiver Vorbereitung starten die Schwestern aus Marbach am 22.November mit einem Testwettkampf in Davos in die Saison, ehe es eine Woche später in St. Moritz so richtig ernst gilt. Von grösseren Verletzungs- oder Krankheitsproblemen verschont, können Ramona und Leandra Schöpfer die ersten Rennen kaum erwar-ten. Leandra, die jüngere der beiden Schwestern, bezeichnet den Saisonstart gar als ihr Saisonhighlight. «Das Rennfeeling nach einer langen Wettkampfpause wieder zu spüren, ist jeweils etwas ganz Besonderes.»
Mit dem Saisonstart hat sich im Vergleich zur Vorbereitung auch das Trainingspensum reduziert. Es variiere zwar von Woche zu Woche, doch gerade in Trainingslagern würden sie jeweils schon um die 20 Stunden schuften, um eine optimale Basis für die kommende Saison zu legen. Von Joggen über Radfahren, Physioeinheiten bis zu den vielen Kilometern auf den Roll- und Langlaufskis sei alles dabei, erzählt die 19-Jährige, die nebst der Arbeit im Marbacher Hotel Sporting die Handelsschule besucht.
Harte Trainings daheim im Entlebuch
In der Schweiz haben Leandra Schöpfers Trainingsgruppen, das Schweizer Junioren C-Kader und der Regionalverband ZSSV, optimale Trainingsbedingungen vorgefunden. Neben der Lenzerheide, Andermatt und dem Goms sei auch das Entlebuch ein dankbarer Trainingsort. «Zuhause kann ich zwischendurch auch Einheiten zusammen mit Ramona machen, das geniesse ich jeweils sehr.» Insbesondere die harten Trainings seien gemeinsam einfacher zu überstehen.
Seit Herbst seien die Intervalleinheiten intensiviert worden, nachdem man den Fokus im Frühling?/?Sommer auf Grundlagenausdauer und «Stunden machen» gelegt habe, wie die Sportlerin fachsprachlich erklärt. «Vollgas, bis es wirklich nicht mehr geht», sei seit rund zwei Monaten die Devise, um sich im Laufe des Winters mit guten Rennresultaten belohnen zu können. Druck machen würde sie sich allerdings keinen. «Wenn ich im Ziel weiss, dass ich mein Bestes gegeben habe, bin ich immer zufrieden.» Resultate seien zweitrangig. Dennoch schielt sie mit einem Auge bereits jetzt nach Lillehammer, wo im März die Jugendweltmeisterschaften stattfinden. Die Marbacherin kann ihre Chancen, sich dafür zu qualifizieren, zwar «gar nicht einschätzen», mit zwei Top-10-Resultaten an internationalen Jugendmeisterschaften (9. Rang an Jugendolympiade 2024, 4. Rang am EYOF 2023) konnte sie aber bereits beweisen, dass sie mit optimaler Renneinteilung vorne mitlaufen kann.
«Die Motivation war ansteckend»
Dasselbe Ziel verfolgt auch die zwei Jahre ältere Schwester Ramona, die seit abgeschlossener Matura vor 1,5 Jahren Profi ist und sich voll und ganz auf den Langlaufsport konzentrieren kann. Auch sie konnte in der Vorbereitung optimale Trainingsbedingungen nutzen – insbesondere in Magglingen, wo die Entlebucherin im Frühling?/?Sommer die Spitzensport-RS absolvierte. «Das war eine unglaublich wertvolle Zeit für mich. Die Motivation der anderen Sportler war ansteckend und ich genoss es sehr, einen Einblick in andere Sportarten zu erhalten», so Ramona Schöpfer,
die bisher nur das langlaufspezifische Training gekannt hat. Zudem habe sie, nachdem der Fokus in den ersten fünf Wochen primär auf militärischen Inhalten lag, von verschiedenen sportspezifischen Kursen wie Sponsoring, mediale Präsenz oder mentale Gesundheit profitieren können.
Die lehrreiche Zeit habe aber auch etwas an ihren Kräften gezehrt, wie sie betont. «Als ich im August wieder zuhause war, fiel ich in ein kurzes Loch, war trotz des grossen Trainingsumfangs nicht so in Form.» Seit September bereite ihr das Training aber wieder richtig viel Freude. «Jede Einheit, jedes Intervall läuft einfacher.»
Wie ihre jüngere Schwester trainiert auch Ramona mit dem Schweizer C-Kader, sie jedoch in der Alterskategorie U23. Die Trainings- und Wettkampfplanung gestaltet sie in engem Austausch mit ihrem Trainer von Swiss-Ski. In der diesjährigen Vorbereitung legte sie den Fokus klar auf die Technik und darauf, diese bei harten, intensiven Einheiten nicht zu vernachlässigen. Dies sei essentiell, um künftig bei der Elite mitlaufen zu können und solle dazu führen, dass sie im Dezember in Davos ihr Weltcup-Debut feiern könne. Unter Druck setzen wolle sie sich mit diesem Ziel aber nicht, zumal in dieser Saison weitere interessante Rennen anstehen würden. Mit guten Resultaten am FESA Alpen Cup, wo sie sich mit der europäischen Spitze ihrer Altersklasse messen wird, will auch sie sich einen Startplatz in Lillehammer sichern. Helfen soll ihr dabei auch ihre mentale Stärke, welche sie sich über Jahre mithilfe eines Mentaltrainers erarbeitet habe und auf die sie wirklich stolz sei. «Wenn es mal nicht läuft, weiss ich, dass ich das im Kopf einordnen kann und sich so schon irgendwie eine Lösung findet, damit es wieder aufwärts geht.»
Im Sprint den Puls hochjagen
Ramona und Leandra Schöpfer rechnen sich ihre besten Chancen in den Langdistanzrennen aus. Dennoch bestreiten beide auch Sprintwettkämpfe, welche jeweils am Tag vor ihrem Hauptrennen stattfinden. So könne man bereits einmal den Puls hochjagen, die Strecke spüren und den Rennablauf koordinieren.
Dass die Schwestern dabei oft mit demselben Team unterwegs sind, schätzen beide. Sie hätten sich schon immer gut verstanden und könnten gegenseitig Energie tanken. Konkurrenzdenken sei ihnen fern, auch wenn Ramona offen zugibt: «Manchmal spüre ich schon: Oh, sie kommt näher. Der Moment, wo sie mich ein- oder überholen wird, wird kommen. Ich versuche jedoch, dies zu verhindern», lacht sie, betont aber zugleich: «Ich mag es ihr schon auch sehr gönnen, wenn es ihr gut läuft.»