Das Grinsen bei Sven Liechti ist zurück

Das Grinsen bei Sven Liechti ist zurück
Sven Liechti ist zurück auf dem Schnee und die Hüfte hält den Belastungen stand. / Bild: zvg
Skicross: Zehn Monate nach einer Hüftverletzung ist Sven Liechti zurück. Der Skicrosser hat eine Zeit voller Höhen und Tiefen hinter sich und ist nun bereit für die neue Saison.

In den vergangenen Wochen war Sven Liechti nach längerer Zeit endlich wieder dort, wo er am liebsten ist - auf dem Schnee. «Das Comeback auf den Skiern ist gelungen», lässt er wissen, er sei bereit für die kommenden Rennen. Vor einem Monat habe der Skicrosser aus Konolfingen alle OKs bekommen - beim Leistungstest Ende September seien seine Werte im Vergleich zu jenen vor der Hüftoperation perfekt gewesen. «Es war unglaublich, plötzlich wieder von allen Seiten zu hören, dass ich bereit sei, in den Leistungssport zurückzukehren.» Vor knapp einem Jahr habe dies nämlich noch ganz anders ausgesehen.


Vom Hoch ins Tief

«Die Saison 23/24 war meine bisher beste», holt Liechti aus. «Ich konnte meine ersten Weltcuppunkte sammeln und durfte dadurch enorm viele Erfahrungen im Skicross gewinnen.» Im darauffolgenden Sommer begann dann die Leidensgeschichte des 24-Jährigen - eine komplexe Verletzung des Hüftgelenkes. «Es fing damit an, dass von vier Schneetagen nur noch drei gut waren. Es ging weiter, bis ich im November dann nur noch knapp einen Tag trainieren konnte», erzählt Sven Liechti. Es folgte eine Phase voller Abklärungen und Durchhaltewillen - er wollte im Europacup Punkte sammeln, bevor er sich im Frühling operieren lassen würde. Jedoch kam nichts so wie geplant - nach nur einem Rennen zeigten die Untersuchungen Ende Dezember die schlechten Werte des fast vollständig beschädigten Gelenkes. «Auf einmal wurde mir gesagt, dass es nicht sicher sei, ob ich jemals wieder Spitzensport betreiben könne.» Wenige Wochen später wurde Liechti operiert - sieben Wochen war er auf Krücken angewiesen. «Mental war dies ein harte Zeit für mich», rekapituliert der Spitzensportler. Seine Familie und Freunde seien ihm aber immer als Unterstützung zur Seite gestanden. Besonders schön in Erinnerung geblieben sei der Besuch seines Teams zwischen zwei Renntagen im Spital.


Vollständig zurück

Der ganze Heilungsprozess sei super verlaufen - Sven Liechti verbrachte mehrere Wochen in der Reha in Magg­lingen. «Zu Beginn war ich nur ein Häufchen Elend. Durch den Aufenthalt konnte ich am Ende wieder meine ersten Sprünge machen», sagt der 24-Jährige dankbar. «Die Reha war definitiv eine 10/10.» Gut acht Monate nach dem Eingriff ging es für ihn das erste Mal wieder auf den Schnee. Körperlich habe sich das Skifahren super angefühlt - nach zwei Tagen seien auch die anfänglichen Schmerzen vollständig verschwunden gewesen. Wie sieht es denn mit dem psychischen Aspekt aus? «Im Juni konnte ich mir nicht vorstellen, diesen Winter noch ohne Blockaden auf die Skier zu stehen», reflektiert Liechti. Jedoch sei dieses Problem glücklicherweise nie aufgetreten. «Ich glaube, mental bin ich so stark, da ich mir für die ganze Aufbauphase so viel Zeit genommen und mir keinen Druck gemacht habe.» Für die kommende Saison sei er topmotiviert, lässt Sven Liechti mit einem Lächeln wissen. Dies sei auch dem Team aufgefallen: «Ich bekam oft die Rückmeldung, dass sie mich mit so einem Grinsen auf dem Gesicht noch nie gesehen hätten.»


Gesamtsieg im Europacup

Die Saison 25/26 startet im Dezember offiziell mit dem ersten Skicross-Rennen. Sven Liechti ist zurzeit Teil des B-Kaders von Swiss Ski. Falls er in den kommenden Zeitmessungen schnelle Zeiten fahren würde, könnte er möglicherweise einen Platz im Weltcupteam erhalten. Ist dies der Plan des Skicrossers? «Nein», antwortet er überzeugt auf die Frage. «Entweder fahre ich jetzt extrem gute Zeiten, oder ich wähle einen anderen Fokus» - und zwar den Gesamtsieg im Europacup. Damit wäre ihm ein Startplatz im Weltcup in der Saison 26/27 gesichert. Sein persönlich allerhöchstes Ziel sei und bleibe die Teilnahme an den Olympischen Spielen. Mit seiner Geschichte in den vergangenen Monaten werde Milano Cortina 2026 wohl eher unrealistisch. Ausschliessen wolle Sven Liechti voserst jedoch nichts - «ich habe eine solche Freude, wieder zurück am Fahren zu sein, dass es automatisch gut läuft.»

06.11.2025 :: Zora Stifel (zsl)