Gorm Seiler will mithelfen, den Anbau der Edelkastanie im Emmental zu fördern. / Bild: Max Sterchi (mss)
Lauperswil: Auf dem Hof Ober Bagenschwand pflanzt Gorm Seiler Edelkastanien, eine Baumsorte die seit Mitte des vorigen Jahrhunderts mehr und mehr in Vergessenheit geriet.
«Ich habe den rund zehn Hektar grossen Hof Ober Bagenschwand vor zehn Jahren gekauft. Auf 40 Aren produzieren wir Gemüse, auf der restlichen Fläche weiden gegen 100 Schafe und wachsen rund 150 Hochstammbäume.» So beschreibt Gorm Seiler seinen Bio-Betrieb am Südhang hoch über dem Zusammenfluss von Ilfis und Emme. Und als Biobauer macht er sich Gedanken über die regenerative Landwirtschaft mit dem Ziel, das Wasser möglichst lange am Berg zu behalten und den Boden so zu bearbeiten, dass sich die Mikroorganismen wohl fühlen und mithelfen, nachhaltig gesunde Lebensmittel zu produzieren.
Ein Reservoir der Biodiversität
Bei seiner Schwester in Frankreich hat Gorm Seiler mitgeholfen, Kastanienbäume zu veredeln und deren Früchte zu verarbeiten. So hat er auch im Emmental mit gutem Erfolg begonnen Kastanien zu ziehen und die jungen Pflanzen zu veredeln. Dabei erhielt er den Hinweis, dass die IG Pro Kastanie Zentralschweiz Möglichkeiten für den Anbau im Kanton Bern sucht. Diese Gelegenheit habe er wahrgenommen und so seien bei ihm ein paar Bäume auf der Wiese und 13 Bäume in einer Waldparzelle gepflanzt worden. «Die Kastanien blühen im Frühsommer, sind dadurch wichtig für Insekten und positiv für das Ökosystem und tragen mit ihren ausladenden Kronen für die Erhaltung der Wasserressourcen bei», erklärt Seiler. Zudem trage die Kasta-nie nahrhafte Früchte und sei auch als Holzlieferant hervorragend geeignet.
Die Wiedergeburt der Kastanie
Wie die IG Pro Kastanie in ihren Publikationen schreibt, erlebte diese Baumart in den letzten Jahren eine Renaissance - ausgelöst durch die Suche nach einer Ernährung mit biologischen Nahrungsmitteln, aber auch aufgrund der klimabedingten Erderwärmung. Vor allem in den Luzerner Seegemeinden seien in den letzten Jahren in vier Projektphasen 20 Kastanien-Haine mit einer Gesamtfläche von rund 27 Hektaren entstanden. So soll der ehemalige «Brotbaum für ärmere Menschen» auch hierzulande wieder heimisch werden. Nach bisherigen Erfahrungen gedeihe der Baum gut und stabilisiere den Boden mit seinem tief gründenden Wurzelwerk. Diese Erkenntnis teilt auch Gorm Seiler und zeigt sich beeindruckt vom schnellen Wachstum der im Frühjahr gepflanzten Bäume.
Hain öffentlich zugänglich
Seiler geht davon aus, dass auf sei-nem Hof in Lauperswil dereinst um die 40 Kastanienbäume stehen werden. Erste Früchte werde es bald einmal geben, für einer ertragreichere Ernte müsse ein Baum aber mindestens 20 Jahre alt sein. Ob das Projekt am Ende auch einen gewissen Ertrag generieren werde, sei noch abzuwarten, aber jedenfalls würden die Marroni-Produkte seinen bestehenden Hofladen ergänzen und attraktiver machen, meint der Biobauer. Am vergangenen Freitag ist der Kastanien-Hain in Ober Bagenschwand eröffnet worden. Wie Gorm Seiler versichert, sind Interessierte willkommen, der Hain sei öffentlich zugänglich und könne jederzeit besichtigt werden.