Alte Stärke für die SVP, Debakel für die GLP

Alte Stärke für die SVP, Debakel für die GLP
Bild: Rudolf Burger (bur)
Langnau: Im neunköpfigen Gemeinderat hat die SVP ihren vierten Sitz, den sie vor vier Jahren an die GLP verloren hat, wieder zurückerobert. Auch im Parlament verlor die GLP Sitze.

«Wir sind eigentlich zurück auf Feld 1, wo wir mit der GLP vor zwölf Jahren begonnen haben», bilanziert Michael Moser. Vor vier Jahren war er der strahlende Sieger, dem es als erster GLP-Kandidat gelungen ist, einen Sitz im Langnauer Gemeinderat zu erobern. Im Wahlgang vom Wochenende hat die Partei ihren Sitz in der Exekutive wieder verloren. Die GLP stellte für den neunköpfigen Gemeinderat lediglich zwei Kandidaten. «Im Nachhinein ist klar: Wir hätten die Liste füllen müssen», stellt Michael Moser fest. «Aber wir waren ehrlich und setzten nur Personen auf die Liste, welche das Amt auch wirklich angenommen hätten.» Als bisheriger Gemeinderat verzichtete Michael Moser zudem auf eine Kandidatur für das Gemeindeparlament, was bedeutet, dass seine zwölfjährige Karriere in der Langnauer Politik per Ende Jahr fertig sein wird. «Ich sehe es aber nicht als persönliche Abwahl - wir machten einfach als Partei zu wenige Stimmen.» Weniger Stimmen erhielt die GLP auch bei der Wahl der 40 Sitze des Parlaments. Ihr Anteil hat sich fast halbiert (siehe Grafik), was sich entsprechend bei der Zahl der Sitze auswirkt: Statt der bisherigen vier hält die GLP nur noch zwei.


Zwei zusätzliche Sitze für SP/Grüne

Wer konnte vom Taucher der GLP profitieren? Vorab die Listenverbindung SP/Grüne, die um je einen Sitz zulegen konnte. Während die SP nun auf zwölf Personen kommt, werden die Grünen nach einer längeren Absenz wieder im Parlament vertreten sein. SP und Grüne profitierten auch davon, dass sie sich das Restmandat sichern konnten, wobei diese Ausmarchung ziemlich knapp war. Hätte die SVP, die insgesamt mit 37'729 Stimmen das beste Resultat aller Parteien machte, noch 80 weitere erhalten, wäre ihr das Restmandat zugefallen. So konnte die SVP nur einen zusätzlichen Sitz gewinnen und wird künftig im 40-köpfigen Parlament mit 15 Personen vertreten sein. «Wir legten den Fokus ganz klar auf die Mobilisation unserer Wählerschaft», sagt SVP-Präsident Roland Zaugg, der seinerseits den Sprung in den Gemeinderat geschafft hat. «Unser primäres Ziel war: Die bisherigen Sitze zu halten. Dass wir nun im Gemeinderat wie auch im Parlament zulegen konnten, ist natürlich schön.»


Keine Konkurrenz für Präsidenten

Die SVP stellt mit Walter Sutter auch weiterhin den Gemeindepräsidenten, wobei dieser gar keine Konkurrenz erhielt. «Für den Wahlkampf wäre ein Gegenkandidat sicher gut gewesen», meint Roland Zaugg und verweist auf die tiefe Stimmbeteiligung. Lediglich 35 Prozent der Bürgerinnen und Bürger gaben ihre Wahlzettel ab. Dabei fällt auf, dass mit gut 52 Prozent die Frauen leicht in der Mehrzahl waren. Wie spiegelt sich dies im Frauenanteil der Gewählten ab? Im Gemeinderat stieg der Anteil von einer auf drei Frauen; nebst der bisherigen SP-Gemeinderätin Daniela Bärtschi schafften auch Miriam Margani, ebenfalls SP, sowie Melanie Gerber-Rullmann von der Mitte den Sprung in den Gemeinderat. Im Parlament ist der Anteil mit neu zwölf Sitzen (bisher elf) von 40 noch tiefer. Mit gar keiner Frau vertreten - weder im Gemeinderat noch im Parlament - ist die FDP. Während sie in der Exekutive ihren einen Sitz verteidigen konnte, hat die FDP im 40-köpfigen Gemeindeparlament einen Sitz verloren und hält künftig nur noch deren drei.


Die Mitte mit 60 Prozent Frauen

Die EVP, welche darauf verzichtet hat Kandidaten für den Gemeinderat zu stellen, konnte im Parlament ihre drei Sitze problemlos verteidigen. Sie war mit ihren drei Bisherigen angetreten. Ihre bisherigen vier Sitze im Parlament verteidigen konnte auch die Mitte. Zudem konnte die Partei «ihren» Sitz im Gemeinderat mit der neu gewählten Melanie Gerber verteidigen. Mit drei Frauen auf fünf Posten weist die Mitte gar noch einen höheren Frauenanteil aus als die SP, die ihrerseits in Gemeinderat und Parlament einen Frauenanteil von 53 Prozent aufweist.

30.10.2025 :: Bruno Zürcher (zue)