Doch über günstige Wohnungen reden

Langnau: Der Gemeinderat muss sich noch einmal mit dem Thema sozialverträglicher Wohnungsmarkt befassen - obwohl er es nicht als seine Aufgabe sieht, diesen zu regulieren.

«Wosch du?» - «I wott!». Dieser Dialog war in der Sitzung des Parlaments zu hören, als die Interpellation von Samuel Dällenbach behandelt wurde. Er wollte unter anderem wissen, wie viele Wohnungen in der Gemeinde von Sozialhilfe-Empfängern überhaupt finanzierbar sind. Nachdem Gemeindepräsident Walter Sutter darauf verzichtete, etwas zu diesem Vorstoss zu sagen, sondern lediglich auf die schriftliche Antwort verwies, erklärte Adrian Gerber, der die Sitzung leitete: «Der Interpellant hat jeweils das Recht zu einer kurzen Stellungnahme.» Und dann fragte Gerber eben an SP-Parlamentarier Dällenbach gewandt: «Wosch du?» Nachdem Dällenbach ans Rednerpult marschiert war, zeigte er sich enttäuscht, ob der schriftlichen Antwort des Gemeinderats, welche allen Parlamentarierinnen und Parlamentariern vorlag. Darin war zu lesen, dass der Gemeinderat über keine eigene Statistik bezüglich der Mietpreise für Wohnungen verfüge. «Unabhängig von den Mietpreishöhen kann festgehalten werden, dass in der Gemeinde Langnau die Leerwohnungsziffer nach wie vor tief ist», steht in der Antwort. Gemäss Bundesamt für Statistik lag diese im Jahr 2024 bei 0,62 und damit noch unter dem kantonalen Durchschnitt. Der Gemeinderat, steht in der Antwort weiter, vertrete die Haltung, «dass es nicht die Aufgabe der Gemeinde ist, mit reglementarischen Vorschriften die Schaffung von preisgünstigem Wohnraum vorzugeben oder gar selbst Wohnraum zu schaffen.»


«Die müssen wo anders leben»

«Es ist einfach so, dass man sagt: Die, die weniger haben, können dann irgendwo anders leben», sagte Samuel Dällenbach und fügte an, dass ihn das ohnmächtig und auch hässig mache. Marianne Stettler, die ebenfalls der SP-Fraktion angehört, wollte, dass im Parlament über dieses Thema diskutiert wird. Bei einer Interpellation ist dies aber nur möglich, wenn dies eine Mehrheit beschliesst. Abgesehen von einem grossen Teil der SVP wollten alle Marianne Stettler ermöglichen, ihre Aussage zum Mietmarkt zu machen. Sie sei vor rund 40 Jahren nach Langnau gezogen, berichtete sie. «Damals hatte die Gemeinde für einkommensschwache Familien Wohnraum zur Verfügung gestellt, was mir sehr imponiert hat. Man muss dabei betonen, dass Langnau damals eine sehr landwirtschaftlich geprägte Gemein-de war.» Sie finde es eine verpasste Chance, wenn sich der Gemeinderat heute nicht mehr überlege, wie güns­tiger Wohnraum geschaffen werden könne. Am Schluss der GGR-Sitzung vom Montagabend, als die Mitglieder des Parlaments die Gelegenheit haben sogenannt Einfache Anfrage an den Gemeinderat zu stellen, trat dann Samuel Dällenbach erneut ans Rednerpult: «Wie viele einkommensschwache Personen zahlen mehr Miete, als ihnen gemäss Richtlinien des Sozialdienstes zugemutet werden kann? Und wie verträglich sind eigentlich die Mieten in den Gemeindeliegenschaften?» Der Gemeinderat nahm die Anfragen entgegen und gelobte Antworten zu liefern.

23.10.2025 :: Bruno Zürcher (zue)