Am 26. Oktober werden in Grosshöchstetten Stimmzettel ausgezählt. / Bild: Silvia Wullschläger (sws)
Grosshöchstetten: Bei den Gemeindewahlen werden die drei antretenden bisherigen Gemeinderäte voraussichtlich wiedergewählt. Der Schlosswiler Sitz wackelt, die SVP darf hoffen.
Eines steht unverrückbar fest: Die EVP stellt auch weiterhin das Gemeindepräsidium. Nachfolger von Christine Hofer wird der 46-jährige Sekundarlehrer Raymond Beutler, der von 2016 bis 2021 schon einmal Grosshöchstetter Gemeinderat war. Laut Wahlreglement ist Beutler in stiller Wahl gewählt, weil sich ausser ihm niemand um das Amt bemühte.
Abgesehen vom Gemeindepräsidium könnten die Wahlen am 26. Oktober spannend werden. Dafür sorgt die SVP, die in der letzten Legislaturperiode nicht vertreten war. Jetzt hat sie drei Kandidaten aufgestellt und hat beste Aussichten auf mindestens ein Mandat. Bei den Grossratswahlen 2022 kam die SVP auf einen Stimmenanteil von 21,4 Prozent, bei den Nationalratswahlen 2023 sogar auf 29,7 Prozent. Für ein Vollmandat im Grosshöchstetter Gemeinderat braucht es einen Stimmenanteil von 14,3 Prozent – eine Hürde, die von der SVP übersprungen werden sollte. Favorit für das Mandat ist SVP-Präsident Markus Weber, der von 2016 bis 2020 schon einmal dem Gemeinderat angehörte.
Wer verliert Stimmen?
Die Teilnahme der SVP an den Gemeinderatswahlen bedeutet für die anderen Parteien, dass sich ihr Stimmenanteil notwendigerweise schmälern muss. Wie die Grafik zeigt, kam die Freie Wählergruppe 2021 mit 40,7 Prozent auf den höchsten Stimmenanteil. Magnus Furrer, der für das Ressort Bau zuständige Gemeinde-rat, tritt zurück. Karin Wüthrich Leemann, Ressort Soziales, tritt noch einmal an und sollte die Wiederwahl schaffen. Falls es für einen zweiten Sitz reicht, wird er wahrscheinlich an Livia Howald-Walker fallen. Die beiden weiteren Kandidaten sind nur einmal auf der Liste aufgeführt.
Zweiter FDP-Sitz fraglich
Mit dem Stimmenanteil von 27,7 Prozent hat die FDP vor vier Jahren zwei Sitze erobert, den zweiten allerdings nur als Restmandat. Der bisherige FDP-Gemeinderat Peter Däpp, zuständig fürs Ressort Bildung, wird
voraussichtlich wiedergewählt. Nach dem Rücktritt der Finanzchefin Caroline Devaux und wegen der Konkurrenz durch die SVP scheint ein zweiter Sitz für die FDP ausser Reichweite. Möglicherweise führt aber die Listenverbindung mit der SVP dazu, dass entweder der SVP oder der FDP ein zweiter Sitz zufällt.
Der Wahl getrost entgegensehen kann auch die EVP-Gemeinderätin Elena Zink, die das Ressort öffentliche Sicherheit betreut. Auch weil die EVP mit der Freien Wählergruppe und dem Ortsteil Schlosswil eine Listenverbindung eingegangen ist, kann für den EVP-Sitz kaum etwas schiefgehen. Fraglich ist hingegen, ob der Ortsteil Schlosswil im neuen Gemeinderat vertreten sein wird. Sein Gemeinderat, Andreas Neuenschwander, Ressort Betriebe, tritt zurück, und der Stimmenanteil von 14,6 Prozent genügte 2021 nur knapp für ein Mandat.Die grosse Abwesende bei den Gemeinderatswahlen ist wie schon 2021 die SP. Vom verantwortlichen Co-Präsidium ist zu erfahren, dass sich «aus den Reihen der SP Basis» keine Person in der Lage sehe, ein Gemeinderatsamt «engagiert auszuführen».
ENGH kein Wahlkampfthema
Als einzige Partei ist die SVP mit Wahlplakaten präsent. Damit hat sie laut Gemeindepräsidentin Christine Hofer (EVP) gegen das «ungeschriebene Gesetz» verstossen, dass in Grosshöchstetten nicht plakatiert werde. «Wir zeigen damit, dass wir zurückkommen wollen», sagt SVP-Präsident Markus Weber. Angesprochen auf Wahlkampfthemen ist das Echo bei den Parteien nicht überwältigend. «Eine Finanzstrategie, welche die notwendigen Investitionen zulässt, Verkehrs- und Schulwegsicherheit», nennt die EVP. Die SVP setzt sich für eine «solide Finanzpolitik ohne weitere Steuererhöhungen» ein. Auffallend ist, dass die Auseinandersetzungen um die Ausrichtung der Energie Grosshöchstetten AG (ENGH), die in den vergangenen Monaten viele Gemüter bewegten, in diesen Wahlen kaum ein Thema sind.