Mit sieben Jahren besuchte er erstmals ein Training - zehn Jahre später spielt Nik Lehmann in der ersten Mannschaft. / Bild: zvg
SCL Tigers: Wovon Gleichaltrige nur träumen, hat Nik Lehmann geschafft: Seit April trainiert und spielt der Verteidiger in der ersten Mannschaft der SCL Tigers.
«Mit Schlittschuhen aufgewachsen bin ich nicht», meint Nik Lehmann, der diese Woche seinen 18. Geburtstag feiern konnte. «Erst mit etwa sieben Jahren besuchte ich erstmals ein Eishockeytraining bei den Young Tigers.» Dies sei im Vergleich zu anderen relativ spät und mag nur schon deswegen erstaunen, da Eishockey in der sportbegeisterten Familie Lehmann stets präsent war. «In meiner Verwandtschaft gab es viele Hockeyspieler, einige Lehmanns waren gar Teil der Meistermannschaft von 1976.» Die Eltern selber seien sehr polysportiv, hätten aber nie aktiv Eishockey gespielt. «Dafür kommen sie fast an jedes Spiel, auch auswärts.»
An sich arbeiten
«Es ging alles sehr schnell, plötzlich war ich in der Mannschaft drin und es geschah, was ich von klein auf wollte», berichtet Lehmann über sein National League-Debut gegen Ambri - eines seiner absoluten Karrierehighlights. Es sei «halt schon cool, wenn man Spielern, die man zuvor als Zuschauer mitverfolgte, nach dem Spiel einen Handshake gibt». In der laufenden Saison kam Lehmann bisher auf 80 Minuten Eiszeit, in denen er Headcoach Thierry Paterlini das geschenkte Vertrauen mit defensiv sehr stabilen Leistungen zurückgeben konnte. Offensiv jedoch wolle der Verteidiger in Zukunft gefährlicher werden, seinen Schuss verbessern und zudem an seiner Geschwindigkeit arbeiten, um seinen Platz im Kader halten zu können, sagt er. Schliesslich sei er nicht zuletzt aufgrund Verletzungen anderer Spieler so schnell in die erste Mannschaft gelangt. «Wer weiss, wie die Situation ausschauen wird, wenn alle wieder spielfähig sind.» Lehmanns Erwartungen an sich sind daher klar: «Ich will meinen Job erledigen, und zwar richtig.» Das Team solle sich auch in schwierigen Situationen auf ihn verlassen können.
Gelernt, sich durchzusetzen
Vergangene, nicht nur einfache Erfahrungen, helfen ihm nun, diesen Platz zu verteidigen. So habe er in jungen Jahren immer zu den Kleinsten gehört und musste Physis mit anderen Qualitäten kompensieren. Diesbezüglich habe er mittlerweile zwar aufgeholt, daraus aber mitgenommen, dass er sich nie zurücklehnen dürfe. Kämpfen um seinen Platz musste Lehmann später auch im Juniorennationalteam. Nachdem er es in die Berner-Auswahl geschafft hatte, wurde Lehmann für den ersten Zusammenzug des Nationalteams in seinem Jahrgang nicht berücksichtigt. In der Folge ging es dann aber steil bergauf, er habe sich in allen Bereichen stark verbessern können und kommt nun kategorienübergreifend auf 50 Länderspiele. Weitere sollen folgen.
Hockey statt Ausgang
Lehmanns Tage sind gut gefüllt. Neben Spiel und Training ist der Sohn eines ehemaligen Zehnkämpfers im dritten und damit zweitletzten Jahr seiner Sport-KV-Ausbildung. Während sich seine Mitspieler nach dem Morgentraining der Regeneration widmen, arbeitet er täglich von 14.00 bis 18.00 Uhr im Bundesamt für Rüstung. Das sei «noch anstrengend», wie er meint. Viel Zeit für anderes bleibt da nicht. «Klar muss ich auf gewisse Dinge verzichten, auf den Ausgang beispielsweise». Er habe aber nicht das Gefühl, etwas zu verpassen. «Im Gegenteil, ich mache hier etwas viel Cooleres, es lohnt sich, die Zeit ins Hockey und die Regeneration zu investieren.» Und seine bescheiden vorhandene Freizeit verbringe er lieber mit seinen Freunden, seiner Freundin und der Familie. Wenn der Zeitplan es zuliesse, betätige er sich auch gerne polysportiv, versuche sich im Tennis oder im Padel. Auch die Platzreife fürs Golfen hat er bereits in der Tasche. Bisher habe aber die Zeit zum Spielen gefehlt.
Im Team angekommen
Lehmann, der mit Spielern wie Tim Mathys und Matteo Wagner die junge Garde des Teams bildet, sagt, er habe einen sanften Einstieg in die höchste Schweizer Liga erlebt. «Nachdem ich bereits das Sommertraining mit der ersten Mannschaft absolvieren durfte, bestritt ich mein erstes Spiel gegen das unterklassige Team aus Chur, ohne Zuschauer.» Auf ein zweites Spiel gegen Chur, diesmal mit Publikum, folgten immer bessere Gegner. «So konnte ich Schritt für Schritt an das Niveau herangeführt werden.» Auch die Integration in die Mannschaft habe dem 17-jährigen keine Mühe bereitet. Spätestens nach einer erfolgreichen «Taufe» - Lehmann musste sich auf einer Bühne in Visp als Sänger beweisen - ist er in jeder Hinsicht Teil des Teams.
Erster Profivertrag ist unterschrieben
«Möglichst viel Eiszeit sammeln», ist Lehmanns kurzfristiges Ziel. «Dafür will ich mich als siebter Verteidiger in die ersten sechs hocharbeiten.» Längerfristig soll es ein Platz unter den ersten vier Verteidigern bei einem Schweizer Topteam werden, um irgendwann die Schweizer Farben auch auf Elitestufe vertreten zu dürfen. «Ich bin grundsätzlich ein sehr lockerer Typ, auf das Eishockey und das Leben generell bezogen», sagt Nik Lehmann. Er könne gut mit Druck umgehen und sich diesen auf dem Eis in Form von guten Leistungen zunutze machen. Auch seine sportliche Zukunft nimmt er gelassen: «Klar wäre es ein Traum, eines Tages in der NHL spielen zu können. Aber wenn es nicht klappt, bin ich trotzdem zufrieden.» Vorerst liegt der Fokus aber in Langnau, wo er seinen ersten Profivertrag bis Ende Saison 2027/2028 unterschrieben hat.