Die Topografie des Napf-Marathons stellt die Läuferinnen und Läufer vor Herausforderungen. / Bild: Stephan Schori (ssr)
Laufsport: Der Napf-Marathon verzeichnet steigende Teilnehmerzahlen. Die 42,2 Kilometer und 1542 Höhenmeter fordern eine sorgfältige Vorbereitung. Auch das OK ist stark gefordert.
Der Verein Swiss Runners spricht von fast 20 Prozent mehr Startenden an den grössten Schweizer Läufen in
diesem Jahr. Für Veranstaltungen wie den Swiss City Marathon Luzern von Ende Oktober ist das Teilnehmerlimit längst erreicht. Auch beim Napf-Marathon vom Sonntag, 12. Oktober, zeigt sich dieser Trend. Platzprobleme gibt es hier aber keine. «Nach Corona stiegen die Zahlen stark, jetzt sind wir auf einem stabilen, überdurchschnittlichen Level», sagt OK-Präsident Martin Hofer. Für die diesjährige Ausgabe haben sich bereits 170 Läuferinnen und Läufer für die Königsdistanz über 42,2 Kilometer angemeldet, insgesamt sind es 400 Teilnehmende. Zum Vergleich: «Der Rekord liegt bei 428 Personen, im schwächsten Jahr waren es 260. Wir steuern also tatsächlich auf einen Rekord zu.»
Kaum etwas für Neulinge
Anders als bei flachen Stadtmarathons wagen sich am Napf kaum Neulinge direkt an den Ausdauerlauf mit seinen 1542 Höhenmetern. «Die meisten haben Marathon-Erfahrung oder zumindest den Berg- oder Teamlauf schon absolviert», sagt Hofer. Die Topografie schrecke die grosse Masse
ab, sie ziehe aber jene an, die sich bewusst der Herausforderung stellten. «Unsere Teilnehmenden befassen
sich mit der Strecke und wissen, was sie erwartet», erklärt Hofer. Dennoch nehmen die Organisatoren die Sicherheit ernst. Bewährt hätten sich die rund 20 Verpflegungsposten, zudem existiere ein umfassendes Sicherheitskonzept. Neu gibt es Kontrollposten mit fixen Zeitlimits. Stefan Kropf und Brigitte Gerber vom Berner Laufsportgeschäft 4feet haben den Napf-Marathon mehrmals absolviert. Das Inhaber-Paar wohnt in Sumiswald. Kropf, ehemaliger Chef von Puma Schweiz, stellt eine Tendenz fest: «Der Marathon muss heute einen Namen haben. Berlin, oder gleich New York soll es sein. Am Berg muss es der Eiger Ultra-Trail oder der Chamonix Ultra-Trail sein.» Dabei fehle erstaunlich vielen die Geduld beim Formaufbau. «Wer fünfmal pro Woche im Gym trainiert, ist fit. Joggen ist aber etwas komplett anderes», gibt Kropf zu bedenken.
Richtige Vorbereitung ist wichtig
Um einen Marathon relativ gut
schaffen zu können, raten Kropf und Gerber zu einem wöchentlichen Trainingsumfang in der Höhe der Marathondistanz. Dies entspricht der Strecke von Trubschachen nach Bern. Brigitte Gerber, die mit 60 Jahren noch um die 100 Kilometer pro Woche läuft und flache Marathons unter 3 Stunden und 30 Minuten zurücklegte, ergänzt: «Etwas pauschal lässt sich sagen, dass sich Frauen generell mehr Vorbereitungszeit lassen. Sie starten eher mal mit dem Ziel, zehn Kilometer zu laufen.» Ein wichtiger Faktor bei der Vorbereitung sei auch das Umfeld: «Jemand mit Marathon-Ambitionen muss sich bewusst sein, dass der Zeitaufwand beträchtlich ist. Die Familie muss dahinterstehen.»
In Sachen Ausrüstung beobachten die beiden einen Trend zu hochstehendem Material. «Insbesondere Laufanfänger wünschen vermehrt das beste Material. Sie kommen mit klaren Vorstellungen zu uns – nicht selten soll es ein Carbonschuh sein», erzählt Kropf. «Wir empfehlen jedoch, sich Schritt für Schritt an die schnelleren Schuhe heranzutasten.» Der Schuh müsse zur Person passen, auch die Stabilität und der Laufstil seien zu beachten.
Durchkommen ist das Ziel
Der Napf-Marathon sei mental nicht schwieriger als ein flacher Lauf, dies wegen der abwechslungsreichen Topografie, sagt Stefan Kropf. «Hier darf man auch mal marschieren, und die Zeit ist ein Detail. An flachen Marathons wird eher eine Wunschzeit angestrebt, während am Napf das Durchkommen das Ziel ist.» OK-Präsident Martin Hofer, der sein Amt nach dieser Ausgabe an die Truber Ärztin Simone Blunier abgeben wird, rät seinerseits zu realistischer Selbsteinschätzung: «Nicht nur flaches Laufen sollte trainiert werden – auch Steigungen sind nötig. Und der Mut zum Abbruch des Laufs ist wichtig.» Das Fazit von Stefan Kropf, Brigit-te Gerber und Martin Hofer ist klar: Ein Marathon ist für viele machbar – aber man sollte sich herantasten. Wer die Distanz respektiert, sich gut vorbereitet hat und auf seinen Körper hört, wird mit einem unvergesslichen Erlebnis belohnt.