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Bon voyage

Wie einfach war die Welt doch, als ich mit meiner Familie verreiste. Als sich jedes noch so grosse Problem mit
einem Griff in «Mamas Handtasche» löste. Vor kurzem fuhr ich mit einer Freundin in den Sprachaufenthalt nach Frankreich. Ich liebe die Sprache Französisch und freute mich sehr, drei Wochen selbstständig zu verbringen, in eine andere Sprache und Kultur einzutauchen. Der Anfang aber war schwer. Auch nachdem ich die gewöhnliche Kofferpack-Krise überstanden hatte, wollte ich am liebsten zu Hause bleiben, wollte mein gewohntes Umfeld nicht verlassen,
den Rhythmus, den mein Leben hatte. Ich hatte keine Ahnung, ob mir der neue Ort gefallen würde oder ob ich mich mit meiner Gastmutter verstehen würde. Es war mir bewusst, dass ich meine Komfortzone in den nächsten Wochen ganz schön ausweiten musste. Eine Herausforderung stellte sich in Paris, als wir durch die halbe Stadt mussten, um den Bahnhof zu wechseln. Zum Glück gibt es Google Maps, sonst würden wir wohl jetzt noch irgendwo zwischen Gare de Lyon
und Gare Montparnasse herumirren. So aber kamen wir gut in La Rochelle an. Wir tauchten voll ein und bekamen sogar einen Streik mit, für den die Franzosen so bekannt sind. Schon Tage davor wurde viel darüber diskutiert und wir wurden von der Schule vorgewarnt, dass alles anders sein würde und das Busnetz ganz zusammenbrechen würde. Von den Demonstrationen, die am Morgen und später am Abend stattfanden, bekamen wir nicht viel mit. Dennoch fanden wir in der Stadt Spuren davon. Unsere Sprachschule war klein und familiär und alle Lehrpersonen waren sehr herzlich. Wir hatten den Sprachkurs 16+ gebucht und waren mit Abstand die jüngsten. In unserer Klasse trafen Menschen von verschiedenen Nationen und Altersgruppen aufeinander. Wir lernten Menschen kennen, mit denen wir uns schon nach dem ersten gesprochenen Wort gut verstanden und Menschen, mit denen wir gar nicht sprechen mussten, um zu wissen, dass wir nicht auf derselben Wellenlänge schwammen. Mit der Zeit wurden die Kleinstadt und auch die Menschen zu einem vertrauten Umfeld. Die Mitarbeiter unseres Lieblingskaffees erkannten uns mittlerweile wieder. Leider war es nun an der Zeit, zu gehen. Der Ort, in dem ich lebe, kommt mir jetzt, da ich wieder zurück bin, sehr klein vor. Ich vermisse die Stadt, die Sprache und die Unabhängigkeit. Wer hätte es gedacht, aber jetzt fällt es mir schwer, wieder in den gewohnten Rhythmus zu finden. Wie schön ist die Welt doch, wenn ich sie selbst erkunden kann.

02.10.2025 :: Lea Bühlmann