Die Mitglieder der Treichler-Gruppen müssen sich an die Choreographie und den Takt halten. / Bild: Pedro Neuenschwander (pnz)
Heimisbach: Eingebettet in ein buntes Unterhaltungsprogramm mit Jodeln und Chilbi-Betrieb trafen sich zwölf Treichler-Klubs zum ersten Emmentalischen Treichlertreffen.
Es wurde laut auf der Strasse. Um die 180 Treichler - begleitet von einheimischen Fahnenschwingern - bildeten einen Umzug. Sie marschierten vom ehemaligen Restaurant Sternen in Heimisbach bis zum Festgelände in Chramershus.
«2009 ging ich zusammen mit einigen Kollegen, ausgerüstet mit normalen Kuhglocken, zum Napfmarathon, um die Läuferinnen und Läufer zu unterstützen», sagt Michael Linder, Präsident der Dürrgraben Treichler. Doch damit nicht genug. Der Auftritt habe sie so motiviert, dass sie Schritt für Schritt mehr Interessierte gefunden und in der Folge den Verein gegründet hätten. Seither haben sie an vielen privaten und öffentlichen Anlässen teilgenommen. Sei es als Showeinlage an einem runden Geburtstag oder zur Gratulation eines frisch vermählten Paares. Auch regelmässige Anlässe wie das Seeländische und das Oberländische Treichlertreffen sowie der Gotthelfmärit oder der Weihnachtsmarkt im Heimisbach stehen stets auf ihrem Programm.
Von der Kuhglocke zur Treichel
Treichler - oft auch Trychler genannt - sind Menschen, die eine uralte Schweizer Tradition pflegen; das gemeinsame Läuten mit grossen Treicheln. Dies sind geschmiedete Metallinstrumente, die einen tiefen, durchdringenden Klang erzeugen. Im Unterschied zu den runden aus Bronze gegossenen Kuhglocken sind sie meist eckig oder flach gearbeitet und haben einen besonders kräftigen Ton. «In der Zwischenzeit haben wir uns mit professionellen, einschlägigen Glocken ausgerüstet», sagt Linder. Ueli Kramer aus Heimenschwand fertigt seit 1986 spezielle Treichlerglocken an und beliefert mit seiner 2005 gegründeten Firma «Kuhmechanik GmbH» die Vereine.
Im Einklang
Jede und jeder trägt eine Treichel. Beim gemeinsamen Gehen wird im Gleichschritt ein Rhythmus erzeugt. «Das Zusammenspiel lebt von der Einheitlichkeit - alle müssen im gleichen Takt marschieren, damit ein mächtiger, gleichmässiger Klangteppich entsteht», hält Linder weiter fest. Dabei werde nicht nur der Schritt geübt, sondern auch das An- und Abschwingen, die richtige Haltung der Treichel sowie das Formieren in Reihen. Der Klang dürfe nicht durcheinanderfallen, sonst wirke er chaotisch. Stattdessen entsteht durch die exakte Abstimmung ein wuchtiger Ton, der weit hörbar ist. Zudem zähle auch die Disziplin in der Gruppe. Das Einhalten des Taktes, das Tragen der passenden Kleidung oder Tracht und das respektvolle Miteinander würden den Auftritt ausmachen, so Linder. «Nicht zuletzt spielen die Geselligkeit und die Tradition eine grosse Rolle - die Treffen sind ebenso Übungsstunden wie Anlässe zum Austausch und zur Kameradschaftspflege», erklärt Michael Wyler aus Heimenschwand stellvertretend für alle Teilnehmenden. So sind die Treichler mehr als nur Lärmmacher - sie sind Bewahrerinnen und Bewahrer eines lebendigen Brauchtums, das Menschen zusammenbringt und die Dorfgemeinschaft stärkt. Die zahlreichen Zuschauenden des Treffens im Heimisbach sind Zeugen davon.