Die Familie Portmann ist zum 20. Mal bei der Alpabfahrt dabei - und wird herzlich begrüsst. / Bild: Pedro Neuenschwander (pnz)
Schüpfheim: Was einst mit der Idee mutiger Älpler begann, ist heute das grösste jährlich stattfindende Ereignis im Tal. Die Entlebucher Alpabfahrt feierte ihre 20. Durchführung.
Sternförmig kamen sie an, letzten Samstag. Sieben Älplerfamilien von den Alpen rund um Schüpfheim und Sörenberg. Mit rund 300 blumengeschmückten Kühen, Ziegen und Hunden zogen sie fröhlich durch die Strassen Schüpfheims. Fünf Älpler waren schon beim ersten Mal 2004 mit von der Partie. Darunter die Familie Portmann von der Alp Äbnistettili, unterhalb der Äbnisfluh auf einer Höhe von 1'320 Metern über Meer gelegen. 45 Kühe und Rinder sowie sechs Ziegen und einen Hund führten sie zu Tal. «Die Tiere werden gestriegelt, der Blumenschmuck einen Tag zum Voraus vorbereitet und das passende Schmuckwerk sorgfältig ausgewählt», sagt Josef Portmann stolz. Für die Familie ist es längst mehr als nur ein landwirtschaftlicher Anlass. Es ist ein Ritual, ein Wiedersehen mit Bekannten, ein Innehalten nach einem intensiven Alpsommer und vor allem ein Ausdruck von Dankbarkeit. Nach zwei Jahrzehnten ist die Alpabfahrt für die Portmanns nicht nur ein Ereignis, sondern ein Stück Heimat geworden, das Herz und Seele berührt.
Fixer Termin als Herausforderung
«Der Ursprung der heutigen Entlebucher Alpabfahrt geht auf das Jahr 2001 zurück. Damals wurde ein Alpchäsfäscht Sörenberg organisiert, bei dem Luzerner und Obwaldner Älpler ihren köstlichen Alpkäse präsentierten und verkauften», berichtet Micha Hafner, OK-Präsident der Entlebucher Alpabfahrt. Dieses Fest mit Käsemarkt, Unterhaltung, Festwirtschaft und Bergheuprämierung wurde zweimal durchgeführt und legte den Grundstein für spätere Entwicklungen. Schon damals sei die Idee einer koordinierten Alpabfahrt entstanden. Drei Jahre später wurde die Idee einer gemeinsamen Alpabfahrt wieder aufgenommen. Der Käsemarkt wurde mit dem Ziel eingestellt, die Rückkehr der Älpler gemeinsam an einem festgelegten Termin zu organisieren. «Das war eine Herausforderung, denn bis dahin bestimmten Wetter und Futtervorräte individuell den Zeitpunkt der Alpabfahrt», erklärt Hafner. Doch die Älplerfamilien zeigten sich offen und sagten zu.
Mit 2000 Besuchenden gestartet
2004 war es soweit: Die erste gemeinsame Alpabfahrt wurde durchgeführt. Es war ein einfaches, aber herzliches Ankommens-Fest mit Festwirtschaft und Käseverkauf. Rund 2000 Besuchende strömten ins Dorf - ein Erfolg, der zur Weiterführung motivierte. In der Folge übernahm Schüpfheim Tourismus gemeinsam mit dem Alpwirtschaftlichen Verein und der Unterstützung der Unesco Biosphäre Entlebuch die Organisation. «An der fünften Alpabfahrt 2008 wurde den teilnehmenden Älplerfamilien der Biosphärenpreis vom Förderverein Biosphärenreservat Entlebuch verliehen, was gebührend gefeiert wurde», führt der OK-Präsident weiter aus. 2017 wurde die Alpabfahrt in einen eigenständigen Verein überführt. Ein Highlight war 2019, als die Veranstaltung erstmals in voller Länge im Regionalfernsehen übertragen wurde - bei bestem Wetter und einem Rekord von über 13'000 Besucherinnen und Besuchern. Seit 2023 organisiert ein zehnköpfiges Team unter Leitung von Hafner die traditionelle Entlebucher Alpabfahrt. «Gleich beim ersten Mal war es mir ziemlich mulmig zumute, war doch die Wetterprognose im Vorfeld alles andere als gut. Zudem hatten wir in der Nacht vorher mit starkem Wind im Dorf zu kämpfen, der die Aufstellarbeiten erschwerte», erzählt Hafner. Doch dank des Einsatzes aller habe das Programm plangemäss abgewickelt werden können. Rund 14'000 Besucherinnen und Besucher staunten und applaudierten den Älplerinnen und Älplern auch dieses Jahr. Seit zwei Jahrzehnten lebt die Alpabfahrt von der Leidenschaft engagierter Älplerfamilien und eines OKs, das Jahr für Jahr Herzblut investiert. Was sie alle verbindet? Die Liebe zur Tradition, die Freude an der gelebten Kultur - und der Wunsch, dieses Erbe mit der Welt zu teilen.