Vorteil für Spieler, die mehr Zeit brauchen

Vorteil für Spieler, die mehr Zeit brauchen
Die Nachwuchsspieler - hier die U21 der SCL Young Tigers – haben nun ein Jahr länger Zeit, sich zu entwickeln / Bild: zvg
Eishockey: Auf die neue Saison hin wurden die Nachwuchsligen im Eishockey umstrukturiert. Philipp Bohnenblust, Sportchef der SCL Young Tigers, erklärt die Gründe und Auswirkungen.

Seit dieser Saison ist das älteste Nachwuchsteam der SCL Young Tigers nicht mehr die U20-Elit, sondern die U21-Elit. Aus der U17 wurde die U18, und so weiter. Der Schweizer Eishockey Verband (SIHF) hat die Strukturen im Nachwuchsbereich angepasst. «Diese Diskussion wurde schon länger geführt», erklärt Philipp Bohnenblust. «Nun wurden die Anpassungen gemacht. Wir standen als Club immer dahinter und erachten die Änderungen als sinnvoll.» 

Als Sportchef der SCL Young Tigers ist Bohnenblust zuständig für alle Juniorinnen und Junioren, von den Kindern in der Hockeyschule bis zu den U21-Elit-Spielern, die auf dem Sprung zum Profi-Hockey sind.


Weshalb wurde umstrukturiert?

Zum einen gleicht sich die Schweiz dem internationalen Eishockey an. In Schweden, Finnland oder Tschechien sind die Altersgrenzen schon länger so definiert. Zudem gibt es ja auch eine U18-Nationalmannschaft. Zum anderen gibt man den Spielern auf jeder Stufe ein Jahr mehr Zeit, um an sich zu arbeiten. Unter Umständen gibt man so Spielern, die etwas länger für ihre Entwicklung brauchen, die Möglichkeit, den Sprung zu schaffen.


Was ändert für die SCL Young Tigers?

Speziell ist, dass in diesem Jahr kein Spieler auf eine neue Stufe gekommen ist. Das körperliche und spielerische Niveau ist automatisch überall ein bisschen höher, weil alle ein Jahr weiter in der Entwicklung sind. Was die Ausbildung betrifft, bleibt praktisch alles gleich. Ausnahme ist die Stufe U12, auf der neu drei und nicht mehr zwei Jahrgänge spielen. Es gibt daher mehr Trainingsgruppen. Das kann für gewisse Clubs Kapazitätsprobleme bringen, ist für uns aber dank des Campus gut machbar.


Bringt das neue System Nachteile?

Die U15-Spieler konnten früher noch am Mittwochnachmittag trainieren. Nun mit der Stufe U16 mussten die Trainingszeiten nach hinten angepasst werden, da einige Spieler bereits in der Berufslehre sind. Zudem ist es so, dass ab Stufe U18 alle Spieler über einen sogenannten Ausbildungsvertrag ihres Clubs verfügen müssen – das ist Vorschrift vom Verband. Das bringt neue Herausforderungen mit sich, für Club und Spieler. Ein nega­tives Beispiel wäre, wenn ein Spieler, der nicht aus der Region stammt, extra wegen des Hockeys eine Lehre in Langnau absolviert, dann aber den Sprung in die U18 nicht schafft und keinen Ausbildungsvertrag erhält. Es gab deshalb den Vorschlag, die Einteilung der Nachwuchsteams wie in der Schule einzuteilen (1. August bis 31. Juli des Folgejahres), statt nach Jahrgang. Ich hätte den neuen Ansatz spannend gefunden, er wurde aber knapp abgelehnt.


Ist der Sprung in die National League nun einfacher?

Ich denke nicht, dass diese Änderung einen sehr grossen Einfluss haben wird. Die herausragenden U21-Spieler, die das Potenzial für die National League mitbringen, stechen sowieso schon früher heraus. Die U21 kann aber attraktiv sein, um Spielpraxis zu sammeln, wenn ein junger Spieler in der National League oder der Swiss League zu wenig Eiszeit erhält oder aus einer Verletzung zurückkommt. Deshalb ist es auch sinnvoll, dass die «Over-Age-Regel» bestehen bleibt. Auf Stufe U21 dürfen zwei Spieler eingesetzt werden, die maximal zwei Jahre älter sind.


Werden nun mehr gute Spieler für die MyHockey League ausgebildet?

Das wird sich erst noch zeigen. Die andere Frage ist, ob 21-jährige Spieler, die es nicht in die National League schaffen, überhaupt gewillt sind, noch ein weiteres Jahr Junioren-Hockey zu spielen. Als Club und auch als Liga wird es wichtig, diese Spieler zu binden. Ansonsten leidet das Niveau in der U18, weil von da Spieler nachgezogen werden müssen.


Alle Elit-Teams sind gut in die Saison gestartet. Wie lautet die Zielsetzung?

Die guten Resultate sind schön und freuen uns. Wir wollen gewinnen, das ist ein wichtiger Teil der Ausbildung. Das übergeordnete Ziel im Nachwuchs wird aber immer die Entwicklung der einzelnen Spieler sein. Am Ende wird ein Nachwuchstrainer daran gemessen, und nicht an der Anzahl gewonnener Punkte. Dennoch streben wir mit der U21 und U18 sicher die Playoff-Teilnahme als Minimalziel an.


Auch der Nachwuchs profitiert seit gut einem Jahr vom Campus. Sind die Auswirkungen spürbar?

Es ist schwer, das in Zahlen zu sagen. Auf jeden Fall merkt man, dass wir besser und gezielter trainieren können. Ausserdem haben wir dank des Campus bessere Trainingszeiten, was sich auch auf die Regeneration positiv auswirkt.

Ausserdem glaube ich, dass wir als Club nochmal zusammengerückt sind. Man trainiert nebeneinander, der U16-Spieler kann zum Beispiel den National-League-Spieler beobachten. Das ist für die jungen Spieler sehr motivierend.

25.09.2025 :: Micha Strohl (msz)