Wie der neue Direktor die Bergbahnen auf die Erfolgsspur führen will

Wie der neue Direktor die Bergbahnen auf die Erfolgsspur führen will
Steht seit Juli den Bergbahnen Sörenberg vor: der 45-jährige Stefan Ryser. / Bild: Daniel Schweizer (sdl)
Sörenberg: Der neue Direktor hat die Bergbahnen Sörenberg (BBS) in einer nicht einfachen Situation übernommen - Stefan Ryser will mit Regionalität und Qualität bei den Gästen punkten.

Stefan Ryser, Jahrgang 1980, bringt neben seinen betriebswirtschaftlichen Kenntnissen über 20 Jahre Berufserfahrung im Tourismus mit. Er war Vizedirektor von Interlaken Tourismus und Geschäftsführer der Erlebnis­region Mythen. Zuletzt leitete er das Projekt «Wiege der Schweiz» und baute ein Netzwerk im Zentralschweizer Tourismus auf. Seine Expertise teilt er zudem als Dozent an den Höheren Fachschulen für Tourismus in Luzern und Thun.


Die Bergbahnen Sörenberg haben erneut einen Jahresverlust eingefahren. Wie beurteilen Sie die aktuelle Lage des Unternehmens?

Wir befinden uns in einer angespannten, aber kontrollierten Situation. Der Verlust ist Realität - gleichzeitig konnte das Ergebnis im Vergleich zum Vorjahr deutlich verbessert werden. Wir wissen, dass wir weiterhin unter Druck stehen, vor allem wegen der hohen Amortisations- und Zinslast aus den getätigten Investitionen.


Worin sehen Sie die Hauptgründe für diese Verbesserung?

Haupttreiber war die starke Wintersaison; sehr gute Pistenverhältnisse, eine Fokussierung auf die Kerngebiete und eine umsichtige Kostenkontrolle. Zudem hat die Wiedereröffnung des Gipfel-Restaurants Rothorn positive Impulse gebracht. Kurz gesagt: Wir konnten mehr Gäste begrüssen und unsere Abläufe effizienter gestalten.


Welche Massnahmen haben Sie bereits angestossen, um das Unter­nehmen nachhaltig zu stabilisieren?

Kurzfristig sichern wir die Liquidität in enger Abstimmung mit Banken und dem Kanton Luzern, parallel setzen wir Spar- und Effizienzmassnahmen um. Mittelfristig setzen wir auf drei Schwerpunkte: Optimierung der Gastronomie, Stärkung des Sommergeschäfts und Investitionen in Qualität und Erlebnis. Dabei ist uns wichtig, dass jede Massnahme unsere Vision fördert, Sörenberg als Ganzjahres­destination mit authentischen, regional geprägten Angeboten zu positionieren.


Braucht es grundsätzlich neue Ansätze für das Geschäftsmodell - im Winter wie auch im Sommer?

Der Skibetrieb bleibt ein zentrales Standbein. Doch wir wissen, dass der Klimawandel die Spielregeln verändert. Unsere Vision ist deshalb breiter. Wir bauen auf Schneesicherheit im Winter, investieren aber gleichzeitig in Sommerangebote, die Natur, Erlebnis und Nachhaltigkeit verbinden.


Welche konkreten Innovationen sehen Sie für Sörenberg beziehungsweise für die Sörenberg Bergbahnen?

Wir sehen drei Felder: Digitalisie­rung, um unsere Gäste einfacher und direkter zu erreichen. Angebotsinnovation, etwa mit neuen skiunabhän­gigen Wintererlebnissen oder neuen Angeboten im Sommer. Und Nachhaltigkeit - sei es durch Photovoltaikanlagen, regionale Produkte in der Gastronomie oder unsere Rolle als verlässlicher Arbeitgeber.


Welche Rolle spielt dabei die Zu­sammenarbeit mit lokalen Partnern?

Eine sehr zentrale. Die Bergbahnen Sörenberg sind keine Insel - wir sind eng mit Tourismus, Hotellerie, Gastronomie und der Unesco Biosphäre Entlebuch verbunden. Nur wenn wir zusammenarbeiten, entsteht Mehrwert für die ganze Region. Das reicht von gemeinsamen Marketingaktionen über abgestimmte Events bis hin zur Einbindung lokaler Produzenten in unser Gastronomieangebot. Die Regionalität ist bei uns nicht nur ein Schlagwort, sondern ein Erfolgsfaktor.


Apropos Regionalität - was motiviert Sie, sich für Sörenberg einzusetzen?

Mich motiviert die Chance, die Bergbahnen Sörenberg in einer entscheidenden Phase zu begleiten. Ich bringe den Willen mit zuzuhören, anzupacken und gemeinsam Lösungen zu entwickeln. Mein Ziel ist, Vertrauen aufzubauen - bei Mitarbeitenden, Gästen, Partnern und Aktionären - und die Vision einer nachhaltigen, regional verankerten Ganzjahresdestination Wirklichkeit werden zu lassen.

Noch rote Zahlen, aber viel besser als im Vorjahr

Verluste und weniger Umsatz - die Erfolgsrechnungen der Bergbahnen Sörenberg (BBS) waren in den letzten Jahren nicht rosig. Schuld daran war ein Mix aus schneearmen Wintern, steigenden Energiepreisen sowie hohen Investitionen. Aber die Bergbahnen konnten die Talfahrt zumindest abbremsen. Nach einem Taucher im Geschäftsjahr 2023/24, mit einem Verlust von 2,44 Millionen Franken, weist im aktuellen Geschäftsjahr die Erfolgsrechnung noch ein Minus von 404'000 Franken aus.


Winter als tragender Eckpfeiler

Verwaltungsratspräsident Theo Schnider sprach an der gut besuchten GV im Bergrestaurant Rossweid Klartext: «Wir haben zwar im Bahn-betrieb Fortschritte gemacht - Stichwort Magic Pass - doch in der Gastronomie sind wir noch nicht dort, wo wir sein müssten. Zudem sind und bleiben wir verletzlich, denn der Winter ist nach wie vor ein tragender Eckpfeiler der BBS.» Die Anwesenden genehmigten den Jahresbericht und die Jahresrechnung einstimmig. Verwaltungsrat Stefan Felder gab einen kurzen Überblick über anstehende Investitionen in die Infrastruktur. Auf dem Rothorn werde die Galerie saniert und im Bergrestaurant Eisee müssten das Dach saniert, die Heizung ersetzt und die Liftstationen optimiert werden. Nach dem Hagelschaden von 2022 erfolge nun die Sanierung der Dächer der Gondelbahn Rossweid. Im Rahmen dieser Arbeiten würden die Berg- und Talstation mit total 733 PV-Panels bestückt. Auch beim Erlebnisrestaurant Rossweid bestehe Handlungsbedarf, da laufe aktuell eine Machbarkeitsstudie. Ziel sei eine gestaffelte Sanierung. Beim Restaurant Ochsenweid prüfe man neue Nutzungsmöglichkeiten, lasse sich dabei jedoch Zeit. Seit Jahren ein Thema sei die unbefriedigende Arbeitsplatzsituation in der Talstation Rossweid. Mit einer Aufstockung sollen neue Büroräumlichkeiten geschaffen und bestehende Provisorien abgelöst werden.


Neue Angebote, höhere Preise

Der Lift auf der Ochsenweid soll als Zubringerlift wieder in Betrieb genommen werden, informiert der Direktor Stefan Ryser. Testhalber werde das Nachtschlitteln auf der Rossweid während der Hauptferienzeit wieder eingeführt. Und das Nacht-skifahren auf der Rossweid werde mit einem neuen Gastronomieangebot ergänzt. Bei den Skitageskarten komme man leider nicht um eine leichte Preiserhöhung herum. Neu zahlen Erwachsene 62 Franken, Kinder ab acht Jahren und Jugendliche 31 Franken und Senioren 50 Franken. Die Rossweid wird Ihren Betrieb im nächsten Jahr bereits Mitte Mai aufnehmen.

25.09.2025 :: Daniel Schweizer (sdl)