David und Bea Gerke, beide Quereinsteiger, haben den Hof Kleinegg vor fünf Jahren übernommen. / Bild: Daniel Schweizer (sdl)
«Bäumig» (1/4): Auf dem Biohof Kleinegg in Biembach gibt es sie noch in grosser Zahl - die Hochstämmer. Bea und David Gerke kultivieren hier verschiedenste Apfelsorten sowie Tafelobst und schaffen damit wertvolle Biodiversitätsflächen.
Für Apfelliebhaber der reinste Genuss - der Gang durch die Hoschtet von Bea und David Gerke, zuhinterst in Biembach, auf dem Biohof Kleinegg. Die zahlreichen Hochstämmer sind meist noch «graglet» voll behangen. Darunter auch alte Sorten wie Glockenäpfel, Berner Rosen oder Boskoop. Und ganz im Sinn der alten walisischen Weisheit «An apple a day keeps the doctor away» geniesst der Schreibende das knackige Obst direkt vom Baum.
Knapp 140 Hochstämmer
Das Ehepaar Gerke, beide Quereinsteiger, hat den Betrieb vor fünf Jahren übernommen. Der Hof umfasst sieben Hektaren landwirtschaftliche Nutzfläche, fünf Hektaren Wald sowie zusätzliches Pachtland. «Bei der Übernahme standen in der Hoschtet rund 50 Hochstämmer, meist Apfelbäume und einige wenige Birnbäume, die in den Siebzigerjahren gepflanzt wurden», erklärt David Gerke. «Wir haben in der Folge weitere Bäume gepflanzt, darunter auch Kastanien- und Quittenbäume sowie auch Steinobst. So kommen wir heute auf einen Bestand von knapp 140 Hochstämmern.» Dabei hätten sie bewusst auf eine grosse Sortenvielfalt geachtet sowie auf seltene, sogenannte Pro-specie-rara-Sorten. Ergänzt hätten sie die Kultur mit Tafelobst wie Zwetschgen, Mirabellen oder Kirschen. Für letztere sei das Klima allerdings häufig zu feucht. «Die Kreuselkrankheit, ein Pilz, hat uns und den Kirschen das Leben schwer gemacht.» Und weil man ein biozertifizierter Betrieb sei, habe man nichts gespritzt, auch keine biologischen Hilfsmittel.
Baumschnitt und Baumschutz
Das Schneiden der Bäume bezeichnet David Gerke als seine grosse Leidenschaft. «Aber», räumt er ein, «ohne externe Hilfe käme ich da nie ans Ziel.» Und er ergänzt: Diese Arbeit diene nicht nur der Verjüngung der Bäume. Auch aus rechtlichen Gründen bestehe die Auflage, die Bäume zu schneiden. Ansonsten würden keine Beiträge für Biodiversitätsflächen ausbezahlt. Neben dem Baumschnitt, fügt seine Frau hinzu, zähle auch der Schutz der Bäume zu den wichtigen Aufgaben. Mit Stammschutz würden Schäden durch weidende Schafe und Hirsche, mit dem Wurzelschutz Schäden durch gefrässige Mäuse vermieden. David Gerke erklärt: «Unsere Schafhaltung dient, neben der Nutzung von Wolle und Dung, einzig der Landschaftspflege.» Mal werde die Hoschtet von den Schafen und Hirschen genutzt, mal werde sie gemäht. Die rund 50 Damhirsche, beim Rundgang ausser Sichtweite, würden für die Fleischproduktion gehalten. Nein, eine wirtschaftlich lukrative Vermarktung der Produkte sei für sie zu aufwendig. «Auch der Verkauf über einen Hofladen zahlt sich nicht aus. Dafür sind wir zu weit vom Schuss», meint er. So würden die Äpfel zu Most verarbeitet, grosse Mengen jedoch würden gehäckselt und an die Tiere, auch an die Damhirsche, verfüttert. Nur wenig werde direkt verkauft. «Und den Rest», wirft Bea Gerke ein, «verteilen wir an Verwandte und Bekannte.» Mit den Zwetschgen hätten sie diesen Herbst erstmals einen Versuch gestartet, Schnaps zu brennen. «Aber erst einmal abwarten, was daraus wird.»
«Wir sind Idealisten - keine Ideologen»
Die Direktzahlungen, an die Fläche gekoppelt, sowie die Biodiversitätsbeiträge bilden ein wichtiges Standbein, um über die Runden zu kommen. «Dank der extensiven Bewirtschaftung auf der Qualitätsstufe 2 erhalten wir pro Baum einen relativ hohen Biodiversitätsbeitrag», führt David Gerke aus. Aber als reine Lebensgrundlage reiche das nicht aus. «Vom Hof allein können wir nicht leben. Das genügt knapp, um die Ausgaben der Bewirtschaftung zu decken», so David Gerke. «Deshalb brauchen wir ein zweites Standbein. Mit unseren externen Einkommen minimieren wir die wirtschaftlichen Risiken. Denn wir sind zwar Idealisten, aber keine Ideologen.» Gleichzeitig schaffe das die zwischendurch gewünschte Distanz zu Betrieb und Partner, wirft Bea Gerke ein. «Denn nur wir zwei und die Tiere - das genügt uns nicht.»