Shakra in der aktuellen Besetzung: Cyril Montavon, Roger Tanner, Mark Fox, Thomas Muster und Thom Blunier (von links) / Bild: zvg
Trub: Die Hardrockband Shakra feiert dieses Jahr ihr 30-jähriges Bestehen. Thom Blunier blickt zurück und berichtet, wie sich die Truber Band zu einer Institution entwickelt hat.
Shakra arbeiten an ihrem neuen Album, trotzdem nimmt sich Gitarrist, Produzent und Songschreiber Thom Blunier die Zeit für ein Gespräch. Ort des Geschehens ist dort, wo alles begonnen hat, in Trub. Genauer in Bluniers Aufnahmestudio. Schon früh hat er sich technisches Wissen angeeignet, um nicht allzu sehr von Dritten abhängig zu sein. «Mit der ersten Band - also noch vor Shakra - haben wir in einem externen Studio ein Demo mit drei Songs aufgenommen. Kostenpunkt: 10'000 Franken. Doch über den Klang war ich ziemlich enttäuscht, es tönte nicht so wie bei den ‹Grossen›. So viel Geld auszugeben und dann kein zufriedenstellendes Resultat in den Händen zu halten, fand ich schon schwierig.» Also mietete sich Blunier eine 16-Spur-Tonbandmaschine und ein Mischpult und erstellte fortan die Aufnahmen selbst. Offensichtlich ziemlich gut, denn mit diesen Bändern zogen Shakra ihren ersten Plattenvertrag an Land. Auf dem Debutalbum aus dem Jahr 1997 ist denn auch zu lesen: «Recorded, mixed and produced by Thom Blunier». Und so sollte es auf den weiteren zwölf Studio- und den zwei Livealben, die folgten, bleiben.
«Ein anderer Name muss her»
Die Geschichte von Shakra reicht weiter zurück. Die erste Band, in welcher der junge Thom Blunier mitspielte, nannte sich Tattoo und machte Blues-Rock. Daraus entstanden 1990 Ruckus. «Ich war eigentlich ganz glücklich mit diesem Namen. Er bedeutet im Englischen so viel wie Unruhe, Krawall, Tohuwabohu. Doch dann spielten wir am selben Festival wie Krokus. Ich stand vor dem Plakat und dachte: Ruckus? Krokus? Klingt schon verdammt ähnlich. Nicht gut! Also musste ein anderer Name her.» Dies war die Aufgabe von Thoms Ehefrau Monika, sie hatte sich schon Ruckus ausgedacht. Ihre Vorschläge lauteten Shakra oder Karma. Für was man sich entschieden hat, ist bekannt. Doch ganz in Vergessenheit geraten ist die Band Ruckus nicht. 1992 ist ein Album erschienen, das zu einem gesuchten Sammlerobjekt avanciert ist (siehe Kasten).
Wirtschaftliche Herausforderungen
Eine Rockband 30 Jahre am Laufen zu halten ist an sich schon ein Kunststück, doch mit den Veränderungen im Musikgeschäft der letzten Jahre grenzt es an ein kleines Wunder. Denn auf der wirtschaftlichen Seite ist ein wichtiger Teil der Einnahmen fast komplett weggebrochen, die Tonträgerverkäufe. «Musik ist von einem Wertgegenstand zu Fast Food degradiert worden. Früher haben uns die Plattenverkäufe die Rechnungen bezahlt, das existiert heute so nicht mehr, das ist tot», sagt Blunier. Denn Abrufe auf Streamingplattformen bringen den allermeisten Musikern nichts. Das Vergütungssystem ist kompliziert, doch über alles gesehen kann von einem Betrag zwischen 0,003 und 0,005 Rappen pro Stream ausgegangen werden. Für die ganz grossen Acts wie Taylor Swift, Bad Bunny oder Ed Sheeran, mit ihren Milliarden von Aufrufen, mag sich das rechnen, doch alle anderen gucken in die Röhre. Wie gehen Shakra mit dieser Situation um? «Unsere Einnahmen müssen wir heutzutage mit Auftritten und dem Verkauf von Fanartikeln reinholen. Aber im Grundsatz hat sich nichts geändert. Wir sind dieselben altertümlichen Menschen geblieben, die ihr Instrument möglichst gut spielen und die ein geiles Konzert abliefern wollen.»
Ein kleines KMU
Shakra besteht aus den fünf Musikern Thom Blunier, Mark Fox (Gesang, Texte), Cyril Montavon (Bass), Thomas Muster (Gitarre, Songwriting) und Roger Tanner (Schlagzeug). Hinzu kommen all die Leute, die dafür sorgen, dass der Laden läuft. Roadies bei den Konzerten, Soundmischer, solche, die sich ums Geschäftliche oder um die sozialen Medien kümmern. Monika Blunier ist eine von ihnen. Die Ehefrau von Thom hat die Buchhaltung und den Verkauf von Fanartikeln unter sich und schaut auch sonst zum Rechten. Eine Rockband ist ein kleines bis mittleres Unternehmen, mit allen Herausforderungen, die das so mit sich bringt. Hinzu kommen die kreativen Prozesse, die auch in persönlichen Auseinandersetzungen gipfeln können. Wie stehts um das Gefüge in der Band? «Ganz gut, würd´ ich sagen. Auf der Sängerposition gab es früher ein Hin und Her, aber da sind wir seit zehn Jahren stabil. Und sonst sind wir alle lange genug im Geschäft und kennen uns gut genug, um miteinander umgehen zu können. Manchmal kommt es mir schon fast so vor wie in einer langjährigen Ehe. Leben und leben lassen, halt.» Um noch einmal auf den Bandnamen zurückzukommen; wer auf Spotify nach Shakra sucht, landet - Autofill sei Dank - zuerst einmal bei Shakira. Keine Frage, die kolumbianische Sängerin muss sich einen neuen Namen ausdenken.