«Das war fast schon kitschig»

«Das war fast schon kitschig»
Fritz Ramseier konnte sich zum Abschluss seiner Karriere als Sieger des Kemmeriboden Schwingets schultern lassen. / Bild: Barbara Loosli (blo)
Schwingen: Auf dem Höhepunkt ist Schluss – Eidgenosse Fritz Ramseier beendet seine Karriere. Zum Abschluss gewann er am Sonntag erstmals den Kemmeriboden Schwinget.

«So etwas kann man sich kaum ausmalen», sagt Fritz Ramseier zu den vergangenen 14 Tagen. Erst brillierte er am Eidgenössischen Schwingfest in Mollis, bei dem er zur Halbzeit als bester Berner auf der Rangliste zu finden war und sich schliesslich den eidgenössischen Kranz sichern konnte; dann gab er unter der Woche bekannt, dass der Kemmeriboden Schwinget der letzte Wettkampf seiner Karriere sein werde - und am Ende konnte er sich dort gar als Sieger feiern lassen. «Ein solches Ende ist schon fast kitschig», meint denn auch Ramseier. Es sei immer sein Ziel gewesen, in Kemmeriboden mal zu gewinnen. «Aber diesen Wunsch hatte ich schon begraben. Mit einem gewonnenen Gang wäre ich schon zufrieden gewesen.» Die Spannung sei weg gewesen und er habe ohne Druck, dafür mit umso mehr Freude geschwungen. Zwar ging der erste Gang gegen den Entlebucher Ronny Schöpfer verloren, danach reihte Ramseier aber fünf Siege aneinander und profitierte am Ende auch vom gestellten Schlussgang zwischen Florian Gnägi und Sandro Galli.


Turbulente Woche hinter sich

Innerlich habe er schon vor dem Eidgenössischen mit dem Gedanken gespielt, dass dies seine letzten Schwingfeste als Aktiver sein könnten, sagt Fritz Ramseier über seinen Rücktritt. Aber nun, als Eidgenosse, passe es für ihn und es sei der richtige Moment, um aufzuhören. Der Wirbel um seine Person sei nach Mollis riesig gewesen. «Auf dem Hof bin ich letzte Woche nicht zu viel gekommen», sagt Ramseier, der einen Landwirtschaftsbetrieb in Süderen führt. «Das Telefon läutete ständig, es kam viel Besuch, Medien haben sich gemeldet und ich habe Textnachrichten aus der ganzen Schweiz erhalten - oft von Leuten, die ich gar nicht kenne.» Neben all dem habe er sich auch noch um die Gaben für den Kemmeriboden Schwinget gekümmert, da er im Organisationskomitee dafür zuständig sei. In Zukunft freue er sich, den Druck und die Spannung vor den Schwingfesten nicht mehr zu haben und etwas mehr Freizeit geniessen zu können. Apropos Freizeit: Diese wird Fritz Ramseier unter anderem nutzen, um in seinem neuen Whirlpool zu entspannen. Diesen habe er schon eine Woche vor dem Eidgenössischen im Gabentempel gesichtet und seiner Partnerin versprochen, ihn wenn möglich nach Hause zu bringen - was dank der Spitzenplatzierung auch möglich war. Trotz Rücktritt bleibt Fritz Ramseier dem Schwingsport und demSchwingklub Siehen treu. «Sie wollen mich nicht gehen lassen», sagt er lachend, und deshalb werde er weiter das Amt des Technischen Leiters ausüben und auch die jungen Schwinger nach Möglichkeit unterstützen.


Das Comeback des Königs

Nebst Ramseier nagelte ein weiterer Eidgenosse seine Schwingerhosen an die Wand: Florian Gnägi. Für seinen Seeländer Kollegen gab sogar Christian Stucki völlig überraschend ein Comeback. Der Schwingerkönig bestritt in Turnerkleidern den Kemmeriboden Schwinget. Er konnte drei Gänge gewinnen und praktisch allen der über 3000 Zuschauerinnen und Zuschauern ein Lächeln aufs Gesicht zaubern.

11.09.2025 :: Micha Strohl (msz)