Das Chüechlihus präsentiert sich neu

Das Chüechlihus präsentiert sich neu
Im neuen Eingangsbereich im Chüechlihus kann man bei einem Kaffee in diversen Büchern schmökern. / Bild: zvg
Langnau: Unter dem Motto «Altbewährtes trifft auf neue Formen der Vermittlung» hat das Regionalmuseum Chüechlihus nach einer Neugestaltung seine Türen wieder geöffnet.

«I heisse Chüechlihus, aber dä Name ha-n-i ersch vor chli meh aus 100 Jahr übercho, wiu i lang e Gaffeewirtschaft bi gsy, vorhär ha-n-i angeri Näme gha: Chrämerhus, Chachelihus, ja, es Zytli ha-n-i i mim Chäuer sogar Chäse glageret.» So begrüsst einen das 500-jährige Holzhaus in einem kurzen Animationsfilm im neugestalteten Eingangsbereich des Regionalmuseums gleich selber.

«Ein Jahr lang haben wir uns mit der Umgestaltung beschäftigt», erklärt die Museumsleiterin Carmen Simon. «Wir haben nach neuen Vermittlungsformen gesucht, und wir haben überlegt, welche zusätzlichen Perspektiven aus der jüngeren Langnauer Geschichte wir auch noch zeigen möchten. Innerhalb von drei Wochen ist dann der ganze Umbau über die Bühne gegangen.»


Ein Museum für die Bevölkerung

Das ganze Erdgeschoss ist nun barrierefrei gestaltet. Um bei zufällig vorbeikommenden Gästen mit wenig Zeit die Lust auf einen zweiten Besuch zu wecken, wird für die einführenden Räume im Erdgeschoss kein Eintritt verlangt. Wanda Seiler, die Projektleiterin der ganzen Neugestaltung, erklärt: «Wir möchten die Bevölkerung stark in die Gestaltung der Ausstellung, die sich stetig verändern soll, einbeziehen. Denn bei ihr liegt ein Grossteil des Wissens über die Vergangenheit.» Und Carmen Simon ergänzt: «Ich bin zwar die Leiterin des Museums. Aber das Museum gehört der Oberemmentaler Bevölkerung.»

Auf einem Tisch sind unter einer Glasplatte zehn Gegenstände stellvertretend für die breite Geschichte von Langnau ausgestellt: Neben einem Flachsstengel, einer kunstvoll verzierten Keramik-Zuckerdose, einem Langnauer Örgeli und einem Hockeypuck entdeckt man auch ein Uringlas aus der Praxis des Wunderarztes Micheli Schüpbach oder eine kleine Götterfigur aus dem Hindutempel im Schärischachen.

Mit Kopfhörern kann man sich kurze Audiosequenzen anhören, in denen die Gegenstände neben ihrer Geschichte auch von ihrer Verbindung zur Gegenwart oder zur weiten Welt erzählen. So erfährt man etwa, dass die Schwingerhosen des diesjährigen Esaf in Mollis aus einheimischem Flachs gesponnen, gewoben und genäht wurden.


Verschiedene Perspektiven und Sinne

«Hören Sie etwas?», fragt Wanda Seiler. Sie macht auf den feinen Soundteppich im zweiten Raum aufmerksam. «Wir haben viele Leute gefragt, welches Geräusch sie mit dem Emmental verbinden. Eine Auswahl davon ist in dieser Collage vereint.»

In drei Holzkistchen steckt eine Anzahl Porträttafeln bekannter Emmentaler und Emmentalerinnen, von Jeremias Gotthelf über Elisabeth Müller bis zu Tinu Heiniger oder Lia Wälti. «Auch diese Auswahl haben wir durch Befragungen in der Bevölkerung getroffen. Wir werden sie Jahr für Jahr noch ergänzen.»

Ein Gestell bei der Treppe macht mit Fotos und Requisiten auf die Bedeutung der SCL Tigers für die Region aufmerksam. Da findet man «Aschrübeler»-Schlittschuhe aus den Klubanfängen, diverse Tenues, einen zerbrochenen Stock und Eintrittsbillette.


Ein Fünftel ausgestellt

Carmen Simon zeigt an der Presseführung auch die Dauerausstellung, an der relativ wenig verändert wurde. «Weil wir den Platz dafür verkleinert haben, mussten wir aber auf einige Themenbereiche schweren Herzens verzichten. Wir haben alles neu beschriftet und die Räume im Allgemeinen sparsamer bestückt. Das Museum besitzt 25´000 Objekte, davon stellen wir immerhin ungefähr 5´000 aus.»

In der Ausstellung wird auch Wert darauf gelegt zu zeigen, dass Langnau von jeher nicht einfach ein Bauerndorf war. Der Leinen- und Käsehandel brachte Reichtum, Weltgewandtheit und internationale Besucher ins Emmental. Bestimmt hat auch der Dichter Goethe bei seinem Besuch in Langnau die prächtige Fassade des Chüechlihus bestaunt und daneben dessen «Schwester», die imposante Kramlaube, bewundert.

«Der Umbau ist noch nicht abgeschlossen», erklärt Simon, «die hinteren Räumlichkeiten des Hauses werden in Zukunft Sonderausstellungen beherbergen. Im Frühling, wenn wir die erste eröffnen, gibt es ein grosses Einweihungsfest.» In der letztjährigen Aktion «Entsammeln» hat sich das Museum zwar von etlichen Gegenständen getrennt. «Aber wir sammeln weiter. Geschichte ist nie abgeschlossen», meint Simon.

11.09.2025 :: Ruedi Trauffer