Die Athenerin Lysistrata (rechts, in Rot) und ihre Freundin aus Sparta (neben ihr) verbünden sich für den Frieden. / Bild: zvg
Lützelflüh: Zu seinem 30-jährigen Bestehen bringt das Theater Lützelflüh im Glashaus der Gärtnerei Waldhaus die griechische Komödie «Lysistrata - der Krieg muss weg!» auf die Bühne.
Als die Störche nicht mehr kamen, kamen auch keine Babys mehr. Die jungen Athener Frauen stricken, ihre Männer sind im Krieg gegen Sparta. Einmal im Jahr haben die Männer Fronturlaub, um Söhne für den Krieg zu zeugen. Die alten Frauen - alle haben ihre Männer durch den Krieg verloren - hoffen, dass künftig nur noch Mädchen geboren werden. Die Männer fühlen sich dem Vaterland verbunden, sie sehen sich als Helden, sie üben Krieg, den geordneten Angriff auf den Feind mit allen taktischen Schikanen.
Die geniale Idee von Aristophanes
Die kluge Athenerin Lysistrata (Madeleine Neuenschwander) spannt mit ihrer Freundin Lampito (Petra Beck) aus Sparta zusammen. Ihr gemeinsames Ziel: Der Krieg muss weg. Die beiden Frauen verfolgen ihre Pläne beharrlich und überzeugen ihre Leidensgenossinnen, die Männer vor die Wahl zu stellen: Krieg oder Liebe. Oder salopp gesagt, es gibt keinen Sex mehr, bis der Krieg aufhört. Diese Idee hatte der griechische Komödienautor Aristophanes, um den Peloponnesischen Krieg zu beenden. Michela Gösken hat das antike Stück überarbeitet. Die Frauen stürmen die Akropolis, nehmen die Kriegskasse in ihren Besitz, verschanzen sich auf dem Burgberg, unterhalten sich genüsslich über die Briefe ihrer Männer und sehen deren Fronturlaub gespannt entgegen.
Lysistrata bleibt hart
Die zurückkehrenden Männer stellen enttäuscht fest, dass ihre Urlaubsträume nicht in Erfüllung gehen. Trotz ihrem Schwärmen, trotz ihrem Singen, trotz ihrer Rosen, die Frauen vertrauen Lysistrata und verweigern sich ihren Angetrauten. Mehr noch, sie verlangen von den Männern die Unterzeichnung der Kriegsverweigerungsverpflichtung.
Die Männer erdenken immer andere Strategien, holen sich die von Ammenmüttern umsorgten Kinder und wollen so ein Umstimmen ihrer Frauen erzwingen. Es sind aber nicht ihre Sprösslinge, sie haben spartanische Kinder in ihren Armen, ihre Versöhnungsversuche scheitern kläglich. Schliesslich nimmt die Geschichte eine Wendung und die Störche kommen zurück.
Gelungene Inszenierung
Sind für ein Bühnenstück 22 Protagonistinnen und Protagonisten nicht eher an der oberen Grenze? Regisseurin Ami Barbara Rauch meinte dazu: «Zum Casting haben sich unerwartet viele junge Frauen gemeldet und darum habe ich dieses Theaterstück vorgeschlagen. Die vielen gemeinsam gesprochenen Textstellen waren allerdings eine grosse Herausforderung für die Spielenden und für mich. Das Gleiche gilt für das Bühnenbild, weil das Gewächshaus als Spielort gesetzt war.» Und warum gerade dieses Stück? «Das Werk wurde vor 2'400 Jahren geschrieben und passt noch immer in unsere Welt. Es behandelt ein ernstes Thema, das uns alle beschäftigt, und zeigt eine witzige Idee auf, wie die Menschen auf dieser Welt friedlicher zusammenleben könnten.» Die Inszenierung ist gekonnt, abwechslungsreich, spannend; die Spielenden überzeugen und begeistern. Das Stück ist eine Utopie, aber lässt uns trotzdem davon träumen, unsere Welt mit einem simplen Trick zum Guten zu wenden.