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Ein Eidgenössisches, das in Erinnerung bleibt

Ein Eidgenössisches, das in Erinnerung bleibt
Am Ende durfte Fritz Ramseier doch noch über den hochverdienten ersten eidgenössischen Kranz jubeln. / Bild: Barbara Loosli (blo)
Schwingen: Zwei Tage voller hochklassigem Schwingsport, grossen Emotionen und teils hitzigen Diskussion. Ein Emmentaler stach am Eidgenössischen in Mollis besonders heraus.

Nicht etwa die vielfach genannten Favoriten Joel Wicki oder Michael Moser führten die Rangliste nach dem ersten Tag am Eidgenössischen an, sondern Fritz Ramseier. Der 31-Jährige aus Süderen überraschte in Mollis alle und legte ein Schwergewicht nach dem anderen auf den Rücken. Nebst Johann Borcard bezwang er mit Schurtenberger, Ott und Strebel gleich drei Eidgenossen. Einzig Werner Schlegel konnte sich am Samstag noch einen Viertelpunkt mehr sichern als der Emmentaler Landwirt. Dass Fritz Ramseier damit plötzlich zu einer der tragenden Figuren im Berner Kader wurde, war ihm vorerst gar nicht richtig bewusst: «Erst am Sonntagabend merkte ich, dass ich scheinbar etwas Grosses erreicht hatte.» Und mit einem Augenzwinkern fügt er an: «Ich wusste gar nicht, dass ich so berühmt bin.»


Keine Zeit für Nervosität

Auch am zweiten Tag wurde der 1,75 Meter grosse Ramseier nicht geschont. Im fünften Gang gelang fast der Coup mit einem Gestellten gegen Domenic Schneider. Erst in der letzten Sekunde musste er sich geschlagen geben. Auch danach wurde er hart eingeteilt: Im nächsten Gang wartete Werner Schlegel. Es resultierte die nächste Niederlage, gefolgt von einem Gestellten. Plötzlich hing der eidgenössische Kranz wieder am seidenen Faden. Nervosität? «Ich war in der Physio, bis mich ein Kollege kam und meinte, ich müsse jetzt schwingen gehen. Es blieb also gar keine Zeit nervös zu werden.» Beim anschliessenden Plattwurf und dem damit verbundenen Kranzgewinn explodierte die Berner Tribüne schier und Freudentränen liefen ganz bestimmt nicht nur beim Klubkollegen Dominik Gasser. Der Kranzgewinn bedeutet Ramseier viel: «Das ist das Schönste, was du als Schwinger erreichen kannst.»


Jahrelange Arbeit zahlt sich aus

Ebenfalls Neueidgenosse darf sich der Entlebucher Marc Lustenberger nennen. «Ich fühlte mich gut und konnte mit Freude schwingen. Und wenn es eine vielfach genannte Floskel ist: Ich habe versucht, Gang um Gang zu schwingen.» Der 22-Jährige belohnt sich für jahrelange Arbeit: «Ich habe mir dieses Ziel vor drei Jahren gesetzt und dafür viel investiert.» Die Trainings und der Wille zahlten sich aus. Schon 2024 hatte er mit dem Rang  8 in Appenzell ein Zeichen gesetzt, heuer konnte er am Ob- und Nidwaldner Kantonalen seinen ersten Kranzfestsieg feiern. Dass der Eidgenossen-Status nun Tatsache ist, sei ein wunderschönes Gefühl. Nebst der Freude schwang aber auch Erleichterung mit: «Man macht sich selbst einen gewissen Druck.»

Ebenfalls unter Druck stand der zweite ganz böse Entlebucher: König Joel Wicki. Lange war die grosse Innerschweizer Hoffnung auf Titelverteidigungskurs. Der Gestellte am Samstagabend gegen seinen späteren Nachfolger Armon Orlik war vorerst nicht weiter schlimm. Am Sonntagmorgen folgte dann ein Dämpfer: Gegen Romain Collaud gab es am Ende keine Entscheidung, obwohl Wicki seinen Gegner einmal mit beiden Schultern im Sägemehl hatte – eine Szene, die sicher noch eine Weile in den Köpfen aller Innerschweizer bleiben wird. Auch wenn es am Ende nicht erneut ganz nach vorne reichte, darf sich der diesjährige Brünig-Sieger über seinen dritten eidgenössischen Kranz freuen.


Moser und Aeschbacher an der Spitze

Apropos dreifacher Eidgenosse: So darf sich seit Sonntag auch Matthias Aeschbacher nennen. Auch wenn die Niederlage gegen Matthias Herger im fünften Gang schmerzte und der Traum einer möglichen erneuten Schlussgangteilnahme damit platzte, resultierte für ihn schlussendlich der starke Rang 4. Direkt vor ihm platzierte sich die zweite Emmentaler Hoffnung: Michael Moser. Der 20-jährige holte sich damit den überfälligen Status als Eidgenosse. Wieder und wieder bewies er, dass er zur absoluten Spitze gehört.

Ein wenig abseits der Spitzenpaarung sicherte sich Christian Gerber seinen zweiten eidgenössischen Kranz. Er triumphierte unter anderem dank Siegen gegen die Eidgenossen Joel Ambühl und Samir Leuppi und bestätigte seine gute Form der diesjährigen Saison.

04.09.2025 :: Lisa Willener (lwh)