Linden: Weil sich ein Bürger über Pferdemist ärgerte, wurde ein runder Tisch einberufen.
Mit dabei: die Vereinigung Pferd und Umwelt. Sie kennt sich mit solchen Problemen aus.
81´319 Pferde wurden gemäss Bundesamt für Statistik letztes Jahr in der Schweiz gehalten. Das gibt ordentlich Mist. Ein kleiner Teil der «Rossbouele» landet auf der Strasse, zum Ärger mancher Fussgänger, Velofahrerinnen und Anwohner. So auch in Linden. «Einige Bürgerinnen und Bürger fühlen sich durch Pferdemist gestört und haben das auf der Gemeindeverwaltung zum Ausdruck gebracht», stand im «Lindenblatt», dem Informationsheft der Gemeinde. Aufgrund dieser Rückmeldungen hätten sie das Thema aufgenommen, sagt Gemeindeverwalter Stephan Zingg. «Wir wollten etwas tun, bevor es zum Problem wird.» In Linden gebe es zahlreiche Pferdebesitzer und Stallbetreiberinnen. Und so lud die Gemeinde zu einem runden Tisch ein. Mit dabei war auch Susanne Bigler, Präsidentin der Vereinigung Pferd und Umwelt ehemaliges Amt Konolfingen. Sie wurde auch schon von anderen Gemeinden als Vermittlerin engagiert.
Appell an Pflicht und Verständnis
Susanne Bigler will Reiterinnen und Stallbetreiber für das Thema sensibilisieren. «Grundsätzlich ist es Ehrensache, dass sich Reiter anständig verhalten und Rücksicht nehmen.» Und dazu gehöre, wie es der Verhaltenskodex (siehe Kasten) vorsieht, dass Pferdeäpfel auf Strassen entfernt würden. Allerdings müsse man differenzieren. «Auf einem Feld- oder Waldweg ist es nicht nötig, den Mist wegzuräumen, in Quartieren dagegen unbedingt», sagt Bigler. Doch das sei nicht immer sofort möglich, deshalb appelliert sie an das Verständnis der Leute. «Eine Reiterin muss die Situation prüfen und entscheiden, ob sie absteigen kann oder nicht. Etwa an einer stark befahrenen Strasse oder an einer Kreuzung könnte dies gefährlich sein, denn Pferde sind Fluchttiere.» Auch weil Reiter den Mist nicht von Hand mit einem Plastiksäckchen auf- und mitnehmen könnten wie Hundekot, brauche es manchmal etwas Zeit, bis die Sache erledigt werden könne, gibt Susanne Bigler zu bedenken.
Apropos Hunde: Manche Leute fänden, Pferdemist müsse man gleich behandeln wie Hundekot. Doch da gebe es entscheidende Unterschiede, betont Bigler. Schliesslich sei der Hund ein Fleisch-, das Pferd dagegen ein Pflanzenfresser. «Die Bollen sind im Gegensatz zu Hundehaufen nicht giftig und sie werden in kurzer Zeit von Kleinstlebewesen zersetzt.»
«Bollen Boys» können helfen
Nicht nur Reiter und Bürgerinnen, auch Gemeinden können etwas tun für ein friedliches Nebeneinander. Dort, wo sich beliebte Reitwege befinden, lohne sich manchmal eine Entsorgungsmöglichkeit, so Bigler. Das zeige etwa das Beispiel Wichtrach. Die Gemeinde habe an mehreren Stellen, die viele Reiterinnen passieren, einen Grüngutcontainer aufgestellt sowie einen sogenannten Bollen Boy. Die Vereinigung Pferd und Umwelt gibt solche Reinigungshilfen, bestehend aus einer Schaufel und einem Rechen, gratis ab. Auf diese Weise könne die Hinterlassenschaft sauber entsorgt werden und es bestehe nicht die Gefahr, dass sie in den nächsten Garten gekippt werde, erklärt Bigler. In Worb wiederum habe man eine andere Lösung gefunden. «Die Betreiber der Reitställe putzen mehrmals pro Woche stark genutzte Strassen.» Solche Einsätze kämen bei der Bevölkerung gut an und könnten Streit verhindern.
Auch in Linden kommen nun «Bollen Boys» zum Einsatz. Die Gemeinde habe einen deponiert und auch Private hätten anlässlich des runden Tisches welche mitgenommen, sagt Gemeindeverwalter Stephan Zingg. Negative Rückmeldungen seien seither nicht mehr eingetroffen. «Es hat sich gelohnt, früh zu handeln.»