Schüpfheim: Urs Corradini hat als Pastoralraumleiter die Kirche im oberen Entlebuch geprägt. Nun tritt er Anfang Oktober beim Bistum Basel in Solothurn eine neue Führungsstelle an.
Nach bald 13 Jahren im Amt verlässt Urs Corradini Ende August seine Stelle als Gemeinde- und Pastoralraumleiter Oberes Entlebuch. Er übernimmt ab Anfang Oktober in der Leitung des Bistums Basel eine Führungsaufgabe. «Ich bin dem Ruf von Bischof Felix Gmür gefolgt», erläutert Corradini im Gespräch seine Entscheidung. Obwohl es im Bistum üblich sei, sich nach zehn, zwölf Jahren nach einer neuen Aufgabe umzusehen, habe er diese Stelle nicht gesucht. «Aber der Bischof wollte mich und da habe ich zugesagt.»
Ausländische Priester betreuen
Die neu geschaffene Stelle im Personalbereich sei eine grosse Herausforderung. «Ich werde zuständig sein für die Führung der rund 50 ausländischen Priester, welche ihre jeweiligen Sprachgemeinschaften betreuen.» Eine weitere Aufgabe umfasse die Rekrutierung von Priestern aus Indien und Afrika, welche für das Bistum tätig werden sollen. Im Rahmen der neuen Aufgabe werde er mit allen Fragen rund um das Bistum konfrontiert sein. Das mute etwas an wie ein Fass ohne Boden und es sei schwer einzuschätzen, was alles auf ihn zukomme. «Zudem gibt es – man hat mich schon darauf hingewiesen – auch Unlösbarkeiten. Das birgt wohl auch etwas Frustrationspotenzial. Aber das gehört zum neuen Job.»
Der Zeitpunkt für den Wechsel nach Solothurn, dem Sitz des Bistums Basel, sei jedenfalls optimal, findet Corradini. «Jetzt sind die Kinder aus der Schule. So passen auch die Rahmenbedingungen bestens.» Glücklich sei er auch, habe seine Frau am neuen Ort wieder eine Anstellung gefunden. Bisher hat sie ihn als Pfarreisekretärin von Schüpfheim und als Leitungsassitentin im Pastoralraum berufllich eng begleitet.
«Familie war Teil des Ganzen»
Klar, der Abschied falle ihm nicht leicht. «Meine Gefühle sind ambivalent. Ich freue mich zwar, etwas Neues anpacken zu können.» Doch er empfinde auch Verunsicherung und Respekt vor diesem neuen Abenteuer.
«Wir kamen mit kleinen Kindern – wir gehen mit grossen Kindern.» Das sei jetzt gut so. «Obwohl man in dieser kleinräumigen Struktur exponiert ist, war die Familie immer Teil des Ganzen. Wir wurden von Anfang an bewusst als Familie begrüsst und aufgenommen.» Gefreut habe ihn beim Stellenantritt vor 13 Jahren das Begrüssungsschreiben der Gemeindepräsidentin, also der politischen Instanz, erinnert sich Urs Corradini. «Für mich ein Hinweis auf eine enge und gute Zusammenarbeit. Und das war dann auch immer so.»
Die grösste Herausforderung während seiner Tätigkeit im Entlebuch sei die Schaffung des neuen Pastoralraums gewesen. Seien es anfangs noch die drei Pfarreien Schüpfheim, Flühli und Sörenberg gewesen, habe man mit der Schaffung des Pastoralraums Mittleres Entlebuch 2013 vorerst die Strukturen optimiert. Mit der später erfolgten Erweiterung zum Pastoralraum Oberes Entlebuch – als die Pfarreien Escholzmatt, Wiggen und Marbach hinzugekommen sind – habe man zusätzliche Synergien geschaffen. «Natürlich hat das», räumt Corradini ein, «auch Widerstände provoziert.» Zudem hätten gewisse Animositäten zwischen Escholzmatt und Schüpfheim den Prozess anfangs nicht erleichtert. Aber man habe zu einer guten Zusammenarbeit gefunden.
Gutes Miteinander
«Ich möchte betonen, dass wir heute ein gutes Miteinander haben. Die Teams in ihrer wechselnden Zusammensetzung, die zahlreichen Freiwilligen inbegriffen, arbeiten unter meiner Leitung konstruktiv zusammen», bilanziert Corradini. «Dabei war ich in vielen Teams und Gremien unterwegs, mit der Konsequenz, fast jeden Abend in einer Besprechung zu sitzen.» Das sei eine intensive, aber auch sehr dankbare Zeit gewesen, die er nie als Belastung empfunden habe.
Als Seelsorger lebe man mit den Menschen und ihren Anliegen mit. Man teile mit ihnen freudige wie auch tragische Augenblicke. Diese Erlebnisse seien für ihn prägend gewesen, die werde er nie vergessen, hält Urs Corradini fest. «Aber jetzt ist es gut weiterzuziehen und meinen Platz einem Nachfolger ohne Vorgeschichte zu überlassen. Der gebürtige Saarländer Martin Heinrich Rohrer wird hier im Pfarrhaus einziehen und neue Akzente setzen.»